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Die Ängstlichen - Roman

Die Ängstlichen - Roman

Titel: Die Ängstlichen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ein Hei… äh, in so eine Einrichtung ist ein ziemlich großer Schritt. So etwas will reiflich überlegt sein.« (Nein, er hatte wirklich nicht die geringste Ahnung, weshalb er gegen den Entschluss seiner Mutter derart opponierte. Doch aus irgendeinem Grund fühlte er sich von ihr übergangen. Und so sah er sich außerstande, ihr die Zustimmung zuteil werden zu lassen, die sie sich von ihm erhoffte.)
    »Ich habe offenbar bereits viel zu lange mit mir gekämpft, was meinen Entschluss betrifft, wie mir deine Reaktion zeigt! Ich hätte einfach handeln sollen. Denn was ein Gespräch mit dir bringt, das sehen wir jetzt!«
    »Du hättest handeln sollen? Du
hast
gehandelt, Mutter, denn du
hast
bereits einen Vertrag unterschrieben! Also tue bitte nicht so, als sei alles noch in der Schwebe!«
    Da legte Johanna demonstrativ ihren Löffel auf den Tisch, erhob sich und sagte zu Ulrike: »Komm!« Dann lief sie hinaus in die Küche und Ulrike, die aufeinandergestapelten Teller in der Hand, hinterher.
    Helmut konnte nur staunen, welche Wendung dieser Nachmittag genommen hatte. Er war an sich (abgesehen von der ein wenig unerfreulichen Episode im Supermarkt) in bester Laune in der Ankergasse angekommen und nun das! Was war bloß in ihn gefahren? Eine offensichtliche Verstimmung. Doch weshalb, in Gottes Namen, hatte sie auch so vorschnell gehandelt, ohne ihm irgendein Mitspracherecht einzuräumen? Schließlich war er immer noch ihr Sohn. Helmut schenkte sich Wein nach, und erst jetzt fiel ihm ein, dass ja immer noch Ben neben ihm saß, der ihn ruhig ansah. Und so in Fahrt, wandte er sich zu ihm hin und sagte: »Und du? Geh lieber raus und hilf deiner Großmutter, statt blöd hier rumzusitzen. Außerdem hättest du ja wirklich mal pünktlich sein können,findest du nicht? Aber das ist bei meinem Herrn Sohn ja scheinbar nicht drin!«
    Ohne auf den ihm gemachten Vorwurf einzugehen, lehnte Ben sich ostentativ zurück und erwiderte gelassen: »Die kommen schon klar!«
    »Na, wie du meinst«, sagte Helmut, hob das Glas an den Mund und starrte ins Leere. Er dachte: Alles hätte so schön sein können. Ich hätte ihnen ein bisschen was aus dem Krankenhaus erzählen können. Oder man hätte die alten Geschichten aufwärmen können, immerhin gab es doch einiges in ihrer Familiengeschichte, worüber sich immer wieder herzlich lachen ließ. So zum Beispiel Konrads Tollpatschigkeit, die ihm schon so viel Spaß bereitet hatte. Oder Ulrikes Angst vor Spinnen, mit der er sie schon, als sie noch Kinder waren, aufziehen konnte. Und dann natürlich Bens Geschichten. Seine diversen und ziemlich stümperhaften Versuche, einen Beruf zu ergreifen. Bis er schließlich als kleiner Lohnschreiber geendet war. Ach, es war wirklich jammerschade, dass dieses Treffen plötzlich einen solchen Verlauf genommen hatte.
    »Ist ja noch mal alles gut gegangen!«, sagte Ben und riss Helmut aus seiner kleinen Gedankenreise.
    »Wie?«, erwiderte Helmut und sah Ben an. Und als der Groschen fiel, sagte er: »Ach so, ja! Das Ganze war völlig harmlos! Kaum der Rede wert.«
    »Aber Angst hattest du schon, oder?«
    Helmut sah seinen Sohn überrascht an: »Angst? Ich? Ach, woher! Da hab ich weiß Gott schon schwerere Schlachten geschlagen. Aber du kennst ja die Ärzte, erst schnell, schnell, schnell! Und dann heißt es hinterher: Falscher Alarm, nur keine Panik! Nein. Da muss schon mehr passieren, damit ich Angst bekomme.«
    Helmut süffelte, begleitet von leisen Schmatzgeräuschen,seinen Wein, und Ben sagte: »Hätte aber auch anders ausgehen können!«
    »Hätte, klar. Aber um mich plattzumachen, muss schon mehr passieren! Weiß Gott!«
    Plattmachen – seine Art, sich die Angst vor dem Tod vom Leib zu halten, dachte Ben.
    Im selben Moment kehrten Johanna und Ulrike mit diversen Schüsseln und dampfenden Schalen ins Wohnzimmer zurück.
    »Und jetzt bitte kein dummes Gerede mehr, verstanden!«, rief Johanna und sah Helmut dabei vielsagend an. Dann ließ sie sich auf ihrem Platz nieder und begann, die Teller ihrer Gäste zu füllen.
    »Was heißt hier dummes Gerede?«, erwiderte Helmut, der offenbar nicht gewillt war, die für die vor ihnen liegenden Stunden ausgegebenen Gesetze zu akzeptieren. »Ich will doch bloß, dass du deine offenbar ziemlich übereilt getroffene Entscheidung nicht bereuen musst!«
    »Übereilte Entscheidung, ich glaube, ich höre nicht recht?«, rief Johanna und kam aus lauter Wut über Helmuts Gerede gegen ihr volles Weinglas, das umkippte und seinen

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