Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
sie im Raumschiff der Chaurixa, der Sakrament , verteilt, damit sie ihnen bei ihrem Fluchtversuch halfen. Die Flucht war gescheitert, und alle fünf Getunten waren in Einzelhaft genommen worden. Julia war es trotzdem gelungen, eine Handvoll Polymote unter ihre Kontrolle zu bringen, die unentdeckt geblieben waren, dann war sie aus ihrer Zelle ausgebrochen und bei dem Versuch, das Frachtsteuerungsprogramm umzuprogrammieren, erneut eingefangen worden.
    Diesmal würde es anders laufen. Es musste einfach – Talavera hatte sie mit Nanostaub infiziert.
    Sie erhob sich. »Was ist das Codewort für die Aufhebung der sensorischen Isolation?«, fragte sie den Hund. »Und wie lange dauert es, bis der Ausgangszustand wiederhergestellt wird?«
    »Das Codewort lautet ›Kontinuität‹, und der Ausgangszustand wird nach fünfzehn Sekunden wiederhergestellt.«
    Der Hund diente der nicht sehr leistungsfähigen AI des Polymots jetzt als Wirt, desgleichen die Catriona-Schablone und demnächst auch sie selbst. Sie brauchten das Schauspiel jetzt nur so lange fortzuführen, bis sie sich befreien konnte. Ihre Gefährten zurückzulassen war schmerzhaft, aber allein hatte sie die besten Chancen.
    »Ich habe in die Bildvorlage einen Puffer eingebaut«, sagte sie zum Hund. »Wenn ich etwas sage, kopier dich da hinein und überschreibe alle noch vorhandenen Programmreste. Anschließend behältst du die Verhaltensfassade bei.« Sie holte tief Luft. »Kontinuität …«
    Sie hätte es beinahe geschafft. Sie kam im Tank zu sich und schlich hinaus in den schummrigen Flur. Unbemerkt gelangte sie zu den Rettungsbooten der Sakrament , hackte sich mit einem von einem Polymot generierten Schlüssel in die Steuerung ein und programmierte alle Boote auf Autostart in einer Minute, Zeit genug, um an Bord zu gehen und das Überlebens- und Navigationssystem zu überbrücken. Während die übrigen elf Rettungsboote mit flammenden Triebwerken in der Weite des Raums verschwanden, steuerte Julia ihr Boot manuell an der Außenhülle der Sakrament entlang und fixierte es an einer Reserveluke in Hecknähe.
    Talavera aber hatte irgendwie gemerkt, dass die gestarteten Rettungsboote unbemannt waren. Nach etwa einer halben Stunde wurde das Boot an der Heckluke fixiert. Dann öffnete sich die Luke, und Julia wurde in die Luftschleuse gezerrt, wo sie von zwei Henkayanern gefesselt und geknebelt wurde.
    Im Virtualitätsraum steckten ihre Häscher sie wieder in den Tank, befestigten die Nähr- und Entsorgungsschläuche und fixierten die neuronale Steuerung auf ihrem Kopf. Inzwischen hatte sie die Fassung verloren und schrie wortlos hinter dem dicken Klebeband, das ihren Mund verschloss. Dann wurde die Gehirnsteuerung eingeschaltet, und ihr Körper wurde schwer und taub und rückte in die Ferne, während ihr Bewusstsein in Talaveras virtuelles Gefängnis zurückgezerrt wurde.
    Julia schlug die Augen auf und sah blauen Himmel. Sie setzte sich auf und stellte fest, dass sie sich wieder am Meer befand. Kleine Wellen schlugen an den Strand und färbten den Sand dunkel, doch es gab kein Strandhaus mehr, keinen Hund, keine Catriona.
    »Wenn ich sagen würde, ich wäre enttäuscht, wäre das …«
    Auf einmal stand Talavera vor ihr, bekleidet mit einem roten Schnürmieder, grüner, hautenger Hose und den schweren Stiefeln, die typisch für sie waren. Wie sie so dastand, kamen schwarze, schlangenähnliche Wesen aus dem Sand hervor und wanden sich an ihren Beinen hoch. Sie hatten keine Gesichter und verjüngten sich an beiden Enden, deshalb konnte man nicht erkennen, was bei ihnen vorn und was hinten war.
    »Ich habe dir erklärt, was unsere Arbeit bewirken soll und wie wichtig sie ist«, fuhr Talavera fort.
    »Und ich glaube Ihnen nicht«, entgegnete Julia. »Glaube Ihnen nicht, traue Ihnen nicht, weiß nicht einmal … was Sie sind. Was sind das für Wesen? Weshalb denken Sie sich so etwas aus?«
    »Hmm, klingt nach verletztem Stolz. O ja, die Hybris des ach so überlegenen Intellekts.« Talavera neigte sich mit hasserfülltem Funkeln in den Augen vor. »Aber überleg mal einen Moment – ich bin diejenige, die deine Pläne vereitelt und dich dreimal wieder zur Räson gebracht hat, deshalb bin ich wohl deine Nemesis, vielleicht sogar deine Erznemesis.« Sie lachte. »Und meine kleinen Schlangenfreunde hab ich mir nicht ausgedacht – das sind Boten von jemandem, der …« Sie zögerte einen Moment, als überlege sie, was sie sagen sollte. »… den man als Gott bezeichnet. Er hat

Weitere Kostenlose Bücher