Die Äbtissin
führte, wo sie von Sündern und Huren umgeben sein würde, vor allem aber die Tracht Prügel, die sie von zweien ihrer illegitimen Brüder erhielt, bewirkten, dass das verliebte Mädchen den Namen des Mannes preisgab, von dem es ein Kind erwartete. Die beiden Bastarde griffen zu ihren Waffen und machten sich auf die Suche nach dem Mann, der den guten Namen ihrer Familie befleckt hatte, und sie ruhten nicht eher, bis sie ihn auf der Plaza de Santiago antrafen, ins Gespräch mit seinen Freunden vertieft. Bevor jemand eingreifen konnte, durchbohrten die beiden Brüder wortlos den Schuldigen und kehrten dann mit blutverschmierten Schwertern nach Hause zurück, entschlossen, mit der Sünderin, die ihren Vater entehrt hatte, ebenso zu verfahren. Der Vater verhinderte das Verbrechen, indem er sich zwischen sie und seine Tochter stellte, doch das junge Mädchen wurde in ein Turmzimmer gesperrt, wo es die Monate bis zur Geburt zubrachte. Als das Kind zur Welt kam, waren Vater und Söhne hoch erfreut, dass es ein Junge war, der Sohn einer legitimen Tochter, der stolz den Namen Salazar tragen konnte. Die Mutter des Kindes zwangen sie, im Kloster La Merced den Schleier zu nehmen, um den Rest ihres Lebens zu beten und für ihr ehrloses Verhalten zu büßen.
In Todas Fall lag die Sache ganz anders. Ihre Mutter und ihr Bruder achteten stets darauf, dass ihr Empfinden nicht durch Bemerkungen und üble Nachrede verletzt wurde, sie versuchten sie die schlimme Vergangenheit vergessen zu lassen, umgaben sie mit Liebe und Verständnis und ermahnten sie, an das Leben zu denken, das in ihr heranwuchs und ihnen allen in der Zukunft gewiss große Freude bereiten werde. Die Nachbarn gossen kein weiteres Öl ins Feuer, denn es war immerhin noch ein großer Unterschied, ob ein Mädchen von einem König schwanger wurde oder von irgendwem. Der typische Spott der Einwohner der Stadt, die den Leuten so gerne Spitznamen gaben, trug der kleinen Bastardin bald den ihren ein. Niemand scherte sich um den Namen, den ihr der Priester bei der Taufe gegeben hatte, denn bereits damals wurde sie von allen die Erlauchte genannt.
Die Jahre vergingen, und Toda fand ihr Lächeln und ihre Lebenslust wieder, auch wenn ihr Blick sich jedes Mal umwölkte, wenn sie Martín de Arana begegnete, mit dem sie nie wieder ein einziges Wort gewechselt hatte. Entgegen der Gepflogenheiten hatte sie ihr Haar wachsen lassen, obwohl sie noch ledig war, und bedeckte es mit einer hohen Leinenhaube. Ihr jugendlicher Körper hatte rundere Formen angenommen und zog die Blicke der Männer auf sich. Sie war sich der Veränderung bewusst und betonte sie durch eng anliegende, bestickte Röcke und Leibchen. Der Vater ihrer Tochter ließ ihr Beutel voller Münzen und kostspielige Geschenke zukommen, darunter auch Seidenstoffe, ellenweise Baumwolle, Pfauenfedern und Juwelen. Sie wurde von jungen und weniger jungen Männern begehrt, die in ihr eine schöne Frau sahen, so schön, dass ein König sie auserkoren hatte, sein Verlangen zu stillen. Zum anderen unterstand sie nicht länger der Aufsicht des gefürchteten Tristán de Leguizamón, der nahezu alle Geschäfte der regen Stadt am Nervión kontrollierte und dessen Vermögen in den acht Jahren, die zwischen den Besuchen Don Ferdinands und Doña Isabellas lagen, beträchtlich angewachsen war. Obwohl niemand in Zweifel zog, dass der mächtige Familienchef über genügend Mittel verfügte, um seinen Reichtum weiter zu mehren, behaupteten böse Zungen, wie einträglich es für ihn und seine Familie gewesen sei, dass der König seinen Samen ausgerechnet bei einem Mitglied seiner Familie ausgesät habe.
Die Feierlichkeiten zu Ehren der Herrin der Biskaya übertrafen noch jene, die man anlässlich des Besuchs ihres Gatten ausgerichtet hatte. Neben den obligaten Banketten, die sich über Stunden dahinzogen und bei denen jeder versuchte, sich der Königin zu nähern, um sich den einen oder anderen Vorteil zu verschaffen, übertrafen die Volksfeste die größten Erwartungen. Tausende von Menschen aus der Provinz strömten anlässlich der Festlichkeiten in der Stadt zusammen. Viele nutzten die Gelegenheit, um Stände mit den unterschiedlichsten Waren in den Straßen aufzustellen, etwas, das man ihnen unter normalen Umständen nicht erlaubt hätte, denn die Händlergremien übten eine strenge Kontrolle aus, und der Verkauf war nur gegen Zahlung einer erklecklichen Summe an von der Stadt festgelegten Tagen gestattet. Aber die Anzahl der Besucher
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