Die Ajima-Verschwörung
den Schockwellen der Bombe diesen Abhang heruntersaust, wird eine der zerstörerischsten Kräfte der Natur freisetzen.«
»Eine Tsunami«, kam Pitt dem Admiral zuvor. »Eine durch ein Seebeben hervorgerufene Riesenwelle.«
»Während die Insel infolge des Bebens sinkt«, fuhr Sandecker fort, »wird sie endgültig durch die Welle vernichtet werden, die eine Höhe von zehn Metern und eine Geschwindigkeit zwischen dreiundvierhundert Kilometern pro Stunde erreichen wird. Was auch bis dahin von Soseki übriggeblieben sein sollte, wird einschließlich des Drachenzentrums untergehen.«
»Und
wir
sollen dieses Monster freisetzen?« fragte Giordino skeptisch. »Wir beide?«
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Mit ihrer maximalen Reisegeschwindigkeit von 460 Knoten fraß die C-5 Galaxy die Kilometer nur so, als die Dunkelheit über dem Nordpazifik einfiel. Im Laderaum überprüfte Giordino anhand einer Liste die Elektronik- und Antriebssysteme.
Sandecker arbeitete im Büroabteil, sorgte für die neuesten Informationen und beantwortete die Anfragen, die vom Präsidenten und den Mitgliedern des Nationalen Verteidigungsrates gestellt wurden, die im Lagerraum die Operation gespannt verfolgten.
Der Admiral befand sich außerdem in ständiger Kommunikation mit Geophysikern, die ihn mit den neuesten Daten zur Beschaffenheit des Meeresbodens versorgten. Payload Percy beantwortete die Anfragen Pitts, was den Abtransport der Bombe aus dem Flugzeug und deren Detonation betraf.
Jedem, der Pitt während der letzten Stunde des Fluges beobachtet hätte, wäre sein Verhalten höchst eigenartig vorgekommen. Anstatt mit letzter Anstrengung zu versuche n, sich tausendundein Detail einzuprägen oder zusammen mit Giordino das Tiefseeschürffahrzeug zu überprüfen, sammelte er sämtliche Butterbrotpakete, die er von der Besatzung erbetteln oder erstehen konnte, ein. Er borgte sich auch jeden Tropfen Trinkwasser aus, insgesamt dreißig Liter, und die gesamte Produktion der Kaffeemaschine im Flugzeug, vier Liter, und verstaute alles an Bord von
Big Ben
.
Er beriet sich mit einem Flugingenieur der Air Force, der die C-5 von allen an Bord befindlichen Männern am besten kannte.
Zusammen befestigten sie eine Elektrowinde über dem kleinen Abteil, in dem die Toilette der Crew untergebracht war, und montierten ein Kabel. Sehr zufrieden mit seiner Arbeit stieg Pitt in das Fahrzeug, nahm im Fahrersitz Platz und ließ den beinahe aussichtslosen Auftrag, der vor ihnen lag, im Kopf Revue passieren. Die Bombe aus der B-29 herauszuschweißen und zur Explosion zu bringen, war schlimm genug; doch zwölf Kilometer über unbekanntes Terrain fahren zu müssen, um der Explosion zu entkommen, das war ein wirklich abenteuerliches Ansinnen.
Kaum eine Minute nachdem die Maschine der Air Force auf Langley Field gelandet war, wurden Loren und Mike Diaz von einer Limousine mit bewaffneter Eskorte in Empfang genommen und zum Weißen Haus gefahren. Suma und Toshie wurden in einen beigefarbenen Wagen gesteckt und zu einem geheimen Ziel in Maryland gebracht.
Sofort nach ihrer Ankunft wurden Loren und Diaz nach unten in den Lageraum gebracht. Der Präsident, der am Kopfende des Tisches saß, stand auf und ging ihnen entgegen.
»Sie wissen gar nicht, wie froh ich bin, Sie wiederzusehen«, rief er strahlend. Er umarmte Loren sanft und gab ihr einen Kuß auf die Wange; danach umarmte er auch Diaz, als sei der Senator ein enger Verwandter.
Die angespannte Atmosphäre im Raum lockerte sich etwas, und alle begrüßten die entkommenen Geiseln freudig. Dann trat Jordan an sie heran und bat sie, mit ihm in ein benachbartes Büro zu kommen. Der Präsident begleitete sie und schloß die Tür.
»Tut mir leid, diese Eile«, sagte er entschuldigend. »Ich weiß, daß Sie Ruhe brauchen, doch es ist für Ray Jordan extrem wichtig, soviel wie möglich aus Ihnen herauszuholen, solange die Operation im Gange ist, um die Bedrohung durch das Kaiten-Projekt auszuschalten.«
»Das verstehen wir«, erwiderte Diaz, froh wieder mitten im Tumult politischer Aktivitäten zu stecken. »Ich bin sicher, daß ich auch für die Kongreßabgeordnete Smith spreche, wenn ich sage, daß wir nur zu gerne behilflich sind.«
Der Präsident wandte sich höflich an Loren. »Es macht Ihnen doch nichts aus?«
Loren hätte liebend gern ein entspannendes Bad genommen.
Sie hatte kein Makeup aufgelegt, ihr Haar war zerzaust, und sie trug eine Hose und Schuhe, die ihr eine Nummer zu klein waren und die sie sich von der Frau eines Mechanikers
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