Die Akademie der Lüste (German Edition)
das Eileen nicht sehen konnte, weil sein Rücken es verdeckte. Mit dem Gegenstand in der Hand kehrte er zum Bett zurück und kniete sich zwischen die gespreizten Beine der Frau, die noch immer mit den letzten Nachwirkungen ihres Orgasmus zu kämpfen hatte.
Er beugte sich vor, und Eileen erkannte nun auch, was er in der Hand hielt: einen Dildo, leuchtend königsblau und von imposanter Dicke. Der Mann ließ den gut fünfundzwanzig Zentimeter langen Latex-Penis zwischen den feucht glänzenden Schamlippen seiner Partnerin verschwinden. Diese bäumte sich auf und krallte sich an den Rücken des Mannes, der ihre Wange küsste, die Umarmung aber nicht erwiderte. Seine Hände waren viel zu beschäftigt damit, den Dildo immer tiefer in sie hineinzuschieben und gleichzeitig ihren noch immer angeschwollenen Kitzler zu bearbeiten.
Eileen konnte sich nur vorstellen, wie es sein mochte, von einem niemals schlaff werdenden Dildo gefickt zu werden, während sich gleichzeitig flinke Finger um das Wohl ihrer erregt aufragenden Perle sorgten. Sie hatte bisher niemals auf Sexspielzeug zurückgreifen müssen. Wann immer sie das Bedürfnis gehabt hatte, einen Orgasmus zu haben, hatte sich ein stramm stehender Kerl gefunden, der ihr diesen Höhepunkt beschaffte. Während sie aber dem Paar bei seinem Liebesspiel zuschaute, kam ihr der Gedanke, dass solche Toys nicht einfach nur der bloßen Befriedigung dienten, weil sonst nichts anderes da war. Sie konnten durchaus eine Ergänzung sein. Der beste Beweis war der befriedigte und vor allem glückliche Gesichtsausdruck der blonden Frau, die sich wie eine Katze an die Schulter des Mannes schmiegte, der sie nun in seine Arme zog und zärtlich ihre Stirn küsste.
Der Anblick versetzte Eileen einen Stich, als sie plötzlich jemand sagen hörte: »Das ist der Punkt, ab dem ich am liebsten zusehe.«
Wie hätte sie diese Stimme nicht erkennen können? Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Morgan hinter sie getreten war. Sein Duft war überall, umarmte sie, nahm sie gefangen. Sie wusste, wohin so etwas führen würde. Dorthin, wo sie schon einmal gewesen war: ein halbes, leidenschaftliches Jahr, in dem es nur Sex und den eigenen Partner zu geben schien, eine hastige Ehe und dann Verrat. Fremde Frauen im gemeinsamen Bett, der Verlust von viel Geld, und, was noch viel schlimmer war, der Verlust jeglichen Vertrauens, das sie jemals in die Männerwelt gehabt hatte.
Eileen war dumm gewesen, als es passiert war, dumm und sehr jung, aber genau aus diesem Grund würde sie den Fehler mit Miles nicht noch einmal wiederholen. Sie nahm sich, was sie brauchte, und belastete sich nicht mit zusätzlichen Bürden.
»Ich hätte mir denken können, dass das hier deine Erfindung ist«, erwiderte sie daher nur, den Blick noch immer auf das verliebt kuschelnde Paar hinter dem Glas gerichtet. »Immerhin habe ich ja gestern bemerkt, dass du darauf stehst zuzusehen. Es tut mir leid. Der ganze Abend.« Morgan klang wirklich zerknirscht, aber Eileen war das nicht genug. »Was wolltest du damit eigentlich genau bezwecken? Gehört das zum normalen Schulungsprogramm, dass du Frauen zu öffentlichen Wettficken mitnimmst, um sie dann zu beleidigen und zu beschimpfen?«
Morgan schwieg. Eileen spürte seine Wärme in ihrem Rücken. Er war ihr nah, so nah, dass sie seinen Atem auf ihrem Haar spüren konnte. Aus unerklärlichen Gründen wurde ihr die Kehle eng. »Hat es dir Spaß gemacht, mich bloßzustellen?«, flüsterte sie, aus Angst, dass ihre Stimme brechen würde, falls sie lauter sprechen würde.
»Nein«, widersprach er, und sein Atem war deutlicher zu spüren, traf auch ihren Nacken. Und augenblicklich breitete sich Gänsehaut auf Eileens ganzem Körper aus.
»Es war eine dumme Idee. Aber ich war so …« Er stockte.
Eileen sah auf das Glas vor sich, dass durch ihren Atem langsam beschlug. Sie wagte nicht zu sprechen.
Morgans Hände legten sich auf ihre Schultern, und durch den Stoff ihres Kleides spürte sie seine Wärme.
»Es tut mir leid«, wiederholte er. »Aber du bist eine besondere Frau, Eileen. So besonders, wie du es selbst nicht glauben magst. Und das musst du erkennen.«
Sie straffte sich. »Wozu?«
Hatte sie es wirklich gespürt? Waren es wirklich seine Lippen gewesen, die ihren Scheitel gestreift hatten?
»Für dich«, war seine Antwort, und enttäuscht bemerkte sie, wie er sich zurückzog.
Eileen drehte sich um und sah in seine Augen. »Nein«, antwortete sie und schüttelte den Kopf.
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