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Die Ängstlichen - Roman

Die Ängstlichen - Roman

Titel: Die Ängstlichen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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zu holen und (anders als geplant) bereits jetzt zu sagen, was sie zu sagen hatte: »Ich habe euch etwas mitzuteilen, und ich wollte dies nicht am Telefon tun. Also!« Sie ließ ihren Blick einmal im Kreis wandern. »Ich werde die Ankergasse verlassen und habe mir ein Zimmer im Herz-Jesu-Stift gemietet, der Vertrag ist bereits unterschrieben!«
    »Ist nicht wahr?«, sagte Ben erstaunt.
    »Aber wovon willst du das denn bezahlen?«, sagte Helmut und sah sie mit großen Augen an. »Das ist doch bestimmt sauteuer, so ein Zimmer?«
    »Keine Sorge!«, erwiderte Johanna selbstbewusst (wobei ihr plötzlich selber ein wenig mulmig bei der Sache wurde). »Ich habe etwas gespart, und außerdem bekomme ich ja auch Pauls Rente. Ich werde mich wohl ein wenig einschränken müssen, aber mein Theaterabonnement werde ich sicher behalten können.«
    »Alles schön und gut«, sagte Helmut, »aber hast du dir das auch gut überlegt? So ein Leben in so einem Heim ist bekanntlich etwas anderes. Hier kannst du immerhin tun und lassen, was du willst. In so einem Heim dagegen herrschen andere Sitten!«
    »Erstens ist es kein Heim, wie du es nennst, denn ich bin weder geisteskrank noch bettlägerig. Und zweitens habe ich lange mit mir gerungen, bis ich so weit war. Oder hältst du mich etwa für zu alt, um noch einmal anderswo etwas Neues anfangen zu können?«
    »Nein, natürlich nicht, Mutter!«, sagte Helmut, der offenbar vergeblich darauf hoffte, dass ihm einer der beiden anderen beisprang. »Doch so ein Umzug hat es in sich. Da weiß man im Voraus nie, ob auch alles so wird, wie du denkst!«
    »Das klingt ja gerade so, als ob du mir Angst machen wolltest!«, wehrte Johanna Helmuts Einwand ab, wobei ihre Wangen sich zu röten begannen.
    »Aber nein!«, entgegnete Helmut, der selbst nicht hätte sagen können, warum er so vehement dagegen argumentierte. Trotzdem war er nicht willens, den einmal eingeschlagenen Kurs wieder zu verlassen. »Es ist nur so, dass ich …«
    »Dass du was …?«, rief Johanna aufgebracht.
    »Bitte, Mutter, reg dich nicht auf!«, rief Ulrike dazwischen, die wieder daran denken musste, dass Rainer im Keller saß.
    »Dass du was?«, wiederholte Johanna.
    »Also, dass ich finde, dass das alles ein bisschen schnell geht! Kaum ist Janek unter der Erde oder sonst wo, da fällt dir nichts Besseres ein, als dich, hoppla-hopp, in so einem Heim einzumieten.«
    Nun bekam auch Helmuts Gesicht einen leichten Rotstich.
    »Hoppla-hopp? Wie redest du denn mit mir?«, rief Johanna und musste sich beherrschen, nicht ihrerseits beleidigend zu werden.
    »Ja, entschuldige, Mutter!«, sagte Helmut, »aber es ist doch so, dass du dich mit keinem von uns beraten hast. Gehst hin und unterschreibst so einen Vertrag! Findest du das richtig? Ulrike, sag du doch auch mal was dazu?«
    »Ich, was soll ich dazu sagen«, antwortete Ulrike.
    »Hätte ich dich etwa um Erlaubnis fragen sollen?«, gab Johanna zurück. »Ich bin schließlich immer noch deine Mutter, und außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass ich in einer solchen Angelegenheit irgendwen um Erlaubnis fragen muss! Es ist mein Leben und mein Geld, und ich kann damit machen, was ich will!«
    »Wann ist es denn so weit?«, ging Ulrike halblaut dazwischen, froh, dass ihr nun eine Frage eingefallen war. »Ich meine … wann du dein Zimmer beziehst?«
    Johanna löffelte wieder ihre Suppe, biss sichtlich verärgert in ihr Brot und murmelte: »In nicht mehr ganz sechs Wochen!«
    »Was?«, rief Helmut lautstark. »In sechs Wochen?«
    »Ob du’s glaubst oder nicht«, antwortete Johanna triumphierend und griff nach ihrem Weinglas. »In sechs Wochen!«
    »Du willst in sechs Wochen umziehen und teilst uns das heute einfach so mit?«
    »Was heißt hier einfach so?«, schaltete sich Ben ein. »Genau deshalb hat sie uns ja eingeladen, um es uns nicht
einfach so
mitzuteilen. Und was willst du eigentlich dauernd? Sechs Wochen sind doch eine Menge Zeit! Außerdem werden wir ihr selbstverständlich dabei helfen!«
    »Jetzt häng du dich nur auch noch rein!«, zischte Helmut. »Sieh lieber zu, dass du selbst endlich irgendwo unterkommst. Mit deinem Geschreibe kommst du doch nie auf einen grünen Zweig!«
    »Jetzt ist es genug, Helmut!« Johanna warf ihrem ältesten Sohn einen scharfen Blick zu. »Außerdem habe ich in der Tat gehofft, gerade du würdest mich in dieser Sache unterstützen!«
    »Das tue ich ja auch«, antwortete er, »aber wieso musst dudie Dinge so unnötig überstürzen? Ein Umzug in so

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