Die Achtsamkeits-Revolution
Buch zuweilen in Themen ein, die entweder ein entsprechendes Hintergrundwissen voraussetzen oder aber die Neigung, die Lehren zu ergründen, die im buddhistischen Kontext die Grundlagen für die Schulung von Konzentration und Achtsamkeit bilden. Da ich dieses Buch zum Teil auch geschrieben habe, um auf die unter heutigen Buddhisten darüber herrschende Verwirrung einzugehen, wie der Buddha und spätere Kommentatoren Shamatha gelehrt haben, sowie auf die Implikationen, die sich daraus auf praktischer Ebene ergeben, mögen nichtbudd histische Leser diese Erörterungen als für ihre Belange nebensächlich ansehen. Sei brauchen kein Buddhist zu sein, um Shamatha zu praktizieren, und sollten sich frei fühlen, diese Diskussionen zu überspringen. Dennoch könnte es sein, dass Sie von einer Untersuchung der Divergenzen profitieren, die sich im Verlauf der 2500 Jahre alten Geschichte dieser Disziplin ergeben haben.
ZEHN STUFEN ZUR ENTWICKLUNG VON ACHTSAMKEIT
Als Bezugsrahmen für die allmähliche Entwicklung und Schulung der Konzentrations- und Achtsamkeitsfähigkeit habe ich die vollständigste und detaillierteste Beschreibung gewählt, die ich in der Kontemplationsliteratur finden konnte - die zehn Stufen, wie sie der indische buddhistische Meditationsmeister Kamalashila in seinem klassischen Werk Die Stufen der Meditation beschreibt. Bei einer in Tibet geführten historischen Debatte legte Kamalashila dar, dass die gründliche Befreiung des Geistes von allen seinen Verunreinigungen die Schulung in drei Dingen erfordert: Ethik, Achtsamkeit (oder konzentrative Sammlung) und kontemplative Einsicht. Momente der Einsicht sind wertvoll, aber nach der flüchtigen Seligkeit solcher meditativer Erfahrungen wartet die schmutzige Wäsche des Geistes nach wie vor auf ihre Reinigung. Daher muss die kontemplative Einsicht durch eine hochgradig ausbalancierte Konzentration und Achtsamkeit unterstützt werden - und das erfordert systematisches Training.
Dieser Pfad ist mit Marksteinen ausgeschildert. Kamalashilas Übersicht und Beschreibung lässt uns wissen, wo wir uns befinden, was wir tun und wonach wir Ausschau halten sollten. Die zehn Stufen zur Entwicklung und Entfaltung von Achtsamkeit sind:
Nach innen gerichtete Achtsamkeit
Stetig gerichtete Achtsamkeit
Wieder zurück gerichtete Achtsamkeit
Zunehmend gerichtete Achtsamkeit
Gezähmte Achtsamkeit
Beruhigte Achtsamkeit
Vollständig beruhigte Achtsamkeit
Einsgerichtete Achtsamkeit
Ins Gleichgewicht versetzte Achtsamkeit
10. Shamatha
Diese zehn Stufen bauen aufeinander auf. Sie beginnen beim Geist, der nicht mehr als ein paar Sekunden den Fokus zu halten vermag, und gipfeln in einem Zustand von vollendeter Stabilität und intensiver leuchtender Klarheit, der stundenlang aufrechterhalten werden kann. Man schreitet von einer Stufe zur nächsten fort, indem man nach und nach zwei Hindernisse in ihren immer subtileren Formen ausräumt: geistige Erregung und Dumpfheit. Die erfolgreiche Meisterung einer jeden Stufe bestimmt sich nach spezifischen Kriterien und wird von einem klaren Zeichen begleitet.
DREI TECHNIKEN
Um die Meditierenden auf dem Weg dieser zehn Stufen anzuleiten, habe ich aus den buddhistischen Lehren drei, meiner Erfahrung nach bei den Menschen der modernen Welt sehr wirkungsvolle Techniken ausgewählt. Sie bilden die Grundlage für die Unterteilung des Buches in drei Abschnitte. Was die ersten vier Stufen angeht, so sollten Sie die Methode praktizieren, die Ihnen am leichtesten fällt. Auf Stufe fünf ist der Geist bereits relativ stabil, und Sie können zu subtileren Techniken übergehen.
Für die Bewältigung der ersten vier Stufen empfehle ich Ihnen die Praxis der Achtsamkeit auf die Atmung, eine Methode, die sich in Variationen im Zen, Vipassana und tibetischen Buddhismus findet. Auf den Atem gerichtete Achtsamkeit bedeutet, dass Sie Ihr Gewahrsein auf den mit der Atmung einhergehenden Empfindungen ruhen lassen und Ihre Aufmerksamkeit, wenn Ihr Geist auf Wanderschaft geht, immer wieder darauf zurücklenken.
Ab der fünften Stufe empfehle ich eine Methode, die man Den- Geist-in-seinem-natürlichen-Zustand-zur-Ruhe~Bringen nennt. Bei dieser Technik richten Sie Ihre Achtsamkeit auf mentale Wahrnehmungen und Erfahrungen, auf all die Ereignisse - Gedanken, geistige Bilder und Emotionen -, die im Bereich des Geistes aufsteigen. Diese Methode ist der Traditionslinie des Dzogchen oder der »Großen Vollkommenheit« entnommen, findet sich aber auch in
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