Die Ajima-Verschwörung
vier, wenn ein Brecher herandonnerte. Niemand, der seine Sinne beisammen hatte, hätte auch nur in Erwägung gezogen, was Pitt im Kopf herumging, während er das Zurückfluten und die gerade Strömung betrachtete. Ohne Taucheranzug würde es ein Schwimmer in diesem kalten Wasser keine zwanzig Minuten aushalten – immer vorausgesetzt, er überlebte den Fall.
Er setzte sich auf einen Felsen, zog den Plastik-Blutsack unter dem Gürtel seiner Shorts hervor und legte ihn neben seinen Füßen auf den Boden. Dann streckte er den linken Arm aus, ballte die Faust und tastete mit seiner Linken, bis er die Vene in der Armbeuge gefunden hatte. Einen Augenblick hielt er inne, fixierte in Gedanken die Vene und stellte sie sich als Schlauch vor. Dann griff er nach der Kanüle, die am Schlauch des Sacks angebracht war, und schob sie in die Vene in der Armbeuge.
Er verfehlte sie und mußte es noch einmal versuchen. Beim dritten Mal glitt sie in die Vene. Jetzt saß er da und entspannte sich, während sein Blut in den Sack floß.
Das Heulen eines Hundes in der Ferne drang an sein Ohr. Er meinte zu träumen. Er konnte einfach nicht glauben, daß er Kamatori so sehr überschätzt hatte. Er hatte die Möglichkeit, von einem Hund verfolgt zu werden, überhaupt nicht in Betracht gezogen. Er war davon ausgegangen, sein Verfolger werde elektronische Geräte oder Roboter benutzen, um sein Wild aufzuspüren. Er konnte sich vorstellen, wie der blutrünstige Samurai es genießen würde, wenn Pitt von einem geifernden Hund einen Baum hochgejagt wurde.
Unglaublich geduldig saß Pitt da und wartete, daß sich der Plastiksack mit seinem Blut füllte.
Gleichzeitig lauschte er dem näher kommenden Bellen. Der Hund war ihm hart auf den Fersen und kaum noch zweihundert Meter entfernt, als die Blutmenge 450 ml erreichte und Pitt sich die Nadel aus dem Arm zog. Schnell verbarg er den mit Blut gefüllten Sack unter einem Felsen und tarnte ihn mit loser Erde.
Die meisten der von Kamatori enthaupteten Männer hatten voller Angst und Schrecken versucht, dem Hund zu entkommen, und waren schließlich erschöpft gestellt worden. Nur die Tapfersten waren stehengeblieben und hatten den Kampf mit dem Hund aufgenommen – in den meisten Fällen mit einem Knüppel als Waffe. Pitt, der nicht ahnen konnte, welche Überraschung ihm bevorstand, ging einen Schritt weiter. Er fand einen langen, dicken Stock, nahm jedoch auch noch zwei Felsbrocken mit.
Dann warf er seine wenig wirksamen Waffen auf einen großen Felsen und kletterte hinterher.
In diesem Moment schoß der bellende Hund durch die Bäume auf den Klippenrand zu.
Erstaunt und fassungslos starrte Pitt ihn an. Der Hund, der ihn verfolgte, war nicht aus Fleisch und Blut. Dies war so ziemlich der schlimmste Alptraum von Roboter, den Pitt je gesehen hatte.
Hier hatten sich die japanischen Ingenieure in Hideki Sumas Roboter-Laboratorien wirklich selbst übertroffen. Der Schwanz, der kerzengerade in die Luft ragte, war eine Antenne, und die Läufe rotierten wie die Speichen eines Rades, deren Enden um neunzig Grad geknickt waren, um einen besseren Halt auf dem Boden zu gewährleisten. Den Körper bildete eine komplexe Elektronik, die um einen Ultraschallsender montiert war. Es handelte sich um die allerneueste Verfolgungsmaschine: sie konnte menschlichen Speichel, Wärme und Schweiß aufnehmen, und sie war in der Lage, mit der Geschwindigkeit eines Dobermanns um Hindernisse herum oder über Hindernisse hinweg das Wild zu verfolgen.
Die einzige Ähnlichkeit zwischen einem richtigen Hund und diesem Roboter war ein häßliches Gebiß, mit Zähnen, die sich drehten, statt zu malmen. Pitt schob dem Hund ein Ende seines Knüppels in die Schnauze, doch der wurde ihm aus der Hand gerissen und in einer Splitterwolke zerfetzt.
Es war angesichts dieses Ungeheuers ein Wunder, daß von Kamatoris Opfern noch etwas übriggeblieben war, das man an die Wand hängen konnte, dachte Pitt. Doch der künstliche Hund machte keinen Versuch, anzugreifen und ihn zu töten. Er erklomm ein Stück des Felsens, auf dem Pitt stand, hielt aber Abstand, und die kleine Videokamera zeichnete Pitts Bewegungen und seinen Standort auf. Die eigentliche Aufgabe des Hundes bestand, wie Pitt erkannte, darin, das Wild in die Enge zu treiben und aufzuspüren, damit Kamatori kommen und den rituellen Mord durchführen konnte.
Pitt hob einen der Felsbrocken über seinen Kopf und schleuderte ihn nach vorne. Der Roboter war zu flink.
Leichtfüßig wich
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