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Die Achtsamkeits-Revolution

Die Achtsamkeits-Revolution

Titel: Die Achtsamkeits-Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Wallace
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mit Zählen verbunden, so kommt es eben infolge des Zählens zur Sammlung des Geistes ... Für den in dieser "Weise ganz schnell Zählenden scheint die Übung gleichsam ununterbrochen fortzudauern.« 20 Asanga hingegen schlug vor, die Atemzüge von zehn bis eins rückwärts zu zählen. Danach können Sie versuchen, zwei Atemzüge als einen zu zählen, dann vier als einen und so weiter, sodass Sie nach und nach immer mehr Atemzüge in diese verlangsamte Zählweise einbeziehen. Für welche Zählmethode Sie sich auch entscheiden mögen, wenn sich Ihre Achtsamkeit derart stabilisiert hat, dass Sie keine Aussetzer mehr erleben und sie kontinuierlich auf jedes Ein- und Ausatmen gerichtet bleibt, können Sie mit dem Zählen aufhören. Dann hat diese zeitweilige Krücke ihren Dienst getan. Asanga erwähnte allerdings, dass diese verschiedenen Zählmethoden nicht für alle ein gangbarer Weg sind. Manchen Menschen mögen sie helfen, der Laschheit und Erregung entgegenzuwirken, doch andere wiederum stellen fest, dass sie ihre Achtsamkeit auch ohne Zählen ziemlich effektiv auf die Atmung richten können. Diese brauchen sich nicht mit den oben erwähnten Zähltechniken abzugeben.
    Sie werden vielleicht feststellen, dass Ihre Atmung mit dem ruhiger werdenden Geist feiner wird, was auch schwächer wahrnehmbare Atemempfindungen zur Folge hat. Je weiter Sie in dieser Praxis fortschreiten, desto subtiler wird der Atem. Zuweilen kann er so fein werden, dass Sie ihn gar nicht mehr auszumachen vermögen. Das bedeutet, dass Sie Klarheit und Schärfe Ihrer Achtsamkeit erhöhen müssen. Mit anderen Worten, Sie müssen immer   noch präziser und präziser auf diese Empfindungen achten, um mental beim Atem bleiben zu können. 21 Hier findet eine Art Bio- feedbackprozess statt. Wenn Ihr Geist abgelenkt wird und Sie sich in unwillkürlichen Gedanken verstricken, wird Ihre Atmung gröber, was stärkere Empfindungen zur Folge hat, die sich auch leichter wahrnehmen lassen. Wenn sich Ihr Geist wieder beruhigt, werden auch die Atmung und die damit verbundenen Empfindungen feiner, und das fordert wiederum zu mehr Klarheit und Schärfe in der Achtsamkeit auf. Die Achtsamkeit auf die Atmung besitzt diesen einzigartigen »Biofeedback«-Vorteil.
    Während der Meditation können ganz verschiedene Körperempfindungen auftreten. Manchmal haben Sie vielleicht das Gefühl, dass Ihre Glieder extrem schwer oder dick sind. Manchmal fühlt sich der Körper vielleicht sehr groß an. Oder Sie haben das Gefühl, zu schweben oder zu levitieren. Empfindungen von Kribbeln, Vibrieren oder Hitze sind allgemein verbreitet. Es kann auch vorkommen, dass Sie Ihren eigenen Körper gleichsam wie aus der Ferne sehen. Sie mögen, vor allem wenn Sie viele Stunden am Tag meditieren, die Erfahrung machen, dass sich beim Präna oder den Vitalenergien in Ihrem Körper Veränderungen ergeben und Ver- spannungen gelöst werden. Wenn Sie sich der Achtsamkeit auf die Atmung widmen, beginnen sich diese Energien auszubalancieren und natürlich zu fließen. Das ist ein Prozess, der seine Zeit dauert, und während die Energien sich von selbst neu verteilen, rufen ihre Bewegungen verschiedene Empfindungen hervor. Machen Sie sich darüber keine Sorgen und machen Sie auch nicht viel Aufhebens davon; es handelt sich um ganz natürliche Folgen dieser Praxis.
    Die Shamatha-Praxis führt zu einer anormalen Art von Achtsamkeit. Normalerweise ist die Achtsamkeit lasch, wenn der Geist entspannt ist, und befinden wir uns in einem Zustand der Anspannung, der Verengung von Körper und Geist, wenn die Achtsam keit geweckt ist. Bei dieser Praxis aber ist der Geist umso tiefer entspannt, je stärker wir unsere Achtsamkeit aktiviert haben. Shamatha hat etwas relativ Egoloses an sich. Während andere Aktivitäten, die ein hohes Maß an Konzentration erfordern, anstrengend und oft zielorientiert sind, beinhaltet Shamatha, dass Sie fast nichts tun. Sie wenden sich passiv den mit der Atmung einhergehenden Empfindungen zu, ohne sie in irgendeiner Weise zu regulieren. Ihr Ego ist geradezu außer Gefecht gesetzt, während Sie den Körper aus eigenen Stücken atmen lassen und nur ein ganz feines Maß an Mühe aufwenden, um die Achtsamkeit, wenn sie in Laschheit oder Erregung verfällt, auszubalancieren. Steigern Sie, wenn Sie dann in Ihrer Praxis vorankommen, die Dauer jeder Meditationssitzung und reduzieren Sie die Anzahl der täglichen Sitzungen. Stellen Sie stets Qualität über Quantität. Die ungebrochene

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