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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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davon, Peter. Bitte, gib diese unsinnige Idee auf – um meinetwillen.«
    Er erinnerte sich an die schwarzumrandete Zeitungsspalte voller Namen, die an jenem Tag Ende Oktober 1944 nicht länger war als sonst und doch so völlig anders, denn in der unteren Hälfte der Spalte fand sich der Eintrag:
           Gefallen für Führer und Vaterland:
           Miller, Erwin, Hauptmann, am 11.   Oktober in Kurland.
    Das war alles. Kein weiteres Wort. Kein Hinweis, wo und wie und warum. Nur einer von Zehntausenden von Namen im Osten Gefallener, die die immer länger werdenden schwarzumrandeten Spalten füllten, bis die Regierung beschloß, ihre Veröffentlichung zu untersagen, weil sie der Durchhaltemoral abträglich waren.
    »Ich finde«, sagte seine Mutter hinter ihm, »du solltest wenigstens Rücksicht auf das Andenken deines toten Vaters nehmen. Meinst du, er hätte gewollt, daß sein eigener Sohn in der Vergangenheit herumwühlt und womöglich einen weiteren Prozeß ins Rollen bringt? Glaubst du wirklich, daß das in seinem Sinn ist?«
    Miller drehte sich um, ging quer durch das Wohnzimmer zu seiner Mutter hinüber, die noch immer auf dem kleinen Sofa saß, legte ihr seine Hände auf die Schultern und schaute ihr in die verängstigten veilchenblauen Augen. Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen flüchtigen Kuß auf die Stirn.
    »Ja, Mutter«, sagte er, »genau das glaube ich. Mein Vater ist als Soldat gefallen, aber der Mann, den ich suche, hatte es nicht mit bewaffneten Männern zu tun, sondern mit wehrlosen Menschen. Vater, ein Soldat, der für seine Tapferkeit ausgezeichnet wurde, hätte nie zugelassen, daß jemand wie dieser Mann …«
    »Ich weiß, was du meinst, Peter, dein Vater hat …«
    »Was hat mein Vater?«
    »Ach, nichts, mein Junge! Laß die Dinge ruhen.«
    Miller schloß leise die Haustür hinter sich, kletterte in seinen Wagen und fuhr in die Hamburger Innenstadt, zurück. Er kochte vor Erregung und Wut.
    Alle, die ihn gut kannten, aber auch viele, die ihn weniger gut kannten, stimmten darin überein, daß er genauso aussah, wie phantasiebegabte Laien sich einen erfolgreichen Illustrierten-Bog vorstellen. Er war Mitte Vierzig, wirkte jungenhaft unbekümmert, hatte dichtes, bereits ergrauendes Haar, das sorgfältig gepflegt und modisch geschnitten war, und manikürte Fingernägel. Sein mittelgrauer Anzug stammte aus der Savile Row, seine schwere Seidenkrawatte von Cardin. Ein Air ausgesprochen teuren guten Geschmacks umgab ihn, wie man ihn sich nur für sehr viel Geld leisten kann.
    Hätte er außer seiner glänzenden äußeren Erscheinung keine weiteren Vorzüge gehabt, wäre er kaum einer der erfolgreichsten – und vermögendsten – Illustrierten-Herausgeber Westdeutschlands geworden. Kurz nach dem Kriegsende hatte er mit einer Handpresse angefangen, Flugblätter mit Verlautbarungen der Militärregierung für die britische Besatzungsmacht gedruckt und 1949 eine der ersten Illustrierten Westdeutschlands gegründet. Sein Erfolgsrezept war simpel: »Sag’s den Leuten in Worten und sorge dafür, daß es so schockierend wie nur irgend möglich wirkt. Heize das Ganze mit Bildern an, gegen die jedes von der Konkurrenz veröffentlichte Photo aussieht, als sei es von einem Anfänger mit einer Box aufgenommen worden.« Das Rezept erwies sich als wirksam. Seine acht Magazine, die von Heften mit Liebesgeschichten für Teenager bis zu den geleckten Chroniken der Skandale und Affären des Jet-Set reichten, hatten ihn zum Multimillionär gemacht. Aber der Komet , die aktuelle Illustrierte, war noch immer sein liebstes Kind.
    Mit seinem Geld hatte er sich ein Haus im Ranch-Stil im Hamburger Elbvorort Othmarschen, ein Chalet in den Bergen, ein Haus an der Nordsee, einen Rolls-Royce und einen Ferrari gekauft. Irgendwann hatte er eine sehr schöne Frau geehelicht, die ihm zwei Kinder schenkte, für die er nur selten Zeit hatte. Der einzige westdeutsche Millionär, von dessen diskret ausgehaltenen und häufig ausgewechselten jungen Freundinnen in seinem Klatschmagazin niemals Photos erschienen, war Hans Hoffmann selbst. Er war nämlich auch noch ungemein gerissen.
    An jenem Mittwoch klappte er Salomon Taubers Tagebuch zu, nachdem er das Vorwort gelesen hatte, lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah den jungen Reporter an, der ihm gegenübersaß.
    »Okay. Den Rest kann ich mir denken. Was wollen Sie?«
    »Ich halte das für ein beispielloses Dokument«, sagte Miller. »Da gibt es einen Mann, der

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