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Die Achtsamkeits-Revolution

Die Achtsamkeits-Revolution

Titel: Die Achtsamkeits-Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Wallace
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den Qualitäten von Glückseligkeit, lichtvoller Klarheit und Nichtkonzeptualität versehen ist, sind diese hier nicht als deutlich bestimmbare Eigenschaften gegenwärtig.
    Wenn man das Speicherbewusstsein durch das Erlangen von Shamatha erkennt und erfährt, werden die Geistesplagen nur vorübergehend unterdrückt. Hat man aber die Verwirklichung des ursprünglichen Bewusstseins erlangt, dann, so sagt man, führt das dazu, dass alle Geistesplagen (klesha) und Verdunkelungen (avara- na) für immer beseitigt sind. Ebenso ist die Glückseligkeit, die man erfährt, wenn man im relativen Grund-Zustand des Bewusstseins ruht, begrenzter und vorübergehender Natur, während die unvorstellbare Glückseligkeit, die dem absoluten Grund-Zustand des uranfänglichen Bewusstseins innewohnt, grenzenlos und ewig ist. Indem Sie das Speicherbewusstsein in Erfahrung bringen, erkennen und erfahren Sie die relative Natur des individuellen Bewusstseins, doch mit der Verwirklichung des uranfänglichen Bewusstseins wird das Gewahrsein in seiner Weite grenzenlos. Ebenso ist das kreative Potenzial des Bewusstseins, zu dem man durch Shamatha Zugang gewinnt, begrenzt, wohingegen das, was sich durch die fundamentale oder höchste kontemplative Einsicht enthüllt, keine Grenzen kennt, so heißt es. Und so hat der Buddha in Hinblick auf den absoluten Grund-Zustand des Bewusstseins gesagt: »Allen Phänomenen geht der Geist voraus. Wenn der Geist verstanden ist, sind alle Phänomene verstanden. Indem man den Geist unter Kontrolle bringt, werden alle Dinge unter Kontrolle gebracht.« 78
    ZWISCHENSPIEL · TRAUM-YOGA-
PRAXIS BEI TAGE
    W
    enn Sie sich allem, was aufkommt, mit scharfsichtig
wahrnehmender, präzise erfassender Achtsamkeit zuwen-
    den, gewinnen Sie ein immer klarer und klarer werdendes Ge-
wahrsein von der Natur der Realität im Wachzustand, was wieder-
um zur Luzidität in Ihren Träumen führen kann. Bei den bei Tage
durchgeführten Vorbereitungsübungen für das luzide Träumen
achteten Sie ganz speziell auf Traumzeichen und führten Zustand-
Checks durch, um festzustellen, ob Sie wachen oder träumen. Aus
buddhistischer Sicht führen wir alle, die wir noch keine Buddhas
oder Erwachte sind, unser Leben in einem traumähnlichen Zu-
stand. Daher soll uns die in diesem Zwischenspiel vorgestellte Pra-
xisübung für untertags helfen, uns der illusorischen Natur der
Wachzustands-Realität bewusst zu werden.
    Gemäß der klassischen buddhistischen Philosophie - einer Art
empirischen Pluralismus - sind jene Phänomene als real zu be-
zeichnen, die andere Phänomene kausal beeinflussen und ihrer-
seits von diesen beeinflusst werden können, wohingegen alle jene
Phänomene als nicht real gelten, die bloß auf die Welt erlebter
Wahrnehmungen gedanklich projiziert werden. 79 Es gibt drei Ka-
tegorien von realen Phänomenen: 1) materielle Phänomene, die
sich aus Elementarteilchen zusammensetzen; 2) kognitive, Objek-
     

    te bewusst einsehende und verstehende Phänomene; und 3) abstrakte zusammengesetzte Gebilde, wie zum Beispiel Zeit, Recht, Institutionen und Völker. Es gibt auch nichtreale Phänomene, aber nur aufgrund konventioneller Vereinbarungen, und sie besitzen für sich genommen keine kausale Wirkkraft. Dazu gehören solche Dinge wie Ländergrenzen, Eigentümerschaft und Titel. Hier handelt es sich um begriffliche Zuschreibungen, auf die sich menschliche Gemeinschaften einigen, und daher existieren sie für diese, haben aber über die konventionellen Vereinbarungen hinaus keine Existenz.
    Neben diesen gültigen Konventionen projizieren wir in unserem Denken und in unserer Vorstellung auch noch Dinge, die überhaupt keine Grundlage in der Realität besitzen. Gemäß der klassischen buddhistischen Weltsicht neigen wir zur Vorstellung, dass die Dinge statischer und dauerhafter sind, als sie es tatsächlich sind. Und so halten wir das Vergängliche fälschlicherweise für das Unvergängliche. Auch sehen wir Dinge wie Reichtum, Ruhm und Sinnesvergnügungen als Quellen des Glücks an, was sie in Wirklichkeit gar nicht sind. Und so halten wir irrtümlicherweise nicht wirklich befriedigende Dinge für befriedigend. Drittens betrachten wir Dinge üblicherweise unter dem Gesichtspunkt von »ich« oder »mein«, wo sie doch tatsächlich nur einfache, in Abgängigkeit von unpersönlichen Ursachen und Bedingungen entstandene Phänomene sind. Und so halten wir Dinge, die keineswegs ein unwandelbares, einheitliches, unabhängiges Ich oder Selbst sind,

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