Die Ajima-Verschwörung
aussprechen?« fragte Orita und verbeugte sich leicht.
Suma nickte wortlos.
»Die
Gaijins
lassen sich von Ansehen und Macht beeindrucken. Das kann man an der Art erkennen, wie sie Unterhaltungskünstler und reiche Berühmtheiten verehren. Sie sind der bedeutendste Finanzexperte der Welt. Lassen Sie die Kongreßabgeordnete und den Senator im Ungewissen, indem Sie im Hintergrund bleiben und nicht erreichbar sind. Schicken Sie andere zu den beiden, die ihre Neugier weiter anstacheln, indem Sie sie mit kleinen Informationsstückchen füttern, bis sie schließlich innerlich bereit sind, bei Ihrem verehrungswürdigen Erscheinen Ihre göttlichen Befehle entgegenzunehmen.«
Suma dachte über Oritas Rat nach. Es war ein kindisches Spiel, das seinem Ego entgegenkam, jedoch auch seine praktische Seite hatte. Er warf Kamatori einen Blick zu. »Moro, ich überlasse es Ihnen, mit der Initiation unserer Gäste zu beginnen.«
Loren war verwirrt. Noch nie in ihrem Leben war sie derart verwirrt gewesen. Fast unmittelbar, nachdem man sie beim Oldtimer-Rennen entführt hatte, war sie betäubt worden und hatte erst vor zwei Stunden mühsam das Bewußtsein wiedererlangt.
Als sie den Schleier, der ihre Gedanken trübte, endlich zerrissen hatte, fand sie sich in einem wunderschön eingerichteten Schlafzimmer wieder, an das sich ein luxuriöses Bad mit im Boden eingelassener Marmorbadewanne und Bidet anschloß. Das Zimmer war im Südseestil eingerichtet, mit Rattanmöbeln und unzähligen tropischen Topfpflanzen. Der Fußboden war aus hellem, poliertem Zedernholz, und die Wände schienen mit gewobenen Palmenmatten tapeziert zu sein.
Das Ganze erinnerte sie an ein Feriendorf auf Tahiti, in dem sie früher einmal Urlaub gemacht hatte bis auf zwei Ausnahmen: Es gab keinen Türgriff und keine Fenster.
Sie öffnete einen Schrank an der Wand und sah hinein. Dort hingen einige teure Seidenkimonos. Sie zog einen über und stellte erfreut und überrascht fest, daß er fast wie angegossen paßte. Dann zog sie eine der Schubladen darunter auf. Sie enthielten Damenunterwäsche, ebenfalls genau in ihrer Größe, und auch die Sandalen auf dem Boden des Schranks paßten ihr.
Besser als in einem Verließ angekettet zu sein, dachte Loren.
Derjenige, der sie gefangengenommen hatte, schien sie nicht quälen oder umbringen zu wollen. Die Frage, weshalb sie entführt worden war, schob sie beiseite. Sie beschloß, aus ihrer widrigen Situation das Beste zu machen, und entspannte sich in der Badewanne mit einem Schaumbad. Dann trocknete und richtete sie sich das Haar. Fön, Kämme und Spangen lagen ordentlich aufgereiht auf einer Kommode, zusammen mit einer Auswahl teurer Kosmetikartikel und Parfüms. Sie schlüpfte gerade in einen weißen Kimono mit Rosenmuster, als es leise an der Tür klopfte und Kamatori den Raum betrat.
Einen Augenblick stand er schweigend da, Unterarme und Hände in den Ärmeln seiner
Yukata
verborgen. Er musterte sie mit arroganter, verächtlicher Miene. Seine Augen wanderten langsam von Lorens bloßen Füßen zu ihren Brüsten und richteten sich dann auf ihr Gesicht.
Loren zog den Kimono eng um ihren Körper, knotete den Gürtel zu und wandte ihm den Rücken zu.
»Ist es in Japan üblich, das Zimmer einer Dame ohne Aufforderung zu betreten?«
»Entschuldigen Sie bitte vielmals«, erwiderte Kamatori mit kaum verhohlenem Sarkasmus. »Ich wollte einer bekannten amerikanischen Abgeordneten gegenüber keineswegs respektlos sein.«
»Was wünschen Sie?«
»Mr. Hideki Suma schickt mich, damit ich mich vergewissere, daß Sie sich wohl fühlen. Ich heiße Moro Kamatori und bin Mr. Sumas Freund, Leibwächter und Vertrauter.«
Kühl erwiderte sie: »Ich habe mir schon gedacht, daß er für meine Entführung verantwortlich ist.«
»Die Unbequemlichkeit ist nicht von Dauer, das verspreche ich.«
»Weshalb werde ich als Geisel gehalten? Was verspricht er sich davon, außer den Haß und die Rache der amerikanischen Regierung zu provozieren?«
»Er wünscht, daß Sie Ihrem Präsidenten und dem Kongreß eine Botschaft übermitteln.«
»Sagen Sie Mr. Suma, er könne mich mal, er möge seine Botschaft selbst überbringen.«
Sie ist unverschämt, weil sie in der Defensive ist, überlegte Kamatori. Das gefiel ihm, und er beschloß, Lorens erste Verteidigungslinie zu durchbrechen. »Was für ein Zufall.
Beinahe genau dasselbe hat auch Senator Diaz gesagt, nur mit wesentlich schärferen Worten.«
»Mike Diaz?« Lorens Schutzwall zeigte erste
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