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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Frühjahr 1945. Noreen auf der anderen Seite hatte sich fast nicht verändert. Ein paar graue Strähnen in ihrem braunen Haar und die eine oder andere Falte auf der Stirn, doch sie war immer noch eine Schönheit. Sie trug eine hübsche Saphirbrosche und eine goldene Armbanduhr. In der Hand hielt sie einen silbernen Füllfederhalter und über dem Arm eine kostspielige Handtasche aus Krokodilleder.
    Als Noreen mich erblickte, schlug sie die Hand vor den Mund, als hätte sie einen Geist gesehen. Vielleicht sah sie ja auch einen Geist. Je älter ich wurde, desto leichter fiel es mir zu glauben, dass meine eigene Vergangenheit das Leben von jemand anderem war und dass ich nichts weiter war als eine Seele in der Vorhölle oder eine Figur aus dem Fliegenden Holländer, dazu verurteilt, für alle Ewigkeit über die Meere zu fahren.
    Ich berührte meine Hutkrempe, um zu kontrollieren, ob mein Kopf noch funktionierte, und sagte rau: «Hallo.» Ich redete sie auf Englisch an, weshalb sie mich wohl noch verwirrter anblickte. Ich glaubte bereits, dass sie meinen Namen vergessen hatte, und stand im Begriff, den Hut abzusetzen, doch dann überlegte ich es mir anders. Vielleicht war es nach all den Jahren besser, wenn sie sich nicht an meinen Namen erinnerte. Vielleicht war es besser, wenn sie mich nur bei meinem neuen Namen kannte.
    «Bist du es wirklich?», flüsterte sie kreidebleich.
    «Ja.» Ich hatte einen Kloß in der Kehle, der so groß war wie meine Faust.
    «Ich dachte, du bist tot. Ich war so gut wie sicher. Ich kann nicht glauben, dass du es bist.»
    «Ich habe jeden Morgen das gleiche Problem, wenn ich aufstehe und mich ins Badezimmer schleppe. Es fühlt sich an, als hätte jemand in der Nacht meinen richtigen Körper gestohlen und ihn durch den meines Vaters ersetzt.»
    Noreen schüttelte den Kopf. In ihren Augen standen Tränen. Sie öffnete ihre Handtasche und nahm ein Taschentuch hervor, das nicht einmal die Augen einer Maus hätte trocknen können. «Vielleicht bist du die Antwort auf meine Gebete», sagte sie.
    «Dann müssen es wohl Santeria-Gebete gewesen sein», sagte ich. «Gebete an einen katholischen Heiligen, der in Wirklichkeit irgendein verkleideter Voodoo-Geist ist. Oder etwas Schlimmeres.»
    Einen Moment lang stockte ich, während ich mich fragte, welche uralten Dämonen, welche infernalischen Mächte Bernie Gunther als einen der Ihren zu sich genommen und ihn als die dunkle, boshafte Antwort auf das müßige Gebet eines anderen wieder hervorgebracht hatten.
    Ich blickte mich verlegen um. Die amerikanische Touristin war fettleibig und um die sechzig. Sie trug dünne Handschuhe und einen Sommerhut mit einem Schleier, weshalb sie wie ein Bienenzüchter aussah. Sie beobachtete Noreen und mich aufmerksam, als wären wir Schauspieler in einem Theaterstück. Und wenn sie nicht zu Noreen und mir starrte, die wir unsere rührselige kleine Wiedersehensszene spielten, dann glotzte sie auf das Autogramm in ihrem Buch, als könnte sie nicht recht glauben, dass die Autorin es persönlich signiert hatte.
    «Hör zu», sagte ich. «Hier können wir nicht reden. Die kleine Bar an der Ecke.»
    «Die Floridita-Bar?»
    «Wir treffen uns dort in fünf Minuten.» Ich sah den Verkäufer an. «Ich möchte, dass Sie dieses Buch auf meine Rechnung schreiben. Auf den Namen Hausner. Carlos Hausner.» Ich redete Spanisch, doch ich war sicher, dass Noreen mich verstand. Sie hatte schon immer eine rasche Auffassungsgabe besessen. Ich warf ihr einen Seitenblick zu und nickte. Sie nickte zurück, wie um mich zu beruhigen, dass mein Geheimnis sicher war. Für den Moment.
    «Eigentlich bin ich fertig hier», sagte Noreen. Sie blickte zu der Touristin auf und lächelte. Die Touristin lächelte zurück und dankte Noreen überschwänglich, als hätte sie nicht ein Buch signiert, sondern einen Scheck über mehrere tausend Dollars ausgestellt.
    «Warum komme ich nicht gleich mit?», sagte Noreen und hakte sich bei mir unter. Sie begleitete mich in Richtung Ausgang. «Schließlich will ich nicht, dass du dich in Luft auflöst, nachdem ich dich wiedergefunden habe.»
    «Warum sollte ich das?»
    «Oh, mir fallen auf Anhieb eine Menge Gründe ein, Senor Hausner. Schließlich bin ich Schriftstellerin, schon vergessen?»
    Wir betraten die Straße und gingen die paar Schritte zur Bar.
    «Ich weiß. Ich habe sogar eins von deinen Büchern gelesen. Den Roman über den Spanischen Bürgerkrieg. Die Tapferen und die Angstlichen.»
    «Und wie hat es dir

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