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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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passierte?«
    »Habe selbst passierte nichts. Eines Tages bekam er etwas mehr Post als üblich. Fünfzig Prozent der Briefe stammten von seinen Anzeigenkunden, die ihre Aufträge zurückzogen. Ein weiteres Schreiben war von seiner Bank, die zwecks Rücksprache um seinen Besuch bat. Habe ging hin, und man eröffnete ihm, daß er seinen Kredit beträchtlich überzogen und sein Konto daher umgehend auszugleichen habe. Innerhalb einer Woche war dem Blatt die Luft ausgegangen. Seither schreibt Habe Bücher, und nicht die schlechtesten. Aber ein Blatt hat er seitdem nicht mehr gemacht.«
    »Na und? Sollen wir deswegen heute noch die Hosen voll haben?«
    Hoffmann riß sich die Zigarre aus dem Mund.
    »So was brauche ich mir von Ihnen nicht sagen zu lassen, Miller.« Seine Augen blitzten. »Ich habe die Schweine damals gehaßt, und ich hasse sie auch heute. Aber ich kenne meine Leser. Und die wollen keine Eduard-Roschmann-Story.«
    »Okay, schon gut. Aber ich werde sie trotzdem machen.«
    »Wissen Sie, Miller, wenn ich Sie nicht kennen würde, wäre ich überzeugt, daß bei Ihnen irgendein persönliches Motiv dahintersteckt. Journalismus darf nie zu persönlich werden. Das ist nicht gut für die Reportagen, und es ist nicht gut für den Reporter. Übrigens, wie wollen Sie sich finanziell über Wasser halten?«
    »Ich habe noch etwas auf dem Konto.« Miller stand auf.
    »Viel Glück«, sagte Hoffmann, erhob sich und ging um den Arbeitstisch herum auf seinen Besucher zu. »Ich will Ihnen sagen, was ich tun werde. An dem Tag, an dem Roschmann von der bundesdeutschen Polizei gefaßt und in Haft genommen wird, gebe ich Ihnen den Auftrag, über den Fall Roschmann zu berichten. Das ist dann eine ganz reguläre Berichterstattung über ein Ereignis, von dem die Öffentlichkeit informiert werden muß. Falls ich mich entschließen sollte, nichts darüber zu veröffentlichen, zahle ich das Honorar aus meiner eigenen Tasche. Das ist das Äußerste, was ich in der Sache tun kann. Aber solange Sie in der Weltgeschichte umherreisen und ihn aufzuspüren versuchen, wünsche ich nicht, daß Sie den Briefkopf meiner Illustrierten irgendwo als Entrée vorweisen.«
    Miller nickte.
    »Sie hören wieder von mir«, sagte er.

Kapitel 5
    Wie immer am Mittwochvormittag traten die Leiter der fünf Abteilungen des israelischen Geheimdienstes zu ihrer allwöchentlichen informellen Besprechung zusammen. In den meisten Ländern ist die Rivalität zwischen den einzelnen Sicherheitsdiensten sprichwörtlich. In Rußland ist der KGB auf die GRU schlecht zu sprechen; in den Vereinigten Staaten kann von einer Zusammenarbeit zwischen FBI und CIA keine Rede sein. In den Augen des britischen Sicherheitsdienstes sind die Beamten von Scotland Yard Special Branch eine Horde plattfüßiger Gendarmen, und im französischen SDECE gibt es so viele Gangster, daß sich die Experten ernsthaft fragen, ob der französische Geheimdienst den Regierungsorganen oder der Unterwelt zuzurechnen ist.
    Israel dagegen kann sich in dieser Hinsicht glücklich schätzen. Jede Woche einmal treffen die Chefs der fünf Abteilungen zu einem zwanglosen Informationsaustausch ohne jede Rivalität zusammen. Das ist einer der Vorteile, die eine von Feinden umgebene Nation für sich hat. Bei diesem Zusammenkünften werden Kaffee und eisgekühlte alkoholfreie Getränke herumgereicht, die Teilnehmer reden sich beim Vornamen an, die Atmosphäre ist gelöst, und es wird auf diese Weise zweifellos weit mehr Arbeit erledigt als bei dem üblichen bürokratischen Austausch von Memoranden.
    Zu der Besprechung am Morgen des 4.   Dezember fuhr General Meir Amit; er war der Chef der Mossad und damit verantwortlich für die vereinigten fünf Abteilungen des israelischen Geheimdienstes. Die ersten Sonnenstrahlen trafen das blendend weiße Häusermeer von Tel Aviv, als die von einem uniformierten Chauffeur gelenkte langgestreckte schwarze Limousine des Generals die Außenbezirke der Stadt erreichte.
    Aber der General hatte für seine Umgebung keinen Blick übrig; er machte sich Sorgen. Anlaß war eine Nachricht, die ihn in den frühen Morgenstunden erreicht hatte. Sie war nur ein winziges Fragment und würde dem immensen Aktenmaterial des Geheimdienstes ordnungsgemäß beigefügt werden; aber sie war von lebenswichtiger Bedeutung, denn die Information von einem seiner Agenten in Kairo war zum Abheften in einem Ordner mit der Aufschrift »Raketen von Fabrik 333« bestimmt.
    Das unbewegte Pokergesicht des

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