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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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er seine Wut über die Grausamkeit des Kosmos hinaus, während sein Messer sich hob und wieder senkte. Dann drückte er den Daumen in die Vertiefung der Bombe.
    Auf der geneigten Felsplatte liegend, hatte Rory das schwere Broltgewehr auf seinen unverletzten Oberschenkel gelegt und hielt die eine Hand an den Abzug. Das Tosen des aufsteigenden Stroms der Invasoren dröhnte ihm in den Ohren. Schlimmer noch, mit den Implantaten, die noch immer in seinem Körper steckten, nahm er ihre Anwesenheit deutlich wahr. Er wünschte, der Steinsplitter hätte sich ihm in die Seite oder in den Arm gebohrt anstatt ins Bein.
    Ich hätte das machen sollen! – Und nicht der Major …
    Dann hörte und spürte er, wie die Bombe detonierte. Das Tosen ging unvermittelt in das monströse, markerschütternde Kreischen von gequältem Metall über. Rory riss den Kopf herum und sah, wie ein in die Länge gezogener Schwanz aufsteigender Legionscyborgs gegen eine Kraft ankämpfte, die sie zurückzuziehen suchte. Der Warpbrunnen hatte sich in ein tödliches Mahlwerk verwandelt, in dem die Cyborgs mit hilflos hämmernden Armen und wild umherpeitschenden Tentakeln zusammengepresst und in die Tiefe gezogen wurden. Aus dem Boden kam ein Dröhnen wie von einem Geschwader startender Raumfahrzeuge, untermalt von fünfzig Chören, die ein ohrenbetäubendes Crescendo anstimmten …
    Unwillkürlich musste er an eine detonierende Blase denken, doch anstatt der erwarteten Explosion trat das Gegenteil ein. Alle Geräusche versiegten, eine sich ausdehnende Zone alles durchdringender Stille. Gleichzeitig wurde es dunkel.
    Es ging kein Wind, der Regen hatte aufgehört. Es drang kein Licht mehr aus dem Warpbrunnen hervor, und Rory bemerkte, dass die Anzeigen des Broltgewehrs erloschen waren. Als die überlebenden Kämpfer der Steinhauer und der Hakon-Haer ihn zehn Minuten später fanden, teilten sie ihm mit, im Umkreis von 500 Metern seien alle Cyborgs und alle Hilfsmaschinen entweder umgekippt oder vom Himmel gefallen.
    Als Rory ihnen vom Major berichtete, gingen sie nachsehen. Aufgeregte Rufe tönten vom Warpbrunnen herüber. Zwei Männer trugen Rory zum Rand des Brunnes. Im unsteten Schein der Taschenlampen bot sich ihm ein erstaunlicher Anblick. In der Tiefe war immer noch eine gewaltige Masse knirschender, sich immer weiter verdichtender Cyborgs zu erkennen, doch sie alle hatten sich in dunklen, glitzernden Stein verwandelt.
    »Sind sie auch wirklich alle tot?«, fragte Rory, dann wurde ihm bewusst, dass er nichts mehr wahrnahm, was auf die Anwesenheit belebter Maschinen hindeutete.
    Einer der Steinhauerjungs zückte Hammer und Meißel (»Du wolltest mit Hammer und Meißel gegen verrückte Cyborg-Aliens kämpfen?«, lautete Rorys Kommentar) und schlug das Ende eines kneiferbewehrten Tentakels ab. Als er das Teil ins Licht hielt, wurde klar, dass es durch und durch aus Stein bestand.
    »Aye, damit wär das geklärt«, sagte er. »Sonst noch was?«
    »Moment, gucken Sie sich das mal an«, meinte einer der Steinhauer und dirigierte Rorys Helfer um das Tableau herum. Nach einer Weile hielten sie an und leuchteten zu einer tiefer gelegenen Stelle der erstarrten Szenerie hinunter. Rory fiel die Kinnlade herab, dann brach er in Gelächter aus. Bis zur Hüfte in das Durcheinander versteinerter Cyborgs eingesunken, stand da Major Theo Karlsson, in der Hand ein Hackmesser.
    Als sein trauriges Gelächter verstummt war, streckte er die Hand aus und klopfte auf die kalte graue Schulter.
    »Tut mir leid, Chef«, sagte er. »Sieht so aus, als würden Sie doch noch zu Ihrer Statue kommen.«

38 Catriona
    Der Traumpalast war ihre Zuflucht, ein ruhiger Ort der schwebenden blauen Säulen, der Wände, aus denen duftende Blumen sprossen, der Nebelschleier und der Teppiche aus weichem, stets frischem Laub. Ein ruhiger Hafen für das körperlose Destillat dessen, was einmal Catriona Macreadie gewesen war.
    Das, was sie geworden war, entzog sich ihrem Begreifen. War sie nichts weiter als ein Instrument, geschaffen gemäß den Bedürfnissen und Launen uralter Mächte? So schien es jedenfalls. Das Experiment des Zyradins mit dem gewaltigen Raumschiffswrack war ihr noch deutlich gegenwärtig und löste wilde Spekulationen aus. Allerdings war kaum anzunehmen, dass der Zyradin vorhatte, mit ihrer Hilfe Hegemonie-Raumschiffe zu Segrana zu bringen. Auch in gestrandetem Zustand konnten sie dem umliegenden Wald gefährlich werden. Bislang hatte er ihr keine Erklärung gegeben, und nach

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