Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
schlecht, dass er kurz davor war, sich zu übergeben.
Sie liefen einmal an den Wänden des bunten Gewölbes entlang, fanden aber keinen Ausgang. Selbst das Loch im Boden, durch das sie gekommen waren, hatte sich wieder mit Gas gefüllt. »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Ralph seinen Cousin.
»Keine Ahnung«, erwiderte Cecil gereizt. »Wenn Chessie sich wenigstens mal zeigen würde! Schließlich habe ich doch bisher alles gemacht, was man von mir erwarten kann. Ich war ein großartiger Held. Was soll also jetzt dieser Regenbogenzauber?«
Ralph setzte sich auf den Gasboden. Er merkte jetzt, dass er sich lange nicht mehr ausgeruht hatte. Vielleicht sollten sie ja müde werden. Ob das wohl der mörderische Plan war? Jedenfalls war es bestimmt keine gute Idee, in einem Raum aus Zaubergasen einzunicken.
Cecil drückte sich die Nase an einem hellgelben Streifen Wand platt. »Ich glaube, auf der anderen Seite sehe ich festen Boden«, meldete er. »Aber sicher bin ich mir nicht. Zu schlechte Sicht.«
»Kommen wir denn da durch?«, wollte Ralph wissen.
Cecil drückte mit den Fingern gegen die nebulöse Wand. Sie versanken ein Stück. Dann aber stießen sie auf Widerstand. »Ich glaube nicht.« Plötzlich wurde er bleich und hielt sich die Hand vor den Mund. Er schien zu würgen. »Ich fühl mich nicht besonders, Alter.«
Daraufhin ließ Ralph, er konnte nicht anders, einen fahren – was ja durchaus ein Beitrag zum Thema Gase war. Cecil schien es zunächst nicht zu bemerken. Aber Ralph sah eine verräterisch riechende, meergrüne Wolke vom Hosenboden seiner Jeans aufsteigen, und als diese sich in der Luft ausbreitete, rümpfte Cecil die Nase.
Wenn Ralph pupste, empfand er häufig eine etwas alberne Mischung aus Verlegenheit und Stolz. Jetzt allerdings konnte keine Rede davon sein. Er hatte immerhin einen farbigen Furz abgelassen. »Die sind in uns drin!«, rief er und drehte sich einmal im Kreis. »Die Farben sind in uns drin! Wir müssen hier raus, schnell!«
Cecil verzog das Gesicht. »Bin dabei!«
Ralph stellte sich neben ihn vor die Wand, und mit vereinten Kräften stemmte sie sich dagegen – vergeblich: Ihre Atome richteten sich weiterhin nach denen des Gases aus.
26. Kapitel
Ralph konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Vor ein paar Minuten war es das Normalste von der Welt gewesen, über Gas zu laufen. Aber jetzt verfiel er wieder in sein altes Denken und fand es doch etwas seltsam. Sehr seltsam eigentlich. Benommen boxte er Cecil gegen den Arm. »Sag mal, wieso können wir eigentlich stehen? «
Kaum hatte Ralph das gesagt, versank er auch schon bis zu den Waden im Gas. Er war im Begriff abzustürzen und auf dem Boden des Ballsaals aufzuschlagen.
»Mist!«, entfuhr es Cecil. Rasch zog er Ralph wieder hoch. »Natürlich können wir auf dem Gas stehen. Es ist doch gefärbt .«
»Ach, ja?«, lallte Ralph. »Wieso heißt Farbe, dass man drauf stehen kann? Ich finde, das ist überhaupt nicht so … klar.« Er kicherte, und kaum hatte Cecil ihn losgelassen, sackte er wieder ab. Cecil packte ihn an den Schultern und konnte gerade noch verhindern, dass Ralph in den Tod stürzte.
Dieses Mal musste er Ralph allerdings regelrecht hochhieven. Denn auch ihn zog es langsam nach unten. »Alter«, warnte Cecil, »ich kann dich nicht mehr halten, wenn ich selbst einsinke!«
»Na, aber fallenlassen kannst du mich auch nicht. Sonst lande ich als Schmierfleck auf der Tanzfläche. Plitsch-platsch.« Ralph kicherte wieder.
»Halt den Mund! Lass mich nachdenken …«
»Warte, ich hab eine Idee!«
Welche, das werden wir nie erfahren. Denn Cecil war schneller. Er packte Ralph am linken Arm, dann am linken Bein, wirbelte ihn zweimal durch die Luft und ließ los.
In einem gigantischen Farbstrudel rauschte Ralph durch die Wand und landete in einem anderen Raum.
Dieses Zimmer hatte einen stabilen Steinboden. Der Aufschlag tat verdammt weh, war aber auch eine echte Erleichterung.
»Hier ist ein richtiges Zimmer!«, rief Ralph. »Komm rüber!«
Cecil knurrte etwas Zustimmendes und sprang. Dummerweise durchbrach er zwar die Wand, sackte aber gleichzeitig durch den Gasboden nach unten. Ralph sah auf Steinbodenhöhe den Oberkörper seines Cousins auftauchen, als hätte man dort eine Büste von ihm aufgestellt.
Er packte ihn an den Unterarmen und zog. Es dauerte eine ganze Minute, bis Cecil keuchend auf festem Boden lag.
»So etwas Lächerliches! Ein quietschbuntes Zimmer aus Gas ist nun wirklich nicht das,
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