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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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ihm herlief. »Wollen Sie mir nicht endlich sagen, was los ist?«
    »Ha!«, entgegnete Gropius, ohne anzuhalten. »Wieder so eine Finte. Nein, ein zweites Mal falle ich nicht darauf herein. Und jetzt lassen Sie endlich los!«
    Gropius beschleunigte seinen Geländewagen, aber Francesca hielt sich weiter am Fahrzeug fest. Jeden Augenblick konnte sie auf die Straße geschleudert werden. Da bremste er den Wagen ab.
    »Meine Güte! Hören Sie mir doch erst mal zu!«, keuchte Francesca atemlos. »Dann können Sie mich immer noch wegschicken.«
    Gropius warf der Italienerin einen misstrauischen Blick zu. Er traute ihr nicht. Zu tief saß ihm der Schock in den Knochen, den er in Turin erlitten hatte. Sein ganzes Leben würde er das Gefühl nicht loswerden, das ihn, an den Stuhl gefesselt, überkam, als er die Plastikflasche Chlorphenvinphos vor sich sah und die Injektionsspritze. Es schüttelte ihn, wenn er nur daran dachte.
    »Wirklich! Es ist sehr wichtig!«, beteuerte Francesca. »Bitte!«
    Es war schwer, sich dem Blick ihrer schönen Augen zu entziehen. Gropius seufzte und schwieg eine Weile vor sich hin, das Hupen der Autofahrer überhörend, denen Francescas Wagen noch immer den Weg versperrte. Schließlich lenkte er ein: »Also gut, sehen Sie die Pizzeria dort drüben auf der anderen Straßenseite. Holen Sie Ihr Auto, ich werde auf Sie warten.«
    Francesca rannte zu ihrem Fahrzeug zurück, und Gropius parkte seinen Geländewagen vor dem Lokal.
    Wie jede Pizzeria der Welt glich auch diese am Morgen eher einem Bahnhofswartesaal. Die Hälfte der Stühle hatte ihren Platz noch umgedreht auf den Tischen, damit der schwarz gekleideten Mama die Reinigung des Fliesenbodens schneller von der Hand ging. Es roch nach Seifenwasser und frisch gemahlenem Kaffee.
    Widerwillig unterbrach ein Ober in Halbkleidung sein Frühstück und brummelte, das Lokal sei eigentlich noch geschlossen, aber wenn er schon mal sitze, könne er einen Kaffee haben.
    Gropius bestellte zwei, und im selben Augenblick betrat Francesca die Pizzeria. Wortlos setzte sie sich ihm gegenüber. Eine Weile schwiegen beide, Francesca mit gesenktem Blick, Gropius nervös in seiner Kaffeetasse rührend. Dann begann Francesca zögernd: »Sie sind so schnell aus Turin verschwunden, ich hatte keine Gelegenheit, mich bei Ihnen zu entschuldigen. Es tut mir Leid, dass alles so unglücklich gelaufen ist.«
    »Ach – es tut Ihnen Leid? Sind Sie gekommen, um mir das zu sagen: Es tut Ihnen Leid? Hören Sie zu, was immer in der Zwischenzeit vorgefallen sein mag, Sie haben mich diesen Verbrechern ans Messer geliefert, und es ist ein Wunder, dass ich überhaupt noch am Leben bin.«
    Gregor redete so laut, dass der Ober bereits aufmerksam wurde, und Francesca senkte beschwörend ihre Stimme, als sie beinahe im Flüsterton antwortete: »Gregor, was ist geschehen? Wie können Sie mich mit Verbrechern in Verbindung bringen? Ausgerechnet mich!«
    Wütend ergriff Gropius Francescas Handgelenk und zog sie zu sich herüber: »Jetzt hör mir mal zu, mein Mädchen«, sagte er aufgebracht und bemerkte gar nicht, dass er die Frau vor sich plötzlich duzte: »Du hast mir de Lucas Adresse verraten, was heißt verraten, du hast mich zu de Luca gelockt, und vor seinem Institut wurde ich zusammengeschlagen und zu einem verlassenen Bauernhaus gebracht, wo man mich mit einer tödlichen Injektion ins Jenseits befördern wollte. Oder willst du behaupten, du habest von alldem nichts gewusst?« Gropius ließ ihr Handgelenk abrupt los und warf sich unwillig in seinem Stuhl zurück.
    »Das – das habe ich wirklich nicht gewusst«, stammelte Francesca. »Du musst mir glauben!«
    Gregor lächelte zornig. »Was soll das Gerede? Es gab nur einen einzigen Menschen, der wusste, dass ich Professore de Luca aufsuchen würde, und das warst du!«
    »De Luca wurde auf mysteriöse Weise umgebracht.«
    »Das weiß ich. Stand ja in allen Zeitungen, dass er einem Mafiamord zum Opfer fiel.«
    »Aber damit habe ich nicht das Geringste zu tun, im Gegenteil. Ich wurde selbst ein Opfer dieser Leute.«
    Die Andeutung ließ Gropius aufhorchen. Er musterte Francesca mit prüfendem Blick und sah, dass ihre dunklen Augen flackerten. Ihre schönen Augen waren ihm noch in allzu guter Erinnerung, und diese Erinnerung bereitete ihm Unbehagen. Du musst diese Frau vergessen, ging es ihm durch den Kopf.
    Aber da begann Francesca zu sprechen: »Constantino ist tot.«
    »Dein Mann?«
    »Er wurde ermordet, einen Tag, nachdem man

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