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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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machte eine Kopfbewegung zur Sitzgruppe am hinteren Ende der Hotelhalle.
    Lewezow gehorchte, und es dauerte nicht lange, bis der Portier mit einem Zettel erschien, den er ihm wortlos überreichte.
    »Übrigens!« Lewezow hielt den Portier am Ärmel fest, »kennen Sie einen Ort namens Pode – oder so ähnlich.«
    »Sie meinen Podĕbrady, mein Herr!«
    »Ja, Podĕbrady.«
    »Jedes Kind kennt Podĕbrady, einen unserer berühmtesten Badeorte, etwa vierzig Kilometer östlich an der Elbe gelegen. Sie sollten sich die Stadt unbedingt ansehen, mein Herr!«
    Lewezow nickte freundlich, und der Hotelportier verschwand. Dann warf Lewezow einen Blick auf den Zettel. Mit ungelenker Schrift hatte der Portier drei Namen aufgeschrieben: Dr. Fichte, Dr. Alexej Prasskov, Thomas Bertram. Und darunter: Wenn Sie interessiert sind, Sie treffen mich beinahe jeden Abend ab 19 Uhr im ›Zlatého tygra‹, in Ihrer Sprache ›Goldener Tiger‹, Husova 17.
    Mit der U-Bahn fuhr Lewezow drei Stationen bis zur Haltestelle Vyšehrad zu seinem Hotel, ließ sich vom Wagenmeister seinen Leihwagen aus der Tiefgarage bringen und fuhr auf der Legerova-Straße stadteinwärts zum Wenzelsplatz zurück, wo er nur wenige Meter vom Hotel ›Europa‹ entfernt eine Parklücke fand. Über das Lenkrad seines Wagens gebeugt behielt er den Hoteleingang fest im Blick, wo noch immer der schwarze Mercedes parkte.
    Wie verabredet traten die drei Männer kurz nach 15 Uhr aus dem Hotel, Fichte, den Lewezow von seiner Observierung in München her kannte, Prasskov, auf den die Beschreibung von Gropius zutraf, und Bertram, dessen Name auf der Transplantationsliste stand. Prasskov steuerte den Wagen über die breit angelegte Stadtautobahn Wilsonova nordwärts und bog kurz nach dem Busbahnhof Florenc in die Sokolovska-Straße ein, eine lange Ausfallstraße in östlicher Richtung. Prasskov fuhr die Strecke nicht zum ersten Mal, jedenfalls hatte Lewezow Mühe, dem forschen Fahrer zu folgen.
    Nach einer knappen halben Stunde Autobahnfahrt, während der Lewezow vergeblich versucht hatte, Gropius über Mobiltelefon zu erreichen, nahm der vorausfahrende Mercedes die Ausfahrt nach Podĕbrady in Richtung Innenstadt.
    Zur Winterszeit machte der verträumte Kurort mit seinen alten romantischen Häusern und dem verlassenen Kurpark einen noch verschlafeneren Eindruck. Nur in den Kaffeehäusern, die sich wie die Perlen einer Kette um die Kurzone reihten, herrschte reger Betrieb. In sicherem Abstand folgte Lewezow dem schwarzen Wagen.
    Vor einem repräsentativen Gebäude, einen Straßenzug vom Kurpark entfernt, machte der Mercedes halt. Mit leisem Surren öffnete sich ein schweres Eisentor, und das Fahrzeug verschwand in der Einfahrt.
    Lewezow stellte seinen Skoda ab, nahm seine Kamera und ging zu Fuß etwa fünfzig Meter bis zu der Villa, wo der Wagen verschwunden war. Von der gegenüberliegenden Straßenseite aus entdeckte er ein Schild mit der Aufschrift ›Kurklinik Dr. Prasskov‹.
    »Sieh einer an!«, sagte Lewezow leise vor sich hin und blickte durch den Sucher seiner Kamera. Das Gebäude aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende machte einen gepflegten Eindruck. An beiden Seiten des Eingangs, den vier wuchtige Säulen mit einem Architrav darüber säumten, reihte sich je ein ebenerdiger Trakt mit dreiflügeligen Fenstern, von denen nur ein einziges beleuchtet war. Überhaupt wirkte die Kurklinik wie ausgestorben, keinesfalls als ob sich darin Patienten aufhielten.
    Da bereits die Dämmerung einsetzte, entschloss sich Lewezow, nachdem er das Areal erkundet und zahlreiche Aufnahmen geschossen hatte, die Rückfahrt nach Prag anzutreten.
    Auf der Autobahn zwischen Podĕbrady und Prag machte sich Lewezow Gedanken über den Zettel, den ihm der Portier zugesteckt hatte. Die Namen der drei Männer hatte er in seinem Gedächtnis registriert, und sie bereiteten ihm in seinen Überlegungen auch keinerlei Schwierigkeiten. Was bei ihm jedoch eine gewisse Aufregung, ja Unruhe, auslöste, war der Zusatz, den der Portier den drei Namen angefügt hatte. ›Wenn Sie interessiert sind, Sie treffen mich jeden Abend …‹
    Zurück in Prag suchte Lewezow ein Fotogeschäft auf, um den Film entwickeln zu lassen. Nach einer knappen Stunde, die er über den Kleinstädter Ring bummelnd verbrachte, kehrte er mit den fertigen Fotos in sein Hotel zurück, ließ sich am Empfang einen Umschlag geben, steckte die Bilder hinein sowie den Zettel mit den Namen, den ihm der Portier im ›Europa‹ gegeben

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