Die Achtsamkeits-Revolution
verschmelzen und besinnen Sie sich auf die Aussage Buddhas: »Im Gesehenen ist nur das Gesehene; im Gehörten ist nur das Gehörte; im Gefühlten ist nur das Gefühlte; im geistig Wahrgenommen ist nur das geistig Wahrgenommene.«
Wenn Sie die Sicht des Mittleren Weges in Ihre Praxis bei Tage einbeziehen wollen, können Sie den Anweisungen Padmasambha- vas folgen:
Es verhält sich so: Alle Phänomene sind nicht an und für sich existent, aber sie scheinen zu existieren und werden als verschiedene Dinge definiert, wie zum Bespiel als weiße oder rote. Das, was vergänglich ist, wird als unvergänglich begriffen, und das, was nicht wahrhaft existent ist, wird als wahrhaft existent betrachtet. Obwohl es heißt, dass diese Ursache für die Sklaverei aller Wesen einer Illusion gleicht, erscheinen nun infolge dieses Greifens nach trügerischen Erscheinungen, so als seien sie von wahrer Existenz, die Phänomene als wahrhaft existent. Diese gingen ursprünglich aus dem Immateriellen hervor, treten nun in Erscheinung, obwohl sie keine eigenständige Existenz besitzen, und werden am Ende zu nichts. Denke darüber nach, dass diese Dinge, da sie ohne Dauerhaftigkeit, Stabilität oder
Unwandelbarkeit sind, sowie keine eigenständige Natur besit-
zen, wie Illusionen sind. 82
Wann immer Sie etwas so wahrnehmen oder erfahren, als existiere
es unabhängig von Ihrem gedanklichen Bezugsrahmen, dann er-
kennen Sie es als von traumgleicher Natur. Auf diese Weise kön-
nen Sie allmählich im Wachzustand luzide werden.
STUFE 9
HS GLEICHGEWICHT VERSETZTE ACHTSAMKEIT
it nur ganz minimalem Aufwand gehen Sie von der ach-
ten zur neunten Stufe über, der ins Gleichgewicht versetzten Achtsamkeit. Sie können nun mühelos mindestens vier Stunden lang kontinuierlich makellosen Samadhi aufrechterhalten. Aufgrund der Kraft tiefer Vertrautheit mit diesem Training gleiten Sie ohne jede Anstrengung und ohne auch nur die leiseste Spur von Sinken und Erregung ins meditative Gleichgewicht. Das heißt nicht, dass Ihre Achtsamkeit sich nun unwiderruflich in Ausgewogenheit befindet. Wenn Sie aus irgendeinem Grund Ihre Praxis unterbrechen, werden Sie feststellen, dass Sinken und Erregung das Gleichgewicht der Achtsamkeit aushöhlen. Sie sind nicht unwiderruflich beseitigt worden. Aber wenn Sie eine kontemplative Lebensweise beibehalten und Ihre Achtsamkeit durch regelmäßiges Praktizieren fein geschliffen halten, kann Ihnen dieser wunderbare Grad an geistiger Gesundheit Ihr Leben lang erhalten bleiben.
Um an diesen Punkt zu gelangen, muss man fast mit Sicherheit viele Monate oder auch einige Jahre kontinuierlich vollzeidich praktizieren. Sie werden nie Erfolg haben, wenn Sie, und sei es auch sehr intensiv, nur in kurzen Intervallen daran arbeiten und dazwischen viele Pausen einlegen. Auch die höheren Stufen der Shamatha-Praxis lassen sich nicht erreichen, wenn man sich ihr
immer nur in vielen kurzen Retreats von einigen Wochen oder Monaten widmet. Dies erfordert langes kontinuierliches Praktizieren ohne Unterbrechung. Hier gibt es keine Abkürzungen.
Kontemplative, die diese neunte Stufe der ins Gleichgewicht versetzten Achtsamkeit erlangt haben, beschreiben die Qualität dieser Erfahrung einfach als »Vervollkommnung«. Der Geist ist zu einem noch tieferen Zustand von Unbewegtheit, Stille und heiterer Gelassenheit gelangt, der nun mit dem Berg Meru, dem König der Berge, verglichen wird. Man könnte verständlicherweise zur Schlussfolgerung kommen, dass man nun volles Shamatha erreicht hat. Sie sind fast am Ziel.
DIE PRAXIS:
GEWAHRSEIN OHNE EIN OBJEKT
Hier sind die essenziellen Anweisungen Padmasambhvas zur Sha-
matha-Praxis ohne Objekt außer dem Gewahrsein selbst:
Richte den Blick leer in den Raum vor dir. Sieh, dass auf die
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gerichtete Gedanken,
sowie heilsame, unheilsame und ethisch neutrale Gedanken
samt all den Ursachen, der Versammlung und der Auflösung der
mit den drei Zeiten verbundenen Gedanken völlig abgeschnit-
ten sind. Führe keine Konzepte ein. Lass den Geist wie einen
wolkenlosen Himmel klar, leer, gelassen und ganz ohne Greifen
sein - lass ihn in völliger Leere zur Ruhe kommen. Dadurch
entsteht die Stille der Freude, der lichtvollen Klarheit und der
Freiheit von jeglicher Gedankentätigkeit. Uberprüfe ob sich An-
haftung, Hass, Klammern, Greifen, Sinken oder Erregung darin
einfinden oder nicht, und erkenne den Unterschied zwischen
Heilsamem und Unheilsamem.
BETRACHTUNGEN
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