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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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wohl nicht darauf hinweisen, dass die Problemstellung in diesem Fall besonders kompliziert ist, eine Gleichung mit drei Unbekannten. Da ist einmal dieser gottverdammte Code IND, auf den es nicht den geringsten Hinweis gibt, obwohl er – zugegeben – geradezu nach einer terroristischen Vereinigung riecht, und da gibt es einen unbekannten Absender und einen unbekannten Empfänger. Ich kenne wirklich leichtere Aufgabenstellungen.«
    Meyer blickte sauertöpfisch: »Also Ergebnis negativ.«
    »Negativ«, knurrte Peters, »jedenfalls für die Abteilung Operative Aufklärung.«
    »Dann hören Sie sich doch einmal an, was Wolf Ingram, der Leiter der Sonderkommission Schlesinger, zu berichten hat!« Meyer nickte Ingram freundlich zu.
    Ingram räusperte sich und begann: »Meine Herren! Wie Sie wissen, wurde die erste E-Mail mit dem rätselhaften Kürzel IND von einem mobilen Anschluss an einen Nebenstellenanschluss des Klinikums gesendet, was den Verdacht nahe legte, der etwa zur selben Zeit in dem Klinikum aufgedeckte Mordanschlag könnte damit in Verbindung stehen. Eine zweite E-Mail ging von einem Nebenstellenanschluss des Klinikums an einen unbekannten Mobilanschluss, vermutlich auf See. Und dies unmittelbar nach einem Bombenanschlag auf Schlesingers Ehefrau beziehungsweise auf Professor Gropius. Die näheren Umstände sind bekannt. Unsere Ermittlungen haben ergeben, dass ein Oberarzt des Klinikums namens Fichte mit der internationalen Organmafia in Verbindung steht, die in der Umgebung von Prag verschiedene Kliniken betreibt. Fichte hat sich nach einem weiteren Mord im Organmafia-Milieu, der übrigens die gleiche Handschrift trägt wie der Schlesinger-Mord, nach Monte Carlo abgesetzt. Man könnte die neue E-Mail durchaus mit dem Tod Bertrams in Verbindung bringen, gleichsam als eine Vollzugsmeldung. Aber irgendwie passt das alles nicht zusammen. Fichte wird doch nicht seinen eigenen Patienten umbringen! Und daraus folgern wir …«
    »… dass Schlesinger und Bertram nicht demselben Mörder zum Opfer gefallen sind!« Meyer zog die Augenbrauen hoch.
    Ingram fuhr fort: »Und das wiederum bedeutet, dass wir es mit zwei verschiedenen Fällen zu tun haben.«
    Meyer nickte anerkennend in die Runde. An Ingram gewandt stellte er die Frage: »Und der Privatdetektiv? Wie war doch gleich der Name?«
    »Lewezow!«
    »Dieser Lewezow kam doch bei der Verfolgung der Organmafiosi zu Tode. Wie würden Sie diesen Fall einordnen?«
    Ingram setzte ein überlegenes Grinsen auf. »Zunächst gingen wir natürlich davon aus, dass Lewezow von den Organ-Gangstern gestellt und getötet wurde. Das war nur logisch. Aber wie Sie wissen, meine Herren, ist Logik bei unseren Ermittlungen manchmal eher hinderlich. Mörder handeln selten logisch, sie morden meist emotional. So auch in diesem Fall. Drei Tage nach der Tat ging der Prager Kripo ein schwuler Portier ins Netz, der die Kamera, Kreditkarten und eine hohe Geldsumme aus dem Besitz Lewezows bei sich trug. Er hat inzwischen gestanden. Es war ein üblicher Mord im Schwulenmilieu.«
    »Gute Arbeit«, brummelte Peters vor sich hin, »wirklich gute Arbeit.« Er musste einsehen, dass das heute nicht sein Tag war. Natürlich ärgerte es ihn, dass einer von der Sonderkommission kam und ihm und seiner ganzen Abteilung die Schau stahl. Deshalb versuchte er die Lage zu relativieren: »Was die neue E-Mail betrifft, Herr Kollege, bringen uns Ihre Erkenntnisse allerdings keinen Schritt weiter.«
    »Das ist auch nicht Ingrams Aufgabe!«, warf Meyer ein. »Wenn ich richtig unterrichtet bin, ist das Sache des Bundesnachrichtendienstes, also unsere Aufgabe.«
    Die Männer um den Konferenztisch reagierten mit unwilligem Gemurmel auf die deutliche Kritik des Abteilungsleiters. Peters übernahm es zu antworten: »Tut mir Leid, ich kann mir die Lösung des Codes nicht aus den Fingern saugen. Die Organisation, falls es sich überhaupt um eine solche handelt, ist jedenfalls bisher nicht in Erscheinung getreten.«
    Jetzt platzte Meyer der Kragen: »Meine Güte!«, rief er. »Wäre das Kürzel allgemein bekannt, brauchte man kaum den Geheimdienst einzuschalten, dann genügte der Gang ins Archiv der Staatsbibliothek und statt einem Heer hochqualifizierter Agenten benötigten wir nur ein paar beamtete Archivare mit Ärmelschonern und Pensionsberechtigung. Und jetzt entschuldigen Sie mich, meine Herren, auf mich wartet eine Menge Schreibtischarbeit!«
    Meyer gab Ingram einen Wink, und gemeinsam verließen sie den

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