Die Achtsamkeits-Revolution
der Achtsamkeit sind jenen zugänglich, die sich in einer förderilchen Umgebung Wochen oder Monate einer rigoriosen Praxis wid men. Fortschritte jenseits der vierten Stufe erfordern, dass man sich quasi in beruflichem Ausmaß auf dieses Training einlässt. Das kann auch ein vollzeitliches Praktizieren über Monate oder Jahre hinweg beinhalten.
"Wenn Sie die in diesem Buch besprochenen zehn Stufen der Entwicklung der Achtsamkeit durchschreiten, ist der Nutzen wahrhaft unermesslich. Beim Erreichen der neunten Stufe ist Ihr Geist aufs feinste geschliffen und geeicht und frei von auch den allersubtilsten Unausgewogenheiten. Es heißt, dass Sie sich ab diesem Punkt mühelos und unerschütterlich mindestens vier Stunden lang auf das von Ihnen gewählte Objekt fokussieren können. Zu Beginn dieses Trainings wird den Meditierenden traditionellerweise empfohlen, vier Übungssitzungen von jeweils vierundzwanzig Minuten abzuhalten, was insgesamt ein Sechstel von einem ganzen Tag und einer Nacht ausmacht. Auf dem Gipfelpunkt dieses Trainings sollten Sie in der Lage sein, Ihre Achtsamkeit mit beispielloser Klarheit zehnmal so lange aufrechtzuerhalten.
Der tibetischen mündlichen Überlieferungstradition zufolge können für diese Disziplin gut geeignete Meditierende, wenn sie mit den höchsten Fähigkeiten ausgestattet sind, alle zehn Stufen innerhalb von drei Monaten erlangen; Meditierende mit »mittleren« Fähigkeiten brauchen vielleicht sechs Monate; und Meditierende mit »geringen« Fähigkeiten brauchen unter Umständen neun Monate. Diese Schätzungen gehen davon aus, dass die Betreffenden in einem kontemplativen Umfeld leben und sich Tag und Nacht dieser Disziplin widmen. »Höchste, mittlere und geringe« Fähigkeiten bezieht sich hier auf das Maß an Talent und ausgewogener Achtsamkeit, die eine Person für dieses Training bereits mitbringt. Wie manche Menschen natürlich begabte Musiker, Sportler und Mathematiker sind, verfügen auch manche Leute von Natur aus über ein außerordentliches hohes Maß an Stabilität und Klarheit der Achtsamkeit, was ihnen bei dieser Praxis einen Vorsprung einräumt. Andere bringen für diese Schulung vielleicht ein äußerst hohes Maß an Enthusiasmus und Hingabe mit, was ihnen in den langen Monaten harter Arbeit gute Dienste leisten wird.
Für die meisten Leser und Leserinnen mag diese Ebene professionellen Trainings etwas Einschüchterndes und Unfassliches haben, aber vergleichen Sie es einmal mit dem Training von Sportlern, die sich für die Olympischen Spiele qualifizieren. Nur sehr wenige Leute verfügen über die Zeit, die Fähigkeit und die Neigung, sich einem solchen Training zu widmen, das auf den ersten Blick für die verschiedenen praktischen Probleme, mit denen sich die Menschheit heutzutage konfrontiert sieht, kaum relevant erscheinen mag. Aber Forschungsstudien über solche ernsthaft trainierenden Sportler haben viele wertvolle Erkenntnisse über Dinge wie Ernährungsweise, Körperertüchtigung und Motivierung des Menschen erbracht, die für die Allgemeinheit durchaus relevant sind. Während sich das Training der Olympiaathleten vor allem auf das Erreichen eines exzellenten physischen Niveaus konzentriert, zielt das Training des Achtsamkeitsvermögens darauf ab, dass Aufmerksamkeit, Konzentration und Achtsamkeit auf optimale Leistungsebenen gelangen.
Wer die neunte Stufe erlangt hat, ist reif für einen außergewöhnlichen Durchbruch, der eine radikale Veränderung im eigenen Nervensystem und eine grundlegende Bewusstseinsveränderung beinhaltet. Man ist nun nahe daran, Shamatha zu erreichen: Der eigene Geist ist wundervoll dienstbar, kann in unzähliger Art und Weise genutzt werden, und der Körper verfügt über ein bislang ungekanntes Maß an Geschmeidigkeit und Elan. Es ist ein bemerkenswerter Zustand, wie man ihn noch nie zuvor erlebt hat. Seit Buddhas Zeiten haben buddhistische Adepten auf die Fraeg nach der Natur ihrer Praxis gemeinhin geantwortet: "Komm und sieh selbst!" 1992 sagten Neurowissenschaftler, die sich mit der Erforschung der Auswirkungen fortgeschrittener Meditationspraktiken bei im Retreat praktizierenden Tibetern befassten, dass sie gerne untersuchen würden, welche Auswirkungen die Meditation auf der neuronalen und der Verhaltensebene hat. Einer der Mönche erwiderte darauf: »Wenn Sie die Auswirkungen der Meditation wirklich verstehen wollen, werde ich Sie gerne unterrichten. Nur durch Erleben aus erster Hand können Sie wirklich in Erfahrung
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