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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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genau die Geschichte, die die Leute am allerwenigsten haben wollen. Und solange es in diesem Land kein Gesetz gibt, das den Leuten vorschreibt, was sie zu lesen und welche Illustrierte sie zu kaufen haben, werden sie weiterhin die Illustrierten kaufen, die sie kaufen wollen, und das lesen, wozu sie Lust haben. Und das bekommen sie von mir: Genau das, was sie lesen wollen.«
    »Und warum dann nichts über Roschmann?«
    »Sie scheinen es noch immer nicht begriffen zu haben. Ich will es Ihnen sagen. Vor dem Krieg kannte nahezu jedermann in Deutschland einen Juden. Tatsache ist, daß in Deutschland kaum jemand etwas gegen die Juden hatte, bevor Hitler kam. Die jüdische Minderheit hatte bei uns in Deutschland nachweislich einen weit besseren Stand als in jedem anderen europäischen Staat. Es ging ihr besser als in Frankreich, besser als in Spanien, unendlich viel besser als in Polen und Rußland, wo die schrecklichsten Pogrome stattgefunden hatten.
    Dann fing Hitler an, den Leuten zu erzählen, daß die Juden am Ersten Weltkrieg, an der Arbeitslosigkeit und an allen Mißständen überhaupt schuld seien. Die Leute wußten bald nicht mehr, was sie glauben sollten. Nahezu jeder kannte einen Juden, der ein anständiger und netter Mensch war. Oder doch zumindest harmlos. Die Leute hatten jüdische Freunde, gute Freunde; jüdische Arbeitgeber, gute Arbeitgeber; jüdische Angestellte, fleißige Angestellte; die Juden hielten sich an die Gesetze und taten niemandem etwas Böses. Und da kam Hitler und behauptete, die Juden seien an allem schuld.
    Als dann die Lastwagen kamen und die Juden abholten, taten die Leute nichts. Sie hielten sich aus allem heraus und schwiegen. Und sie fingen an, der Stimme, die am lautesten schrie, Glauben zu schenken. So sind die Menschen nun einmal, und insbesondere wir Deutschen. Wir sind ein sehr gehorsames Volk. Darin liegt unsere größte Stärke und zugleich unsere größte Schwäche. Das hat uns mit das Wirtschaftswunder ermöglicht, während die Engländer lieber streikten – und andererseits sind wir aus Gehorsamkeit einem Mann wie Hitler verzückt in ein einziges großes Massengrab gefolgt.
    Jahrelang haben die Menschen nicht danach gefragt, was mit den Juden in Deutschland geschah. Sie verschwanden, punktum. Es ist schlimm genug, bei jedem Kriegsverbrecherprozeß in den Zeitungen lesen zu müssen, was mit den gesichts- und namenlosen Juden aus Warschau, Lublin, Bialystok, den unbekannten, anonymen Juden aus Polen und Rußland geschah. Und da wollen Sie den Leuten obendrein noch haarklein erzählen, was mit ihren eigenen Nachbarn geschah? Begreifen Sie jetzt? Diese Juden« – er wies auf das vor ihm liegende Tagebuch Salomon Taubers –, »diese Menschen hatten sie gekannt, sie hatten sie auf der Straße gegrüßt, sie hatten in ihren Läden gekauft, und sie hatten keinen Finger gerührt, als sie abgeholt und den Roschmanns ausgeliefert wurden. Glauben Sie wirklich, die Leute wollen das lesen? Sie hätten sich kein Thema aussuchen können, das ihnen weniger zusagte.«
    Hoffmann lehnte sich zurück. Er wählte eine aromatische Panatella aus der Zigarrenschachtel auf seinem Schreibtisch und steckte sie sich mit seinem goldenen Dupont-Feuerzeug an. Miller saß reglos da und verdaute, was er sich selbst nicht hatte klarmachen können.
    »Das muß es gewesen sein, was meine Mutter gemeint hat«, sagte er abschließend.
    Hoffmann brummte.
    »Vermutlich.«
    »Ich will das Schwein aber trotzdem ausfindig machen.«
    »Lassen Sie die Finger davon, Miller. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Niemand würde Ihnen dafür danken.«
    »Das ist doch nicht der einzige Grund – die Reaktion der Öffentlichkeit. Da steckt doch noch etwas dahinter, oder?«
    »Ja«, sagte er nur.
    »Haben Sie Angst vor denen – noch immer?« fragte Miller.
    Hoffmann schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich bin nur nicht darauf versessen, mir vermeidbaren Ärger einzuhandeln. Das ist alles.«
    »Was für Ärger?«
    »Haben Sie je von einem Mann namens Hans Habe gehört?« fragte Hoffmann.
    »Von dem Romanautor? Ja. Was ist mit dem?«
    »Er hat mal eine Wochenzeitung in München herausgegeben. Das war Anfang der fünfziger Jahre. Sie war übrigens ausgezeichnet gemacht. Habe war ein begabter Journalist. Echo der Woche hieß das Blatt. Habe haßte die Nazis und brachte eine Artikelserie, in der eine Anzahl ehemaliger SS-Führer bloßgestellt wurde, die unbehelligt und auf freiem Fuß in München lebten.«
    »Und was

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