Die Achtsamkeits-Revolution
Stimme abgegebener Kommentar war, dass diese Praxis Durchhaltevermögen erfordert.
Ich setzte mein Studium und meine Praxis des tibetischen Buddhismus bis zum Ende der siebziger Jahre in Indien und später in der Schweiz fort und studierte bei vielen Lehrern, darunter auch Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama, dem ich ab 1979 auch als Dolmetscher zu dienen begann. Nach zehn Jahren wollte ich nichts lieber tun, als mich ganz der Meditation zu widmen, und zwar vor allem der Shamatha-Meditation. So war ich äußerst hochgestimmt, als der Dalai Lama, der von meinem sehnlichen Wunsch zu meditieren wusste, mich zur Rückkehr nach Indien ermunterte, um dort unter seiner Anleitung zu praktizieren! Aufgrund von Visumsbestimmungen konnte ich nicht länger als sechs Monate in Indien bleiben, aber ich verbrachte fast die ganze Zeit im Einzel- retreat in den Bergen oberhalb von Dharamsala. Ich meditierte von vier Uhr morgens bis neun Uhr abends, wobei ich den Tag in zehn Praxissitzungen unterteilte. Einmal in der Woche brachte mir ein Freund Essensvorräte aus dem Dorf herauf, und ich wanderte alle paar Wochen den Berg hinunter, um mich mit Seiner Heiligkeit zu besprechen. Während dieses Retreats holte ich mir auch bei einem erfahrenen Einsiedler namens Gen Lamrimpa Rat, der bereits an die zwanzig Jahre im Meditationseinzelretreat verbracht hatte.
Bis Ende 1983 führte ich dann weiterhin in Indien, auf Sri Lanka und in den USA Meditationseinzelretreats durch. Danach hatte ich das Gefühl, dass es nun Zeit war, mich wieder auf meine ursprüngliche Kultur einzulassen. Mich faszinierten die Zusammenhänge zwischen Buddhismus und moderner Wissenschaft, und so studierte ich am Amherst College Physik, Wissenschaftsphilosophie und Sanskrit. Nach meinen Abschluss im Jahr 1987 kehrte ich zur Shamatha-Praxis zurück, dieses Mal in der Hochwüste Ostkaliforniens. Nach Monaten im Retreat assistierte ich Gen Lamrimpa bei der Leitung eines Shamatha-Gruppenretreats, das ein Jahr lang dauerte und auf dem Lande im Staat Washington durchgeführt wurde.
Im Anschluss an dieses Retreat verbrachte ich sechs Jahre damit, an der Stanford University meinen Doktor in Religionswissenschaft zu machen. Meine Dissertation hatte Shamatha zum Thema. Gleichzeitig erhielt ich ausgedehnte Unterweisungen über die Dzogchen(Große Vollkommenheit)- und Mahamudra(Große Geste oder Großes Siegel)-Traditionen des tibetischen Buddhismus, die Theorien über und Praxisanleitungen für die Erforschung der Natur des Bewusstseins bereitstellen. Nach meinen umfassenden Examina verabschiedete ich mich zunächst einmal von den akademischen Hallen, um in der Hochwüste fünf Monate lang Shamatha zu praktizieren, wobei ich dieses Mal einen Dzog- chen-Ansatz verfolgte. Ich betrachtete das als meine »Laborarbeit« zur Ergänzung meiner akademischen Forschungen. Nach meinem Abschluss in Stanford lehrte ich vier Jahre lang Religionswissen schaft an der University of California in Santa Barbara und widmete mich dann Anfang Herbst 2001, wieder in der gleichen Hochwüste, weitere sechs Monate lang der Shamatha-Praxis. Seit 1992 hatte ich mit diversen Teams von Kognitionswissenschaftlern zusammengearbeitet, die die psychophysiologischen Auswirkungen des Achtsamkeitstrainings und anderer Meditationsformen unter die Lupe nahmen. Im Herbst 2003 richtete ich das Santa Barbara Institute for Consciousness Studies ein, das der Zusammenführung und Integration von wissenschaftlichen und kontemplativen Methoden der Bewusstseinserforschung dienen soll. Eines der Projekte des Instituts ist das Shamatha-Projekt: Dreißig Personen begeben sich in ein Einjahresretreat, wobei sie davor, unterdessen und danach einer wissenschaftlichen Untersuchung und Evaluierung unterzogen werden.
DANK
Dieses Buch begann allmählich vage Gestalt anzunehmen, nachdem meine alte Freundin Lynn Quirolo unermüdlich verschiedene Vorträge über Shamatha transkribiert hatte, die ich im Verlauf vieler Meditationsretreats gehalten hatte. Dann redigierte sie diese groben Abschriften und brachte sie in Buchform, und ich überarbeitete das Material noch einmal. Das war der Stand der Dinge, als Brian Hödel, ein weiterer lieber Freund und Kollege, hinzukam und sich anbot, mit seinem journalistischen Können viele Abschnitte noch einmal umzuschreiben und zu glätten. Dann legten wir den Text Wisdom Publications vor. David Kittelstrom gab mir sodann den wertvollen Rat, das ganze Manuskript radikal umzuändern, was ich auch
Weitere Kostenlose Bücher