Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter
bei euch aus?«
No zuckte die Schultern. »Also, ich habe unheimlich Lust, mit den ganzen alten Werkzeugen hier zu arbeiten, aber ein spezielles Teil habe ich noch nicht entdeckt.«
Filine dagegen lächelte. »Wir waren vorhin in der Bibliothek und ich weiß, dass ich gerne ein Fragment untersuchen würde, das mit Sprache oder Schrift zu tun haben könnte. Ich weiß nicht, was genau. Aber so etwas wäre schön.«
Direktor Saurini blickte sie freundlich an. »Ich bin sicher, die Akademie wird für dich ein Fragment haben, dessen Geschichte du gern erforschen wirst. Doch bevor wir nun zur Auswahl eurer Fragmente kommen«, er hob den Blick und sah die übrigen Akademiemitglieder an, »gibt es in den erfahreneren Semestern auch einige, die nicht vorangekommen sind und ihr Fragment austauschen möchten? Ihr wisst, die Zeit nach einer erfolgreichen Flut oder einem Scheitern ist immer ein guter Moment, sich auf ein neues Fragment einzulassen. In solchen Augenblicken reagiert die Akademie sehr sensibel auf alles, was die Beziehungen zwischen Artefakt und Mensch betrifft.«
Gino Saurini sah fragend in die Runde.
Einige Hände hoben sich. Darunter war auch eine, die besonders heftig winkte. Rufus sah genauer hin und erkannte Coralia, die dem Direktor aufgeregt Zeichen gab.
»Coralia, du willst dein Fragment austauschen?«, fragte der Direktor erstaunt.
»Nein!«, rief das Mädchen. Coralia trug immer noch ihr Kaiserinnengewand. »Ich bin sicher, dass es sich mir offenbaren wird, wenn ich nur hart genug arbeite. Aber ich wollte noch sagen, dass ich es peinlich finde, wie wir hier an der letzten Flut gescheitert sind. Ich habe Borgos erst heute früh noch etwas Phönizisch beigebracht, weil er es nicht richtig konnte. Ich verstehe einfach nicht, wieso ein Geselle das nicht kann, wenn er mitkriegt, dass ihn die Flut nach Tyros führt. Er hätte es unbedingt lernen müssen, wenn er sich in einer Flut mit dieser Sprache bewegt. Das ist einfach unterirdisch! So was wäre mir nie passiert! Und ich finde auch, dass man das nicht einfach so übergehen kann. So was darf nicht passieren. Das betrifft doch schließlich uns alle …«
»Coralia«, unterbrach sie Gino Saurini. »So einfach ist das nicht. Jede Flut hat ihren eigenen Ablauf. Es ist sehr viel leichter, als man denkt, sich in einer Flut zu verirren. Es ist immer wie die Suche nach einer einzelnen Muschel im Meer.«
»Aber Borgos …«, rief Coralia.
»Wir sollten weder ihm noch den anderen an der Flut Beteiligten Vorwürfe machen«, sagte Direktor Saurini streng. »Im Gegenteil. Wir alle können denen, die in einer Flut stecken, mit unserem Wissen, unserer Erfahrung und unserer Intuition helfen. Wir können aber niemandem vorschreiben, was richtig ist. In einem allerdings hast du recht, Coralia. Ein solcher Rückschlag betrifft nicht nur die Flutler oder uns hier in der Akademie. Er betrifft alle. Die ganze Menschheit. Denn damit wird für alle Menschen ein historisches Artefakt, das über unsere Wurzeln erzählt, verloren sein. Ein solches Scheitern entmutigt für den Moment. Aber lasst uns darüber nicht vergessen, welche Erfolge wir schon gehabt haben, welche wunderbaren Schätze wir der Menschheit zurück ans Licht bringen konnten.«
»Ja, ja«, murrte Coralia. »Aber wenn wir diesmal Erfolg gehabt hätten, dann hätten wir das erste phönizische Schiff zeigen können. Damit wäre jeder hier berühmt geworden.«
Saurini runzelte die Stirn.
»Das Ziel, berühmt zu werden, war noch nie unser Ziel, Coralia.«
Das dunkelhaarige Mädchen zuckte zusammen. Dann rief Coralia schnell: »Ich meine ja gar nicht nach außen. Ich weiß, dass wir alle hier stinkreich sein würden, wenn wir wollten. Aber für die Menschheit wäre es ein wirklich fantastischer Fund gewesen. Mit so einem Schiff hätte man die Aufmerksamkeit der Menschen auf Jahre auf die Museen lenken können. Und das wäre mindestens so gut für die Museen gewesen wie ein kleiner Eisbär für einen Zoo. Die Menschen hätten sich endlich wieder mehr für Geschichte interessiert.«
Direktor Saurini sog die Luft ein.
»Coralia«, antwortete er dann. »In den letzten viertausend Jahren sind wahrscheinlich um die drei Millionen Schiffe auf den Grund der Ozeane gesunken, und es stimmt, dass die Menschheit bis heute nur zwei Schiffe gefunden hat, die phönizischen Ursprungs waren. Die Unterwasserarchäologie ist eben eine noch junge Wissenschaft.«
»Das weiß ich«, rief Coralia ungeduldig. »Aber auf dem ersten
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