Die Akte Daniel (German Edition)
Suchen Sie uns doch bitte die Akten von vor ungefähr zehn Jahren heraus. Jonathan Miller und Katherine Smith. Danke.«
»Miller und Smith?«, fragte Thorsen. Er schüttelte den Kopf. Die beiden waren die ersten Shapeshifter, wenn man es so wollte. Echte Gestaltwandler waren sie gewesen – angeblich, da niemand von der Firma es je hatte nachvollziehen können und man nur einen einzigen Augenzeugen hatte. Der Ordo schwieg beharrlich und zeigte natürlich keinerlei Entgegenkommen. Somit war nichts bewiesen – bis heute nicht! Jonathan und Katherine, denen man später diese nichtssagenden Nachnamen gab, waren angeblich wirklich vom Ordo geschaffen oder zumindest per Zufall gezüchtet worden.
Was genau mit den beiden Shapeshiftern passierte, konnte die Firma nie genau ermitteln. Das Verschwinden der Zwei hinterließ nur ein wüstes Feld voller Spekulationen. Fakt war jedoch, dass beide verschwunden waren und es auch blieben. Sie hatten angeblich ein Kind gehabt. Aber auch das war nie bewiesen worden. Katherine war aber schwanger gewesen, als sie flohen.
Thorsen hielt Katherine und Jonathan, wenn überhaupt, für normale Nachtlinge. Jetzt Christines Ausführungen zu folgen, hielt er daher eher für Zeitverschwendung. Aber vielleicht brachten sie sich so gegenseitig auf neue Ideen. Schaden konnte es jedenfalls nicht.
»Genau die meine ich«, sagte Christine, »Ich weiß, dass darüber umfangreiche Akten existieren, schließlich habe ich sie vor drei Jahren durchgeackert. Ich hoffe, dass wir dort einen Hinweis finden. Ich meine, wir sind jetzt so lange in diese eine Richtung gegangen und unser Erfolg bemisst sich mit einer großen, fetten Null. Wenn wir von vorn anfangen wollen, dann aber wirklich von vorn. Da, wo alles begonnen hat. Und wenn ich mich recht entsinne, hatten wir die Zwei für knapp zwanzig Minuten bei uns, bevor der Ordo zuschlug. Ich bin mir nicht mehr sicher. Ich versuche mich schon seit zwei Tagen daran zu erinnern. Aber mir ist so, dass es uns trotzdem gelungen ist, Blut abzunehmen. Dr. Huller war ein pedantischer Leiter gewesen, zumindest war er es gewesen, als ich damals hierher kam und er mir fast das Leben zur Hölle gemacht hat. Er hat sicherlich dafür gesorgt, dass jemand den beiden Blut abnimmt. Ganz bestimmt!«
Thorsen winkte ab. »Ja, ist möglich, dass es so gewesen ist. Ich glaube, er hat es tatsächlich gemacht, und ich kann mir auch denken, wofür du die Probe haben willst. Nur, ob sie heute noch verwendbar ist, wage ich zu bezweifeln. Komm mal mit! Ich zeige dir mal etwas. Und bevor du dir Hoffnung machst: Es ist frustrierend.«
»Wir haben wirklich Proben von den angeblichen Shapeshiftern ? Und warum haben wir sie nie verwendet?«, tobte Christine.
Thorsen wirkte wie ein begossener Pudel. Er schnäuzte sich kurz und winkte dann Christine, ihm zu folgen. »Komm einfach. Dann wirst du es ja sehen.«
»Na, da bin ich aber gespannt!« Die junge Wissenschaftlerin kochte noch immer. Die Hände in den Kitteltaschen folgte sie Thorsen durch den Flur ins Labor 4. Etwa zehn Minuten später sah sie ratlos in eine Akte und besah sich die dazugehörige konservierte Probe an.
»Sie sind zerfallen. Aber als wir sie entnommen hatten, haben wir sie analysiert. Die Gene waren nicht feststellbar, wobei ich sagen muss, dass diese Forschung damals noch in den Kinderschuhen steckte. Aber sie waren einfach nicht da. Es war, als hätten wir es mit Wackelpudding zu tun gehabt. Es gab keine feste Konsistenz. Eigentlich wirkte alles normal. Der Blutaufbau war normal, die Blutkörperchen – alles. Aber Gene? Nada, nichts, gar nichts. Es gibt keine Gene. Und ich weiß bis heute nicht, wie wir etwas erschaffen wollen, was eindeutig lebt und nicht über einen einzigen eindeutigen Gensatz verfügt. Es ist eigentlich unmöglich.«
»Das hat der Ordo mit Absicht gemacht, da verwette ich mein Monatsgehalt drauf!«, zischte Christine verärgert und warf die Unterlagen auf den Tisch. Sie wusste jetzt, warum sie diesen Teil der Akten nicht gesehen hatte. Es war einfach zu absurd und jeder Wissenschaftler damals musste vollkommen aufgeschreckt gewesen sein. Dennoch hätte sie schon vor langer Zeit davon erfahren sollen. So konnte man nicht arbeiten und das verärgerte sie sogar noch mehr. »Aber so schnell geben wir nicht auf. Ich werde alles noch mal durchgehen und weiter an den Mutanten herumbasteln. Vor so ein paar Gensträngen will ich nicht kapitulieren müssen.«
Thorsen räusperte sich. »Steigere dich da
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