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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Als ich bei der Kripo aufgehört habe, habe ich ein anständiges Gehalt und eine Pension verloren, ganz zu schweigen von dem, was mein Vater immer genannt hat. Ich glaube nicht, dass ich in den Rang des Geschäftsführers aufsteigen werde, du etwa?»
    Noreen lächelte. «Nicht in einem Hotel, in dem ich freiwillig übernachten würde.»
    «Siehst du.»
    «Wie klingt zwanzig Mark am Tag?»
    «Sehr großzügig. Wirklich. Aber so hatte ich mir das Gespräch nicht vorgestellt.»
    «Pulitzerpreise sind nicht mit Geld dotiert, weißt du?»
    «Ich bin nicht auf einen Anteil aus. Nur einen Kredit. Einen Geschäftskredit, mit Zinsen. Wegen der Depression und allem verleihen die Banken kein Geld. Nicht mal untereinander. Und ich kann wohl kaum die Adlons fragen, ob sie mir genügend Geld leihen, um meine Stelle zu kündigen.»
    «Um was zu tun?»
    «Das, was ich jetzt auch mache. Als Privatdetektiv arbeiten. Es ist so ungefähr das Einzige, worin ich wirklich gut bin. Ich denke, fünfhundert Mark würden reichen, damit ich auf eigenen Beinen stehe.»
    «Woher weiß ich, dass du lange genug am Leben bleibst, um mir das Geld zurückzuzahlen?»
    «Das wäre schon ein Anreiz, weißt du? Ich will nicht sterben, und ich würde den Gedanken hassen, dass du deshalb Geld verlierst. Tatsache ist, ich könnte dir wahrscheinlich zwanzig Prozent Zinsen auf deine Investition zahlen.»
    «Du hast anscheinend schon eine Weile darüber nachgedacht.»
    «Seit dem Tag, an dem die Nazis an die Macht gekommen sind. In der ganzen Stadt ereignen sich ständig menschliche Tragödien wie die, die wir eben vor der Stadthalle mit ansehen mussten. Und es wird noch schlimmer werden, bevor es besser wird. Viel schlimmer. Eine Menge Menschen - Juden, Zigeuner, Freimaurer, Kommunisten, Homosexuelle, Zeugen Jehovas: Sie alle trauen sich längst nicht mehr, zur Polizei zu gehen, oder falls doch, finden sie kein Gehör mehr. Sie haben niemanden, der ihnen hilft. Und das ist gut für jemanden wie mich. Es muss gut sein.»
    «Weißt du, was ich an dir mag, Gunther?»
    «Ich hätte nichts dagegen, wenn du es mir nochmal sagst.»
    «Du kannst Kopernikus und Kepler extrem kurzsichtig aussehen lassen und trotzdem noch ein überzeugender Romantiker sein.»
    «Heißt das, du findest mich immer noch attraktiv?»
    «Ich weiß es nicht. Frag mich später, wenn ich vergessen habe, dass ich nicht mehr nur deine Auftraggeberin bin, sondern auch dein Bankhaus.»
    «Heißt das, du leihst mir das Geld?»
    Noreen lächelte. «Warum nicht? Aber unter einer Bedingung. Du wirst Hedda niemals verraten, dass du das Geld von mir hast.» «Es wird unser Geheimnis bleiben.» «Eins von zweien, wie es aussieht.»
    «Ist dir eigentlich klar, dass du wieder mit mir schlafen musst?», sagte ich. «Um meine Verschwiegenheit zu garantieren?»
    «Selbstverständlich. Tatsächlich hatte ich das als deine Kreditgeberin fest eingeplant. Mit Zinsen.»
     

Kapitel 19
    Ich ließ Noreen am Reichsinnenministerium aussteigen, wo sie ihren Termin zum Interview mit von Tschammer und Osten hatte, und fuhr zurück zum Hotel. Einem Impuls folgend, fuhr ich weiter nach Westen. Jetzt, nachdem ich Noreen los war, wollte ich einen genaueren Blick auf die Baustelle in Pichelsberg werfen. Zum einen besaß ich nur ein Paar Gummistiefel, und zum anderen wollte ich keine Aufmerksamkeit erregen, während ich mich umsah - was mit Noreen an meiner Seite schier unmöglich war. Sie erweckte ähnlich Neugier wie ein Posaune spielender Nudist.
    Die Rennbahn Grunewald lag im Norden des gleichnamigen Stadtteils. Im Zentrum der Rennbahn stand das Deutsche Stadion - nach einem Entwurf von Otto March, eröffnet 1913. Das Stadion war umgeben von Rennstrecken und Radrennbahnen, und im Norden befand sich ein Schwimmstadion - alles errichtet für die Berliner Olympiade 1916, die nie stattgefunden hatte. Auf den Rängen, die Platz boten für nahezu vierzigtausend Zuschauer, gab es zahllose Skulpturen einschließlich einer Siegesgöttin und einer Neptungruppe. Allerdings war nichts mehr davon übrig. Überhaupt nichts. Alles, Rennbahn und Stadion und Schwimmbecken, war abgerissen und einer riesigen Baustelle gewichen. Ein Haufen Erdreich, Auswurf eines großen ovalen Loches, türmte sich auf. Hier sollte wohl das neue Stadion entstehen. Es erschien geradezu unglaublich. Die Berliner Olympiade sollte in weniger als zwei Jahren stattfinden, und bisher war noch nichts gebaut worden. Stattdessen war ein absolut

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