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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Missgeschicke passieren. Selbst den Besten.»
    Er paffte an seiner Zigarre und blies eine Rauchwolke aus, die aus dem Schornstein über meinem Kopf hätte kommen können. Die Jacht war vielleicht zehn Meter lang, und ich war sicher, dass ich sie schon mal irgendwo gesehen hatte.
    «Es war ein Fehler, schätze ich, diesen Deutsch in den Kanal zu werfen. Neun Meter sind nicht tief genug. Hier draußen ist das Wasser sechzehn Meter tief. Das ist zwar nicht der Lake Michigan oder der Hudson River, aber es reicht. Zusammen mit der Tatsache zumindest, dass ich mich ein wenig damit auskenne. Also, Gunther, entspannen Sie sich. Sie sind in guten Händen. Es gibt allerdings noch eine letzte Frage - zumindest von Ihrem Standpunkt aus betrachtet, eine wichtige Frage, also passen Sie gut auf. Nämlich die Frage, ob Sie lebend runtergehen oder tot. Ich habe beides gesehen, und meine Empfehlung an Sie wäre, tot zu versinken. Ertrinken ist kein schneller Tod, beileibe nicht. Ich für meinen Teil würde eine Kugel in den Kopf vorziehen. Vorher, meine ich.»
    «Ich werd's mir merken.»
    «Lassen Sie sich nicht von mir beeinflussen, Gunther. Es ist allein Ihre Entscheidung. Ich muss wissen, was Sie wissen, Gunther. Alles. Wer Ihnen von mir erzählt hat und was. Überlegen Sie eine Minute. Ich muss pinkeln, und ich muss mir einen Mantel überziehen. Es ist ein wenig kühl hier draußen auf dem Wasser, meinen Sie nicht? Dora? Gib ihm noch ein Glas Wasser. Dann fallt ihm das Reden leichter.»
    Er wandte sich ab. Krempel folgte ihm, und in Abwesenheit eines Spucknapfs spie ich hinter ihnen her aufs Deck.
    Dora gab mir mehr Wasser. Ich trank gierig. «Ich schätze, in einer kleinen Weile habe ich so viel Wasser, wie ich trinken kann», sagte ich.
    «Das ist nicht witzig.» Sie wischte mir mit meiner Krawatte über den Mund.
    «Ich hatte ganz vergessen, wie schön du bist.» «Danke.»
    «Nein. Du lachst immer noch nicht. Ich schätze, es war nicht witzig genug.»
    Sie funkelte mich an wie einen Pickel.
    «Weißt du, in Menschen im Hotel verliebt sich Joan Crawford nicht in Wallace Beery», sagte ich. «Max? Er ist nicht so schlecht.»
    «Ich versuche es so zu sehen, wenn ich am Grund des Sees angekommen bin.»
    «Du hältst dich wahrscheinlich für John Banymore.»
    «Nicht mit diesem Profil. Aber ich würde gerne eine Zigarette rauchen, falls du eine hast. Du kannst es eine letzte Bitte nennen, weil ich dich schon nackt gesehen habe. Wenigstens weiß ich jetzt, wann du eine Perücke trägst.»
    «Ein echter Karl Valentin, wie?»
    Unter ihrem Pelz trug sie ein lavendelfarbenes Strickkleid, das ihre Figur umhüllte wie ein Gummihandschuh, und über dem Handgelenk trug sie ein Handtäschchen mit einem hübschen goldenen Zigarettenetui und einem Feuerzeug darin.
    «Sieht aus, als wäre Nikolaus schon vorbei», sagte ich, als sie die Zigarette zwischen meine aufgerissenen Lippen schob und mir Feuer gab. «Wenigstens ein Mensch glaubt jetzt, dass du ein braves Mädchen warst.»
    «Man sollte meinen, du hättest inzwischen gelernt, die Nase aus anderer Leute Angelegenheiten zu halten», entgegnete sie.
    «Oh, das habe ich, keine Frage. Vielleicht sagst du es ihm ja. Vielleicht hört er ja auf dich eher als auf mich. Ich würde sagen, was Max Reles angeht, ist eine Mauser eine gute Wahl, eine Sprache, die er versteht.»
    Sie nahm mir die Zigarette aus dem Mund, zog einmal daran, dann schob sie sie wieder zurück zwischen meine Lippen mit Fingern, die ebenso stark parfümiert wie schwer beringt waren. «Wie kommst du auf den Gedanken, ich würde einen Mann wie Max für einen Hund wie dich sitzenlassen, Gunther?»
    «Aus dem gleichen Grund, wie dieser Kerl für ein so hübsches Mädchen wie dich so attraktiv ist. Geld. Jede Menge Geld. Verstehst du, Dora, ich bin überzeugt, dass du sogar das Jesuskindlein im Stich lassen würdest, wenn genügend Geld im Spiel wäre. Und rein zufallig ist noch viel mehr Geld versteckt im Badezimmer seiner Suite im Adlon. Eine ganze Tasche voller Geld, hinter einem Fliesenpaneel, beim Wasserkasten der Toilette. Tausende von Mark, Dollars, Schweizer Goldfranken, was immer du willst, Engel. Du brauchst nichts weiter als einen Schraubenzieher. Reles hat irgendwo in seinen Schubladen einen herumliegen. Das war es, wonach ich gesucht habe, als du und deine Muschi reingekommen sind und ihr mich gestört habt.»
    Sie beugte sich vor. Nah genug, dass ich den Kaffee riechen konnte, der immer noch in ihrem Atem hing. «Du

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