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Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Titel: Die Adler von Lübeck: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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zupackend, Fisch ist Fisch und Fleisch ist Fleisch. Bei uns ist zu viel Durchgedrehtes.«
    Trine Deichmann fühlte sich nicht wohl. Sie hatte dafür plädiert, einen anderen Weg zu finden, um die Neuigkeiten an die richtige Adresse zu bringen. Ihr hatte ein Brief vorgeschwebt. Oder ein Besuch, den Hedwig Wittmer tätigen sollte. Oder Anna Rosländer. Bloß nicht Trine Deichmann. Sie konnte das nicht. Es gab nur einen Grund, warum sie noch nicht aus dem Rathaus geflohen war. Dieser Grund hieß Ebel und blickte sie aufmunternd an.
    »Mehr ist es nicht«, sagte Trine. »Einiges habe ich durch bloßes Reden erfahren. Einer Bekannten erging es ähnlich, einer dritten auch. Eins kam zum anderen, wir mussten es nur noch zusammentragen.«
    »Und dann die Reise auf die Werft unternehmen.«
    »Wie? Ja genau, das mussten wir dann auch noch tun.«
    »Mit männlicher Hilfe?«
    »Auf was wollt Ihr hinaus?«
    »Was glaubt Ihr denn?«
    »Ich glaube, dass Ihr Euch etwas Falsches vorstellt.«
    »Ich höre.«
    »Ihr glaubt, es gibt noch eine zweite geheime Gesellschaft, nicht nur den Kürschner Vierhaus. Ihr glaubt, diese Gesellschaft könnte nur aus Frauen bestehen, weil manche Frauen glauben, dass es einiges gibt, wobei Männer nicht von Nutzen sind.«
    Verblüfft und begriffsstutzig, wie es seine Art war, glotzte Goldinger die Hebamme an.
    Trine schluckte, aber Ebel war noch nicht zufrieden. So setzte sie hinzu: »Wir reden nur. Frauen reden viel, wenn der Tag lang ist. Manchmal fällt dabei einiges an, das muss man nur noch zusammenfügen. Wie die Kinderspiele, bei denen man die Holzteile so lange aneinanderlegt, bis sie ein Gesicht ergeben oder ein Haus.«
    Ebel sagte: »Lasst uns sehen, ob ich alles richtig verstanden habe. Ein Holzteil ist Frau Vierhaus, ein Holzteil ist die Schwester von Senftenberg. Ein drittes Holzteil hat keinen Namen, weiß aber gut Bescheid, hat also keinen Holzkopf. Diese Teile tauschen sehr private Dinge aus, die sonst nie aus dem Haus oder aus dem Schlafzimmer gedrungen wären. Vielleicht wollen sie, dass etwas passiert oder dass etwas nicht passiert. Vielleicht glauben oder wissen sie, dass man diese Wünsche nur bei der richtigen Adresse abladen muss. Ich stelle mir eine Adresse vor, wo Frauen zusammenkommen, die mutig sind und klug und unternehmungslustig. Frauen, die ein Gefühl für Recht und Unrecht besitzen. Die finden, dass einiges in Lübeck nicht richtig läuft. Und die sich zutrauen, diese Fehler zu korrigieren, indem sie eingreifen. Behutsam, aber energisch.«
    »Stadtarzt Ebel , Ihr habt eine verwegene Fantasie. Man könnte das Fürchten kriegen.«
    Trine und Ebel lächelten sich an. Dann blickten beide den Bürgermeister an. Der schrak zusammen und sagte hastig: »Ich habe es nicht mit Absicht gemacht. Das Bild ist von allein kaputt gegangen.«
    Die Tür wurde aufgerissen, Polikoff stürzte herein und hauchte mit einer für seine Verhältnisse ungewöhnlich leisen Stimme: »Die Ungeheuer sind da, jetzt sind wir alle verloren.«

33
    Männer stellten sich ihnen entgegen. Die Mäntel wiesen sie als Wächter aus, die Lanzen als zu allem entschlossene Wächter. Die Medici schoben den Bürgermeister in die erste Reihe.
    Im Angesicht der Lanzenspitzen wisperte der nach hinten: »Wo ich herkomme, werden die Verantwortlichen geschützt und nicht als Kanonenfutter nach vorne geschickt.«
    »Wo Ihr herkommt, findet man für einen wie Euch auch nicht so schnell Ersatz. Das ist bei uns im Norden anders.«
    Trine Deichmann starrte den Medicus an, der die Worte gemurmelt hatte.
    »Was wollt Ihr?«, fragte er schulterzuckend . »Ich habe doch recht.«
    Man teilte den überforderten dienstbaren Geistern mit, dass sich der Verdacht auf Pest erledigt habe. Goldinger pochte auf seine Amtsautorität, ein Wächter pochte auf Goldingers Brust, ein Medicus eilte hinzu, damit der Bürgermeister nicht ohne ärztliche Versorgung bleiben musste. Der große Rest überrannte die Wächter, insgeheim waren die froh, es hinter sich zu haben.
    Das Tor der Werft öffnete sich, in der Menge, die dadurch sichtbar wurde, entdeckte Trine den Zeichner Querner . Aber sie vergaß ihn gleich wieder, denn was sich ihren Augen darbot, war mehr, als sie erwartet hatte. Die Werft wimmelte von Menschen! 30 oder 35 oder noch mehr hielten sich auf dem Dock auf, andere waren mit Holz auf dem Weg dorthin. Und alles, was sie taten, sah zielgerichtet aus. Es war kein Durcheinander, wie Trine spontan unterstellt hatte. Hier fand keine

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