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Die Achtsamkeits-Revolution

Die Achtsamkeits-Revolution

Titel: Die Achtsamkeits-Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Wallace
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bestimmt, nicht von der Natur oder Gott.
    Das Kultivieren von Shamatha ist weithin als Methode bekannt, um die relative Natur des Geistes, auch Speicherbewusstsein genannt, in Erfahrung zu bringen. Wie Padmasambhava ausführte, kann jedoch in manchen Fällen die Shamatha-Praxis ohne ein Zeichen auch ausreichen, um die Natur des reinen ursprünglichen Gewahrseins erkunden und bestimmen zu können. Es handelt sich hier um eine Praxis der profunden Inaktivität. Sie sind gewahr, dass Sie gewahr sind, aber Sie tun dabei eigentlich nichts. Das vermeintlich unabhängige Ego ist vorübergehend arbeitslos geworden. Und das kann einigen außergewöhnlichen Personen mit »wenig Staub auf den Augen«, um mich hier einer alten Metapher zu bedienen, reichen, um die grundlegende Natur des Geistes
     und ihre Beziehung zur Wirklichkeit in ihrer Gesamtheit ausloten und ergründen zu können.
    Im Gegensatz zum Speicherbewusstsein, das man als den relativen Grund-Zustand des Geistes ansehen kann, lässt sich das ursprüngliche reine Gewahrsein (tibet. rigpa\ Skrt. vidya) als der absolute Grund-Zustand des Bewusstseins charakterisieren. Die Verwirklichung dieser unter anderem auch als ursprüngliche Weisheit, klares Licht ursprünglichen Gewahrseins oder uranfängliches Bewusstsein (Skrt. jnäna\ engl, primordial consciousness) bekannten absoluten Dimension des Bewusstseins ist eines der zentralen Themen der Dzogchen-Praxis. Dieser Gewahrseins- oder Bewusst- seinszustand bringt den niedrigstmöglichen Zustand mentaler Aktivität im Verein mit dem höchstmöglichen Potenzial und Grad an Freiheit des Bewusstseins mit sich. Vom uranfänglichen Bewusstsein untrennbar ist dies der absolute Raum oder die Weite der Phänomene (dharmadhatu), welcher die Dualität von äußerem und innerem Raum transzendiert.
    Aus dieser Weite - nicht getrennt vom uranfänglichen Bewusstsein - gehen alle unsere Erfahrungswelt bildenden Phänomene hervor. Alle Erscheinungen des äußeren und inneren Raums, von Zeit, Materie und Bewusstsein entstehen aus diesem absoluten Raum der Phänomene und sind in ihrer Beschaffenheit nichts anderes als Konfigurationen dieser Weite. Im begrenzten relativen Vakuum oder Leerraum des Alaya tauchen - wie im Falle des Tiefschlafs - für ein Individuum spezifische mentale Ereignisse auf und lösen sich wieder in diesen subjektiven Raum des Bewusstseins hinein auf. Hingegen tauchen alle Phänomen von Zeit und Raum aus dem absoluten Raum der Phänomene auf und lösen sich in diese zeitlose, unendliche Leere wieder auf. Während die relative Leere des Alaya über die Kultivierung von Shamatha in Erfahrung gebracht werden kann, wird diese absolute Leere gewöhnlich nur durch das Kultivieren von Vipashyana erkannt und erfahren.
      Die auf der Erfahrungsebene verwirklichte Erkenntnis des absoluten Raums durch das uranfängliche Bewusstsein transzendiert alle Unterscheidungen zwischen Subjekt und Objekt, Geist und Materie, ja alle Worte und Konzepte. Eine solche Einsicht bringt es nicht mit sich, dass hier ein subjektiver Bewusstseinsmodus auf einen objektiv gegebenen Raum trifft, sondern sie bedeutet die nichtduale, auf der Erfahrungsebene verwirklichte Erkenntnis der wesensmäßigen Einheit von absolutem Raum und uranfänglichem Bewusstsein. Während der absolute Raum der Phänomene die grundlegende Natur der von uns wahrgenommenen und erfahrenen Welt ist, ist das uranfängliche Bewusstsein die grundlegende Natur des Geistes. Alle diese Unterscheidungen zwischen Subjekt und Objekt, Geist und Materie werden als bloß ersonnene Kon- strukte betrachtet.
    Die Einheit von absolutem Raum und uranfänglicher Be- wusstheit ist die Große Vollkommenheit, und man spricht hier oft von dem »einen Geschmack« aller Phänomene. Man könnte das Alayavijnana, das Speicherbewusstsein, als einen relativen, oder falschen, Leerezustand des Bewusstseins bezeichnen, denn es unterscheidet sich vom Alaya, der Allbasis oder dem Urgrund, den es in Erfahrung bringt: Es ist durch bestimmte Erfahrungen von Glückseligkeit, lichtvoller Klarheit und Nichtkonzeptualität bedingt; es wird festgestellt oder in Erfahrung gebracht, wenn der Geist sich von der äußeren Welt zurückgezogen hat; und es ist durch Zeit und Kausalität gebunden - genauer gesagt an ein gegebenes Individuum. Deshalb hat es trotz seiner Leere eine innere Struktur. Die Einheit von absolutem Raum und uranfänglichem Bewusstsein ist hingegen die absolute oder wahre Leere. Obwohl sie ebenfalls mit

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