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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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musst dir schon was Besseres einfallen lassen, Bohler, wenn ich dir helfen soll.»
    «Nein, muss ich nicht. Verstehst du, Engel, ich sage das nicht, damit du mir hilfst. Ich erzähle es dir, damit du dir den Zaster holst und ihn dabei erschießt. Oder er erschießt dich. Mir wird das unten am Grund des Sees wirklich egal sein.»
    Sie richtete sich abrupt auf. «Du Dreckskerl!»
    «Zugegeben. Andererseits kannst du auf diese Weise wenigstens sicher sein, dass ich dich nicht anlüge, was das Geld angeht. Es liegt nämlich wirklich in diesem Versteck. Genug, um ein neues Leben anzufangen, in Paris zum Beispiel. Oder um dir eine hübsche Wohnung in London zu kaufen. Verdammt, es ist genug Geld, um ganz Bremerhaven zu kaufen!» Sie lachte und sah zur Seite.
    «Du musst mir nicht glauben, wenn du nicht willst, Engel. Es ist mir gleichgültig. Aber frag dich selbst, Dora, meine Liebe. Ein Kerl wie Max Reles. Die Leute, die er bestechen muss, will er im Geschäft bleiben, und die bestimmt keine Schecks akzeptieren. Bestechung ist ein Geschäft, das nur mit Bargeld funktioniert, Dora, das weißt du selbst. Und für ein Geschäft wie dieses braucht man einen ganzen Sack voller Bargeld.»
    Sie schwieg für einen Moment, während sie nachdenklich in die Ferne starrte. Wahrscheinlich stellte sie sich vor, wie sie mit einem neuen Hut und einem dicken Bündel Pfundnoten im Strumpfband die Bond Street entlangspazierte. Ich hatte nichts dagegen, mir dieses Bild selbst vorzustellen. Besser jedenfalls, als im Tegeler See zu verschimmeln.
    Max Reles kehrte an Deck zurück, dicht gefolgt von Krempel. Reles trug einen dicken Pelzmantel und einen großen fünfundvierziger Colt Automatik an einem Sicherungsband um den Hals, als fürchtete er, die Waffe zu verlieren.
    «Ich sage immer, man kann nicht vorsichtig genug sein mit seiner Waffe, wenn man vorhat, einen wehrlosen Mann zu erschießen», bemerkte ich spöttisch.
    «Ich erschieße nie andere.» Er kicherte. «Halten Sie mich für einen Narren, der sich gegen einen bewaffneten Mann stellt? Ich bin Geschäftsmann, Gunther, und kein Tom Mix.»
    Er ließ den Colt am Halsband baumeln, legte den Arm um Dora und schob ihr die Finger zwischen die Beine. Die andere Hand hielt weiter die Zigarre.
    Dora ließ Reles' Hand, wo sie war, als er anfing, ihre Muschi zu massieren. Sie sah aus, als versuchte sie, es zu genießen, doch ich sah ihr an, dass ihre Gedanken woanders waren. Unter dem Paneel im Badezimmer von Suite 114 schätzungsweise.
    «Der kleine Caesar, wie?», sagte ich. «Das ist nicht zu übersehen.»
    «Hoppla, haben wir hier etwa einen Kinoliebhaber? Was halten Sie von Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer, Gunther? Haben Sie den gesehen? Na ja, spielt keine Rolle. In ein paar Minuten machen Sie die Erfahrung selbst.»
    «Auf Sie wartet auch eine nette Erfahrung, Reles. Ich habe nämlich eine Versicherungspolice, sehen Sie? Nicht bei der Germania Leben, sondern besser. Sie wird in dem Moment fällig, in dem ich tot bin. Sie sind nicht der Einzige mit Beziehungen, Reles, mein amerikanischer Freund. Ich habe ebenfalls Beziehungen, und ich garantiere Ihnen, es sind nicht die gleichen Leute, mit denen Sie sich so gut verstehen.»
    Reles schüttelte den Kopf und schob Dora weg. «Es ist eigenartig, aber nie glaubt jemand, dass er wirklich sterben wird. Ganz gleich, wie voll alle Friedhöfe aussehen, irgendwie ist immer Platz für ein Grab mehr.»
    «Ich sehe keinen Friedhof, Reles. Im Gegenteil, jetzt, wo ich hier draußen auf dem Wasser bin, freue ich mich im Nachhinein, dass ich nie im Voraus für mein eigenes Begräbnis bezahlt habe.»
    «Ich mag Sie, Gunther», sagte er. «Sie erinnern mich irgendwie an mich.»
    Er nahm mir die Zigarette aus dem Mund und schnippte sie über Bord. Dann spannte er den Hahn der Colt Automatik und zielte mitten in mein Gesicht. Der Lauf war nah genug, dass ich die Züge und Felder bewundern und das Waffenöl riechen konnte. Mit einer fünfundvierziger Colt Automatik in der Hand hätte Reles glatt den Siegeszug des Tonfilms aufhalten können.
    «Also schön, Gunther, lassen Sie mich in Ihre Karten sehen.»
    «In meiner Manteltasche steckt ein Umschlag, Reles. Er enthält mehrere Entwürfe eines Briefs, den ich an einen Freund geschrieben habe. Einen Freund namens Otto Schuchardt. Er arbeitet bei der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße. Sie können das leicht überprüfen, Reles. Wenn ich verschwinde, wird ein weiterer Freund von mir vom Alex die

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