Die Äbtissin
ließ die Verliebten allein zurück, die so mit sich selbst beschäftigt waren, dass sie nicht einmal merkten, dass sie gegangen war.
Don Pedros Beerdigung fand noch am selben Vormittag statt. Seit dem frühen Morgen wurde in San Antón in gewissen Abständen zweimal die Totenglocke geläutet, zweimal, weil der Verstorbene ein Mann war. Die Dienstboten waren neues Brennholz holen gegangen, Beerdigungsholz genannt, um das Feuer zu entfachen, auf dem nach der Beisetzung ein großer Festschmaus für Verwandte und Freunde zubereitet werden würde. Bevor der Leichnam aus dem Haus gebracht wurde, traten die Männer einer nach dem anderen an den Sarg und beteten ein Vaterunser. Es war eine sehr lange Zeremonie, denn viele wollten Don Pedro zu seiner letzten Ruhestätte geleiten. Als es so weit war, führten vier Frauen, die in jeder Hand eine Kerze hielten, und ein Mädchen, das einen Korb mit Brot auf dem Kopf trug – ein Brauch, dessen Bedeutung María niemand erklären konnte-, den Trauerzug an. Ihnen folgten die Männer, allen voran die Leguizamóns, dann der von sechs Familienangehörigen getragene Sarg und schließlich die Frauen, angeführt von María und Inés.
Don Martín erwartete sie an der Kirchentür. Als María hineinging und in der Bank zur Linken Platz nahm, die für die Frauen der Familie vorgesehen war, erkannte der Pfarrer die Nonne wieder, die zu ihm gekommen war, um Auskünfte zu erbitten. María bemerkte seine überraschte Miene und ein verstohlenes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Als das Evangelium verlesen werden sollte, wollte sie sich erheben, wie es sich gehörte, doch Inés hielt sie am Ärmel fest und zwang sie, sitzen zu bleiben. Später erklärte sie ihr, dass es so Brauch sei, dass die engsten Angehörigen in der einjährigen Trauerzeit während der Lesung sitzen blieben.
Nach der Messe und den Totengebeten fand die Beisetzung des Leichnams statt. In das Leichentuch gehüllt, wurde er aus dem Sarg gehoben und in die Familienkrypta in der Kapelle San Roque gelegt. Als das Geräusch der niederfallenden Grabplatte in der Kirche widerhallte, überlief es María eiskalt. Sie blieb an ihrem Platz knien, während alle anderen hinausgingen. Nach einer Weile trat sie an das Grab und las die Namen, die darauf geschrieben standen, diejenigen ihrer Onkel und Tanten, die im Kindesalter gestorben waren, die ihrer Großeltern Pedro de Larrea und Mayor de Mugica und den ihres Onkels, der noch an diesem Morgen eilig eingemeißelt worden war. Der Name ihrer Mutter Toda fehlte, und María betete, dass sie noch irgendwo im Lande leben mochte.
Die Leute warteten auf der Plaza, dass sie die Kirche verließ, und viele kamen zu ihr, um ihr das Beileid auszusprechen. Insbesondere die Frauen konnten ihre Neugier nicht verbergen, sie von Nahem zu sehen, denn die Nachricht von ihrer Anwesenheit in der Stadt hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Trotz ihrer Beileidsworte konnte María an ihren Blicken sehen, wie sie in ihrem Gesicht nach einem Zug ihrer Mutter oder gar ihres Vaters, des Königs, forschten. Auch Tristán de Leguizamón und sein Sohn traten zu ihr. Als sie ihr die Hand küssten, konnte sie ihre unter der Maske des Schmerzes verborgene Feindseligkeit spüren. Der junge Leguizamón richtete das Wort an Inés, die die ganze Zeit an ihrer Seite war.
»Nun, werte Kusine«, sagte er, wobei er das letzte Wort betonte, »hast du dich endlich dazu herabgelassen, zu den deinen zurückzukehren, wenn auch als Nonne verkleidet?«
Das Mädchen wollte etwas erwidern, doch María kam ihr zuvor.
»Dies ist weder der rechte Moment noch der rechte Ort, um über diese Angelegenheit zu sprechen.«
Der junge Leguizamón fuhr empört auf, doch ein Blick seines Vaters gebot ihm Einhalt.
»Mein Sohn, unsere… unsere wieder gefundene Verwandte hat Recht.« Der ironische Ton stand im Widerspruch zu seinem höflichen Lächeln. »Es wird noch Zeit genug sein, diese Frage zu erörtern.«
Mit einem leichten Kopfnicken zog er sich zu einem anderen Grüppchen zurück, gefolgt von seinem Sohn, der nicht aufhörte, Inés durchdringend anzustarren. Während des Essens, das auf die Beisetzung folgte, und bei den Messen, die in den darauf folgenden Tagen für die Seele des Verstorbenen gelesen wurde, wechselten sie kein einziges Wort mehr.
Seit der Abreise aus Madrigal waren bereits vier Monate vergangen und manchmal dachte María an das Kloster und den Frieden, der dort herrschte. Sie hatte einen Brief von
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