Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
Vom Netzwerk:
ihr Unterkiefer sank herab, doch sie brachte kein Wort hervor. «Ich ... ich habe nicht die geringste Ahnung, von was du redest», sagte sie schließlich kopfschüttelnd. Dann lachte sie hysterisch auf und machte, bevor ich ein weiteres Wort sagen konnte, auf dem Absatz kehrt, um in Richtung Parkplatz davonzumarschieren.
    Ich kehrte ins Tropicana zurück.
    Die Cellinis wussten nicht viel Neues. Wissen war nicht ihre Stärke, Fragen beantworten ebenfalls nicht. Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen, nehme ich an. Sie erzählten mir wieder und wieder, wie leid es ihnen tue um einen großartigen Kerl wie Max, wie sehr sie darauf bedacht seien, bei Lanskys Ermittlungen zu kooperieren, aber leider, leider hätten sie ansonsten keinen Schimmer. Wahrscheinlich hätten sie selbst dann noch ratlos mit den Schultern gezuckt, wenn man sie nach Capones Vornamen gefragt hätte. Vielleicht sogar abgestritten, dass er überhaupt einen hatte.
    Es war spät, als ich nach Hause kam. Sanchez wartete auf mich. Er hatte sich selbst bedient und sich einen Drink und eine Zigarre genommen und saß, ein Buch lesend, in meinem Lieblingssessel.
    «Mir scheint, ich bin bei allen möglichen Leuten heiß begehrt dieser Tage», begrüßte ich ihn. «Ständig kommt irgendjemand her und macht es sich gemütlich. Als wäre meine Wohnung ein Club.»
    «Hören Sie auf damit», sagte Sanchez. «Wir sind Freunde, Sie und ich. Abgesehen davon hat mich die Senorita reingelassen. Yara, wenn ich richtig verstanden habe.»
    Ich sah mich in der Wohnung nach Yara um, doch sie war offensichtlich bereits nach Hause gegangen.
    Er zuckte entschuldigend die Schultern. «Ich glaube, ich habe sie erschreckt.»
    «Ich glaube, Sie sind es gewöhnt, die Leute zu erschrecken, Capitän.»
    «Ich sollte längst selbst zu Hause sein, aber Sie wissen ja, wie es so schön heißt. Das Verbrechen hält sich nicht an Bürostunden.» «Sagt man das so, ja?»
    «Man hat einen weiteren Leichnam gefunden. Einen Mann namens Irving Goldstein. In einer Wohnung in Vedado.» «Nie gehört, den Namen.»
    «Er war Angestellter im Hotel Saratoga. Einer der Aufseher im Kasino.»
    «Ich verstehe.»
    «Ich hatte gehofft, dass Sie mich zu seiner Wohnung begleiten. Sie sind schließlich ein berühmter Detektiv. Und sein Boss. In gewisser Weise jedenfalls.»
    «Sicher. Warum nicht? Ich hatte sowieso nichts Besseres vor, außer zu Bett zu gehen und zwölf Stunden durchzuschlafen.»
    «Ausgezeichnet.»
    «Geben Sie mir eine Minute, damit ich mich ein wenig frisch machen kann, einverstanden?»
    «Ich warte unten auf Sie, mein Freund.»
     

Kapitel 19
    Am nächsten Morgen wurde ich vom Läuten des Telefons geweckt.
    Es war Robert Freeman. Er rief an, um mir einen Sechs-Monats-Vertrag anzubieten. Ich sollte für J. Frankau den westdeutschen Markt für Havanna-Zigarren erschließen.
    «Allerdings glaube ich nicht, dass Hamburg die richtige Ausgangsbasis wäre, Carlos», sagte er. «Meiner Meinung nach wäre Bonn viel besser geeignet. Zum einen ist es natürlich die Hauptstadt von Westdeutschland, und beide Parlamente haben ihren Sitz in Bonn, ganz zu schweigen von sämtlichen Regierungseinrichtungen und ausländischen Botschaften. Das ist der gutbetuchte Markt, den wir suchen. Dann ist da noch die Tatsache, dass Bonn in der britischen Besatzungszone liegt. Wir sind eine britische Firma, was die Dinge für uns leichter machen sollte. Und Bonn liegt nur fünfundzwanzig Kilometer entfernt von Köln, einer der größten deutschen Städte.»
    Ich wusste über Bonn nur, dass Beethoven dort geboren worden war. Adenauer hatte vor dem Krieg in Köln und in Bad Honnef, ganz in der Nähe von Bonn, gewohnt. Als Berlin nicht mehr Hauptstadt war und Westdeutschland dringend eine neue benötigte, hatte Adenauer - sehr praktisch für ihn - die stille kleine Stadt am Rhein auserkoren. Wie es der Zufall wollte, war ich schon einmal in Bonn gewesen. Nur ein einziges Mal, und versehentlich. Doch vor 1949 hatten nur wenige Leute je von Bonn gehört, geschweige denn gewusst, wo es lag, und selbst heute hieß es noch witzelnd «Bundesdorf». Bonn war klein, Bonn war unbedeutend, und Bonn war vor allem anderen ein Provinznest - sodass ich mich fragte, wieso ich nicht vorher auf den Gedanken gekommen war, dorthin zu ziehen. Für einen Mann wie mich, der ein vollkommen anonymes Leben zu fuhren beabsichtigte, schien Bonn geradezu perfekt.
    Rasch sagte ich Freeman, dass ich kein Problem mit Bonn habe und sofort Arrangements

Weitere Kostenlose Bücher