Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
Vom Netzwerk:
den Wagen in der Spur. Er sah sie nicht an, als er antwortete: »Ghost. Jason Ghost.«
    »Cooler Deckname. Und für wen arbeiten Sie? Den Geheimdienst? Wenn ich eh nie wieder zurückkomme, können Sie mir es ja ruhig erzählen.« Berenice sprach leise und vorsichtig, als fürchte sie, bei einem falschen Wort sofort wieder mit einer Beruhigungsspritze bedroht zu werden. Lustlos kaute sie an ihrem Burger herum.
    »Kein Geheimdienst und ich habe keinen anderen Namen«, antwortete Jason mit tonloser Stimme. Er war müde, müder als er manchmal ertragen konnte. Aber Müdigkeit konnte er sich nicht erlauben.
    Berenice sah aus dem Fenster, hinter dem sich nur Schwärze erstreckte. »Na, dann eben nicht. Wie lange werden wir fahren?«
    »Wer werden einige Stunden unterwegs sein.« Jason reichte ihr die zweite Tüte. »Darin ist Nachtisch«, informierte er sie.
    Berenice schob sich den Rest des Burgers in den Mund und wühlte in der zweiten Tüte. Zum Vorschein kamen Schokocroissants. »Wussten Sie, dass ich die gerne esse?«, fragte sie zögerlich.
    »Nun, ich habe deine Akte gelesen und dich eine ganze Weile beobachtet. Ich wusste, was du magst, bevor ich dich mitnahm. Ich werde deine Akte ergänzen, sodass sich das Bild über dich mit der Zeit vervollständigt«, erzählte Jason ihr freimütig. »Hinter dir auf der Rückbank ist übrigens eine Decke, wenn du frierst. Ich habe auch ein paar deiner Sachen eingepackt. Im Rucksack findest du Bilder und dein Kuscheltier.«
    »Oh ... danke.« Einmal mehr sah Berenice ihren ungewöhnlichen Entführer verblüfft an. Dann drehte sie sich auf ihrem Sitz und zog ihren Rucksack zu sich, um daraus eine abgewetzte weiße Plüschkatze zu holen. Wie ein kleines Kind drückte sie das Kuscheltier fest an sich, während sie am Schokocroissant mümmelte.
    Jasons Mundwinkel hob sich leicht. Damit hatte er das Schwerste geschafft. Er wusste, dass seine Entführten irgendwann immer über Flucht nachdachten. Sie wussten nicht, dass sie keine Chance hatten. Er war der beste Jäger. Außer es kamen ihm irgendwelche Feuerteufel in die Quere.
    Irgendwann war Berenice satt und rollte sich auf dem Sitz zusammen, das Gesicht zu Jason gewandt.
    Ihre dunklen Augen versuchten sein Äußeres im Dämmerlicht zu erkennen, aber es schien ihr nicht recht zu gelingen, obwohl ihre Augen bei Dunkelheit schärfer waren als die eines normalen Menschen. Da war nur der Eindruck von ordentlich geschnittenen, hellen Haaren, langen schlanken Fingern auf dem Lenkrad und einem gut sitzenden, ebenfalls hellen Anzug.
    Adrett, sauber, unaufdringlich, farblos. Und auf eine unbestimmbare Art nicht ganz greifbar. Fast als wäre Jason Ghost wirklich ein Geist, ein Nebelschleier. Berenice drückte ihr Stofftier enger an sich.
    Jason ließ die Musterung über sich ergehen. »Fühlst du dich wohl?«, fragte er. Offenbar war er wirklich darauf aus, es ihr so gut wie möglich zu machen und er klang bei allem, was er sagte, für Berenice immer ehrlich. Es passte im Grunde gar nicht zusammen. So ein Mann entführte keine Kinder von Zuhause, schloss das Mädchen.
    »Ja, ein bisschen«, erwiderte Berenice. »Es klingt komisch, aber Sie sind wirklich nett für einen Entführer. Schade, dass Sie überhaupt einer sind. Vielleicht würden die Leute ja freiwillig mitkommen, wenn Sie sie fragten.«
    Jason sah zu ihr herunter. Er schob die Decke ein Stück höher und blickte dann wieder geradeaus. »Keiner würde mit mir kommen. Das, was nach mir folgt, ist nicht so schön. Aber dafür kann ich keine Verantwortung übernehmen. Es sagt keiner, dass sie die quälen müssen, die ich ihnen bringe. Aber Wissenschaftler sind wie Zahnärzte: Sie kümmern sich nicht wirklich um den Schmerz beim Zähneziehen. Für sie zählt das Ergebnis.«
    »Ich komm mir ein bisschen vor wie in einem dieser Filme«, murmelte Berenice und klang deutlich müde. »Solche Filme, in denen die wahnsinnigen Wissenschaftler schreckliche Experimente machen. Aber da werden die Mädchen immer gerettet. Von diesen zynischen, coolen Helden, die früher für die Bösen gearbeitet haben.«
    Jason sah sie merkwürdig an. »Ich werde dich nicht retten!«, erklärte er steif.
    »Schade.«
    Die immer langsamer werdenden Atemzüge verrieten Jason, dass Berenice eingeschlafen war. Es war nicht das erste Mal, dass jemand so mit ihm geredet hatte. Aber es war schon lange her.
    Jason fühlte sich alt und verbraucht, wenn er die Jugend des Mädchens sah. Seine Augen konnte das Schwarz der

Weitere Kostenlose Bücher