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Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
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persönlichen Habseligkeiten. Sein Herz wurde mit jedem Handschlag schwerer und in seinem Magen bildete sich ein kalter Klumpen. Sunday war schon beim Unterricht. Nicht als Schüler, nein, er lehrte jetzt Pädagogik, Englisch, kreatives Gestalten und Erzählkunst. Letzteres war ein reines Nachtlingsfach. Nachtlinge konnten auf andere Weise Stoff vermitteln, als das normalerweise bei Menschen der Fall war. Sie konnten dabei sogar auf besondere Weise ihre Stimme modulieren, sodass sich die Schüler den Stoff besser merken konnten. Warum das so war, gehörte mit zu den Geheimnissen, die es über die Nachtlinge gab. Das Nichtwissen über sie füllte immer noch mehrere Bibliotheken, während das Wissen höchstens eine ausmachte.
    Sunday hatte versprochen, nach dem Unterricht sofort herzukommen, damit sie noch vernünftig Abschied nehmen konnten. Natürlich konnten sie einander immer anrufen, aber es war nicht dasselbe.
    Daniel war im Begriff, eine gänzlich andere Welt zu betreten, eine Welt, in der andere Gesetze galten. Er war zwar hervorragend gerüstet, aber die Jahre in der Schule hatten sein Leben tief geprägt. Einfach so zurückzukehren war nicht mehr möglich. Er musste sich ganz neu einfinden.
    Mit einem Ruck machte er seine Tasche zu. Das Geräusch klang nach Endgültigkeit. Daniel schaute sie an. So wenig darin war, so viel nahm er in seinen Gedanken mit. Er hatte mehr gelernt, als er je gelernt hätte, wenn er in dem Treppenhaus seines Elternhauses geblieben wäre. Selbst ohne Entführung – irgendwann wäre er im Irrenhaus gelandet.
    Und hier ... er hatte Freunde gefunden, eine Familie, eine Ausbildung, eine Zukunft. Und was am wichtigsten war, Verständnis und Akzeptanz. Und das Wissen um die Tatsache, dass er nicht verrückt war. Dass ihn die Natur mit etwas beschenkt hatte, das er zu etwas Gutem einsetzen konnte. All das war unbezahlbar.
    Daniel schaute aus dem Fenster. Sunday kam gerade den Weg entlang gelaufen. Daniel wusste, dass er den Wald vermisste. Die Nachtlinge hatten in dieser Schule schon von Anfang an Mühe gehabt, sich frei zu bewegen. Es war und blieb eine Telepathenschule. Daniel fragte sich, wann Sunday und die anderen Nachtlinge ihre Freiheit wieder bekamen und der Lauf über die Kieswege des Parks nicht das Einzige blieb, was sie hatten.
    Aber selbst jetzt, Jahre nach dem Angriff auf die Schule, hatte man noch keinen anderen geeigneten Ort für sie gefunden. Vermutlich würde es darauf hinauslaufen, das alte Haus neu gesichert wieder in Betrieb zu nehmen in der Hoffnung, die Firma käme nicht auf die Idee, zweimal am gleichen Ort zu suchen. Aber noch was nichts entschieden.
    Es war inzwischen Herbst geworden; Sundays Haare und sein roter Anzug leuchteten inmitten der fallenden Blätter, bevor er im Haus verschwand. Einen Moment später ging auch schon die Tür auf, ohne dass sich Schritte angekündigt hätten. Nachtlinge bewegten sich grundsätzlich geradezu unheimlich leise – selbst Sunday, der wieder einmal Plateausohlen trug.
    Daniel sah ihn beinahe ehrfürchtig an. »Du bist wunderschön«, murmelte er.
    Sunday errötete ob des unerwarteten Kompliments. »Danke. Und wie gut du aussiehst, sage ich dir lieber nicht, sonst wirst du noch so eitel wie ich.« Er trat zu Daniel und sah zu ihm auf. »Du fährst heute.« Es war keine Frage.
    Trotzdem nickte Daniel. »Ja, ist nicht mehr viel Zeit. Ich fühle mich merkwürdig. Irgendwie, als würde man mir etwas herausreißen. Eigentlich will ich nicht gehen und dann will ich ganz sicher.«
    »Wenn du jetzt nicht hier rauskommst, bleibst du vielleicht für immer hängen«, murmelte Sunday, »Da draußen ist deine Welt und sie hat auf dich gewartet.« Er lächelte und sah dabei ein bisschen traurig aus.
    »Vielleicht komme ich aber auch bald wieder, um dich zu sehen«, machte Daniel Hoffnung.
    »Das hoffe ich doch. Du musst mich auf jeden Fall so schnell wie möglich besuchen. Aber auf Dauer wäre das nichts, das weißt du auch.« Sunday umarmte ihn. »Und wenn du ... ich weiß nicht, jemanden finden solltest, der dir gefällt, es wäre in Ordnung. Ich will dich nicht festhalten.«
    Daniel schüttelte den Kopf. Seine Augen brannten. Er hatte seit Jahren nicht mehr geweint. »Bitte, Sunday, hör damit auf«, bat er.
    »Ich will nur, dass du das weißt. Nur für den Fall.« Sundays Stimme brach; Daniel fühlte Feuchtigkeit durch sein Hemd. »Bitte pass auf dich auf, Daniel!«
    Daniel hätte am liebsten wie ein Schlosshund geheult. Aber das ging

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