Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition)
Schuldverhältnisse hohe finanzielle Forderungen an ihren ehemaligen Ehemann. Deshalb betreibe sie eine Zwangsversteigerung von dessen Einfamilienhaus.
Im Gespräch mit dem Ulmer Gutachter Friedemann Pfäfflin erzählt Mollath im November 2010 vom Züricher Hotel Dolder, wohin eine Schweizer Bank die besten Anlageberater und deren Ehepartner aus Nürnberg eingeladen habe. Mollath habe sich danach, nach diesem Hotelaufenthalt 1996, verändert, habe seine Frau zu ihm gesagt. Aber er sei einfach nur kritisch. »Auch den Kapitalismus lehne ich nicht ab«, sagt Mollath, »aber man könnte ein System schaffen, das erträglich ist.«
Im Gespräch mit Pfäfflin hat Mollath auch geschildert, wie die Gespräche liefen mit seiner Frau. Mit Engelszungen habe er auf sie eingeredet: Sie solle doch auf dem Boden bleiben. Das ganze Finanzsystem entwickle sich immer gespenstischer. »Mensch, Mädel, das ist wie ein hundertprozentiges Roulettesystem«, habe er zu seiner Frau gesagt. »Ich versuchte, ihr klarzumachen, dass das alles nicht in Ordnung ist. Sie veränderte sich mehr und mehr, Schritt für Schritt in eine skrupellose Person. Ich habe sie sehr geliebt. Sie ist die einzige Person, der ich vertraut habe.«
Hat Mollath nicht auch profitiert von den Geschäften seiner Frau? Er gibt das unumwunden zu. Er geht sogar so weit zu sagen, dass er bei den Geschäften geholfen habe. Man hänge ja an der Fieberkurve der Kursbewegungen, da müsse man das Gras wachsen hören. So eine Arbeit gehe ans Limit der Nervenbelastung, da müsse ein Ehepartner automatisch helfen. Mollath beschreibt es so: »Wenn Sie einen Unfall sehen, da sind Sie als normaler Bürger geneigt zu helfen. So ist es auch gegenüber der Partnerin. Sie versuchen, in jedem Bereich auszugleichen.« Für seine Frau, da wäre er so etwas gewesen wie ein Psychologe.
Was Mollath dem Gutachter Pfäfflin ebenfalls erzählt: wie seine Frau, eine aus seiner Sicht sehr impulsive Person, im Jahr 2001 aus einem fahrenden Wagen gesprungen sei. Man habe sich gestritten, mit 50 oder 60 km/h sei man unterwegs gewesen, und da habe sie aus dem Auto springen wollen. Wenn sie etwas nicht hören wolle, dann schreie sie eben, sie wolle raus. So schnell habe Mollath gar nicht anhalten können, da sei sie raus. Man sei dann noch zum Arzt. Seine Frau, die sei immer so spontan gewesen. Man würde gerne mehr darüber wissen, aber Mollaths Exfrau schweigt.
Nach Berichten mehrerer Zeugen war Gustl Mollath Anfang des Jahrtausends in seinen Grundfesten zutiefst erschüttert. Da war der Rosenkrieg, da waren die ständigen Auseinandersetzungen um ihre Schweizer Geld-Connection, seine Briefe, die er deswegen an die Hypovereinsbank, die Staatsanwaltschaft, an Politiker und Gerichte schrieb, die manchmal lapidar zurückgewiesen, oft aber gar nicht beantwortet wurden. Gustl Mollath holte sich überall eine blutige Nase. Sein Ferrari-Restaurierungsgeschäft war am Ende. Kurz: Er steckte in jeder Hinsicht in einer tiefen Krise und hatte das Gefühl, an einer Wand aus Gleichgültigkeit und Ignoranz zu zerschellen. Er wollte sich wehren und überzog dabei bisweilen im Ton. Aber was will man erwarten von einem Menschen, der sich dann plötzlich mit Psychiatern auseinandersetzen muss, die sagen, er wäre verrückt, krank, gemeingefährlich und gehöre weggesperrt?
Möglicherweise der letzte Auslöser für eine totale Verunsicherung dürfte, nach Beobachtung eines Nachbarn, ein Polizeieinsatz im Haus in Nürnberg-Erlenstegen gewesen sein. Nach diesem Polizeieinsatz im Februar 2003 habe Mollath »in großer Panik gelebt, man wolle ihm etwas anhängen«, erinnert sich der Nachbar. Ein Dutzend Beamte durchsuchten sein Haus, tatsächlich wurde eine Waffe gefunden, es handelte sich um ein Luftdruckgewehr. Die damalige Ehefrau hatte bei der Kriminalpolizei angegeben, sie habe im zweiten Obergeschoss des Hauses »ein Gewehr« gesehen. Überdies habe ihr Mann angeblich davon geredet, »im Besitz einer Pistole« zu sein. Daraufhin erließ das Amtsgericht Nürnberg einen Durchsuchungsbeschluss. Es bestehe der Verdacht, dass Mollath »die tatsächliche Gewalt über nicht näher bekannte Schusswaffen« ausübe.
Mollath erinnert sich, dass mehrere Polizeibeamte in seiner Wohnung aufgetreten seien. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft lassen sich anhand der Akten »keine Einzelheiten zum Ablauf des Einsatzes« feststellen. Gefunden wurde: ein verrostetes, wohl nicht mehr funktionstüchtiges Luftgewehr, das noch von
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