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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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ahnungslosen Bauern Monster machte. Es waren ganz gewöhnliche Menschen, auch wenn der eine oder andere von ihnen eine quadratische Stirn hatte, deutliche chirurgische Narben, einen schlechtsitzenden Übermantel und sogar dem erfahrensten Galvaniseur einen Schrecken eingejagt hätte. Ich fühlte mich selbst irgendwie nichtmenschlich, ja, halbtot, als ich wie ein Toter mit vom Sitzen steifen Beinen vom Bahnhof nach Süden in die Adolf-Hitler-Straße stakste, doch das konnten auch die Nachwirkungen von Noreens Abschiedsbrief sein.
    Ich mietete mich im Palasthotel Russlandhaus ein, was meine Stimmung ein wenig hob. Nach einer Woche im Polizeigewahrsam fand ich Geschmack an einem guten Hotel. Andererseits hatte ich diesen Geschmack schon immer gehabt, und nachdem ich meine Skrupel überwunden und mich entschlossen hatte, Noreens Scheck einzulösen, verfügte ich auch über das notwendige Geld. Nach einem leichten Abendessen im Hotelrestaurant begab ich mich in die Rottendorfer Straße, nicht weit vom Hotel entfernt. Die Witwe Rubusch wohnte in einer ruhigen Vorortgegend in der Nähe eines Reservoirs. Es war ein großes zweistöckiges Haus - dreistöckig, wenn man die Gaubenfenster im Dach mitzählte - mit einer breiten Jugendstiltür und einem langen, weißgestrichenen Palisadenzaun auf einer massiven Granitmauer. Es war in der gleichen gelbbeigen Farbe gestrichen, die jemand benutzt hatte, um einen kleinen Davidstern auf eine ähnliche Gartenmauer des Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu pinseln. Am Straßenrand parkten zwei Mercedesse, beide neu. Die Bäume waren kürzlich gestutzt worden. Es war eine hübsche, deutsche Wohngegend: leise, gepflegt, durch und durch respektabel. Selbst der gelbe Stern sah aus, als wäre er von einem professionellen Maler und Anstreicher aufgebracht worden.
    Ich stieg die Stufen zur Haustür hinauf und läutete.
    Ein Licht wurde eingeschaltet, und eine Magd erschien in der Tür - ein Trampel mit roten Zöpfen und störrischem, beinahe rebellischem Ausdruck im Gesicht.
    «Sie wünschen?»
    «Mein Name ist Bernhard Gunther», stellte ich mich vor. «Frau Rubusch erwartet mich.»
    «Davon hat man mir nichts gesagt.»
    «Vielleicht ist Hitlers Telegramm noch nicht eingetroffen. Ich bin sicher, er hätte gewollt, dass Sie Bescheid wissen.»
    «Sie müssen nicht gleich so sarkastisch sein», sagte sie und machte einen großen Schritt zurück, sodass ich eintreten konnte. «Wenn Sie wüssten, was ich alles zu tun habe!»
    Ich stellte meine Aktentasche zu Boden, nahm den Hut ab und zog den Mantel aus, während sie die Haustür schloss und sorgfältig verriegelte.
    «Klingt, als könnten Sie eine Dienstmagd gebrauchen», sagte ich.
    Sie funkelte mich wütend an.
    «Warten Sie bitte hier.» Mit dem Fuß schob sie eine Tür auf und legte einen Lichtschalter um. «Machen Sie's sich bequem, während ich Frau Rubusch über Ihren Besuch informiere.» Sie sah meinen Mantel und meinen Hut, stieß einen lauten Seufzer aus, schüttelte den Kopf angesichts des neuerlichen Umstands, nahm mir die Garderobe ab und fand sich mit einer neuen Pflicht belastet.
    Ich ging zum Kamin, wo ein verkohltes Holzscheit leise vor sich hin schwelte, und nahm einen langen Schürhaken. «Soll ich es wieder entfachen?», fragte ich. «Ich bin gut im Zündeln. Zeigen Sie mir ein Regal voll dekadenter Literatur, und ich mache Ihnen in null Komma nichts ein Freudenfeuer daraus.»
    Die Magd lächelte mich dumpf an - es hätte genauso gut spöttisch gewesen sein können -, und ihr schien eine Antwort auf der Zunge zu liegen, doch dann überlegte sie sich's anders. Ich hatte einen langen Schürhaken in der Hand, und sie sah aus wie eine Frau, die regelmäßig verprügelt wurde. Ich hätte sie wahrscheinlich auch verprügelt, wäre ich mit ihr verheiratet gewesen. Nicht, dass ein Schlag über den Kopf mit dem Schürhaken diesem Trampel viel ausgemacht hätte. Ich hatte Nilpferde gesehen, die verletzlicher ausgesehen hatten.
    Ich drehte das halb verbrannte Scheit, schaufelte ein paar Späne daneben und nahm ein weiteres Scheit aus dem Korb neben dem Kaminofen. Ich beugte mich vor und blies die Glut eine Weile an, bis die Flamme an den dünnen Spänen leckte und schließlich mit einem Knall so laut wie ein Feuerwerkskracher das Scheit erfasste.
    «Sie sind gut im Feuermachen.»
    Ich drehte mich um und erblickte eine kleine, vogelartige Frau mit einem Schulterumhang und einem unbehaglichen Lächeln auf dem eben mit

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