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Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition)

Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition)

Titel: Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Ritzer , Olaf Przybilla
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Mollaths Eltern stammte. Es sei nicht eingezogen worden, erklärt die Staatsanwaltschaft, denn es sei gar nicht genehmigungspflichtig gewesen.
    Das Wichtigste aber: Eine Pistole fand sich nicht. Auch keine anderen Schießeisen. Mollath bekam es mit der Angst zu tun. Er vermutete Personen hinter der Aktion, die er dunkler Geldgeschäfte bezichtigt hatte – unter anderem seiner damaligen Ehefrau. Diese will auf unsere Anfrage auch dazu nichts sagen.
    Im Urteil des Jahres 2006 wird aus einem Brief Mollaths an seine Frau aus dem August 2002 zitiert, in dem er mitteilt, er werde mit den »Machenschaften« nicht mehr fertig. Er sei jeder Kraft beraubt, seelisch und körperlich schwer belastet.
    Am 22. April 2004 führt Mollath in einem Brief an den damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber aus, er sei nun wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung angezeigt, überdies sei sein Haus wegen angeblicher Schusswaffen durchsucht worden. Darüber hinaus versuche man, ihn – Mollath – als psychisch krank darzustellen. Krank müsse man sein, wenn man so was mitmache. Da er nun mit allem rechnen müsse, bliebe ihm nichts anderes übrig, als den Empfänger seines Hilferufs mit einem Schreiben zu belasten.
    Es ist der Tag, an dem Mollath sich vor dem Amtsgericht verantworten muss. Sein damaliger Anwalt wird sich später erinnern, Mollath habe im Gerichtssaal einen Text über die Nürnberger Prozesse gelesen. Im Brief an Stoiber scheint Mollath diese Analogie noch immer zu beschäftigen. Er versteigt sich zu der Formulierung, er werde sich allen Anforderungen »dieses unsozialen UnrechtSStaates widersetzen«.

    Von alledem weiß Edward Braun nichts, als er 2010 die Stimme des verloren geglaubten Freundes auf seinem Anrufbeantworter hört, die ihn um Rückruf bittet. Je länger und intensiver Gustl Mollath und Edward Braun miteinander sprechen, desto mehr kehrt beim Zahnarzt aus Bad Pyrmont die Erinnerung zurück. Mehr noch: Edward Braun wird zu einem Kronzeugen in diesem Fall. Seine Aussage ist es vor allem, die die Staatsanwaltschaft Regensburg dazu veranlassen wird, ein Wiederaufnahmeverfahren anzustreben. Denn was Edward Braun erzählt, erschüttert massiv die Glaubwürdigkeit der wichtigsten Belastungszeugin gegen Gustl Mollath: die seiner langjährigen Ehefrau.
    Edward Braun ist ein Mensch, der sich nicht nur gut und präzise erinnern kann. Wichtige Vorkommnisse notiert er sich obendrein in einem Kalender, egal ob es um Oldtimertreffen, Kirchenvorstandsangelegenheiten oder solche seiner Studentenverbindung geht. So auch am 31. Mai 2002. Da findet sich in einer Kladde ein handschriftlicher Eintrag über einen erbosten Anruf von Gustl Mollaths Ehefrau. Damals hatten die Brauns und die Mollaths noch guten Kontakt, wenngleich dieser unter den immer größeren Eheproblemen des Nürnberger Paares zusehends litt. Was Frau Mollath an jenem letzten Maitag 2002 zu ihm am Telefon sagte, hat Edward Braun im September 2011 in einer eidesstattlichen Versicherung wiedergegeben. Und er hat es später bei einer Vernehmung vor der Staatsanwaltschaft Regensburg exakt so wiederholt.
    »Wenn Gustl mich und meine Bank anzeigt, mache ich ihn fertig«, sagte Frau Mollath nach Brauns Erinnerung. »Ich habe sehr gute Beziehungen. Dann zeige ich ihn auch an, das kannst du ihm sagen. Der ist doch irre. Den lasse ich auf seinen Geisteszustand überprüfen, dann hänge ich ihm was an, ich weiß auch, wie.«
    Braun sagt, er habe angesichts der wütend drohenden Frau am Telefon spontan angeboten, nach Nürnberg zu fahren und zwischen dem befreundeten Paar zu vermitteln. Stattdessen soll Mollaths Ehefrau das Gespräch mit dem Satz beendet haben: »Wenn Gustl seine Klappe hält, kann er 500000 Euro von seinem Vermögen behalten. Das ist mein letztes Wort.«
    Brauns Aussage und seine eidesstattliche Versicherung über das Telefonat sowie die Vorlage seines Terminkalenders überzeugten Anfang 2013 die Regensburger Staatsanwaltschaft. Die Ermittler sehen in Edward Brauns Darstellung die laut Strafprozessordnung für die Wiederaufnahme eines bereits abgeschlossenen Strafprozesses notwendigen »neuen Tatsachen und Beweismittel«.
    Braun ist jedoch auch über das Telefonat hinaus ein wichtiger Zeuge im Fall Mollath. Denn er erinnert sich auch an ein Gespräch mit Frau Mollath, irgendwann um die Jahrhundertwende muss es gewesen sein, also noch vor dem Ehekrieg. Braun restaurierte gerade eine Gründerzeitvilla in Bad Pyrmont, und weil eine Nachfinanzierung

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