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Die Akte Kachelmann

Die Akte Kachelmann

Titel: Die Akte Kachelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knellwolf
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er mit seiner relativen Aktienmehrheit Maßnahmen durchgesetzt habe, die «für einen Großteil der Mitarbeiter nicht nachvollziehbar» seien.
    Ganz zum Schluss schreibt Peter Balsiger, er wolle mit seinem Brief «einfach eine gewisse Nachdenklichkeit ins Spiel bringen» – damit «der Niedergang dieser Firma» vielleicht noch «aufgehalten werden kann».
    Doch der Streit eskaliert erneut – ausgerechnet in den Tagen, in denen die Staatsanwaltschaft gegen Jörg Kachelmann Anklage erhebt. Die ARD entfernt Kachelmanns Konterfei von der Homepage des «Wetter im Ersten» – auf Druck der Zuschauer, wie es intern heißt.
    Am Ende zweier turbulenter Wochen schaltet sich ein Mitarbeiter in die Diskussion ein, der sich in seiner E-Mail als «Leichtmatrose von der Ostsee» bezeichnet. Viele Angestellte, schreibt Stefan Kreibohm, Meteorologe und Moderator in der Außenstation Hiddensee, seien «nebenberuflich auch noch Mensch», seien zum Teil Väter oder Mütter. Schön wäre es, zu erfahren, findet «Leichtmatrose» Kreibohm, ob «man mit seinem kleinen Familienschiffchen dem großen Pott MM trauen und folgen kann». «Was nützt ein tolles Schiff mit einer motivierten Crew», fragt er, «wenn in einem aufziehenden Sturm die Besatzung der Brücke unbekannt ist?».
    Zehn Tage sind vergangen, seit Meteomedia-Mitarbeiter Jörg Kachelmann auf die «mysteriösen Dinge», das «Überfallkommando» bei Meteomedia in Bochum und das versiegelte Büro der Geschäftsführerin aufmerksam gemacht haben. Immer noch scheint unklar,worum es dabei gegangen war. Kristina Schleß, die Geschäftsführerin des deutschen Firmenteils, ist nicht wieder aufgetaucht. In den Medien machen Gerüchte die Runde, sie sei abgesetzt. Hintergrund sei der Streit der Aktionäre, heißt es inoffiziell in der Firma. Jörgs Anwälte hofften, wird gemunkelt, von der Geschäftsführerin belastende Auskünfte über Werner zu erhalten.
    Auch auf dem Berg spricht sich herum, was sich am Nachmittag des 7. Mai 2010 ereignet haben soll: Vier Unbekannte sind durch einen Hintereingang in die Bochumer Büroräume von Meteomedia eingetreten. Augenzeugen erzählen, die Besucher hätten vorgegeben oder zumindest den Anschein erweckt, sie hätten einen Durchsuchungsbeschluss. Dann wollten sie sich, so heißt es weiter, mit Hilfe eines Informatikers Zugang zu den E-Mails der abwesenden Kristina Schleß verschaffen. Sie hätten ihr Büro durchsucht und Unterlagen mitgenommen.
    Während die Aktion lief, habe, so berichten mehrere Quellen, eine Sekretärin, den Tränen nahe, Kristina Schleß angerufen. Nach einigem Hin und Her habe Schleß den Leiter der Aktion zu sprechen bekommen. Sie hätte ihn an seiner Stimme erkannt: Es sei Ralf Höcker gewesen, der Medienanwalt von Jörg Kachelmann. Höcker habe sich auf Hausrecht berufen und Kristina Schleß erklärt, sie sei per sofort als Geschäftsführerin von Meteomedia Deutschland abgesetzt. Auch Frank-B. Werner waren offenbar gleichzeitig die operativen Funktionen im Unternehmen entzogen worden. Er war ab dem Tag nicht mehr erreichbar – weder für Kunden noch für Mitarbeiter. Zu Sitzungen erschien er nicht mehr.
    Werner wurde zur Last gelegt, er habe die Medien gegen Kachelmann aufgehetzt. Der «Spiegel» zitiert aus einer E-Mail, die aus der Redaktion der «Bunten» stammen soll. Darin behaupte ein Journalist, Werner habe der Redaktion eine «Kachelfrau aus der Schweiz» angeboten, die pikante Details aus dem Sexualleben preisgeben wolle. Weiter solle es heißen: «Wenn wir die Tante nicht nehmen, spricht sie Sonntag wohl in der BamS.» Der Redakteur, der die Zeilen verfasst haben soll, bestreitet, je mit Werner gesprochen und «indem Sinne» eine E-Mail geschrieben zu haben. Weder in der «Bunten» noch in der «Bild am Sonntag» und auch sonst nirgends wird in den nächsten Monaten eine Schweizerin über ihre sexuellen Erfahrungen mit Kachelmann erzählen.
    Rund eine Woche nach der E-Mail vom «nuklearen Erstschlag» meldet sich eine Frau aus der Schweiz bei den Ermittlern. Es ist Heidi T., jene Firmensprecherin vom Zürichsee, die sich zuerst an Kachelmanns Anwälte gewandt hatte. Auch sie hat einen wechselhaften Monat hinter sich. Im ersten Augenblick hatte sie öffentlich beteuern wollen, ihr Geliebter sei zu einer solchen Tat nie und nimmer fähig. Dann, enttäuscht über dessen weitere Liebschaften, bat sie Frank-B. Werner, bei seinem Gefängnisbesuch Jörg Kachelmann den Auflösungsvertrag über das gemeinsam gemietete

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