Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
hinauf.
    »Sie werden hier unten übernachten müssen«, sagte Leon zu Miller. »Ich lasse Ihnen Bettzeug herunterbringen. Versuchen Sie nicht, sich davonzumachen. Die Tür hat drei Schlösser, und alle drei sind verschlossen. Geben Sie mir Ihre Autoschlüssel, damit ich Ihnen Ihren Wagen herbringen lassen kann. Es ist besser, wenn er für ein paar Wochen aus dem Verkehr gezogen wird. Ihre Hotelrechnung wird bezahlt, und Ihr Gepäck wird auch hierher gebracht. Morgen vormittag werden Sie Ihrer Mutter und Ihrer Freundin schreiben, daß Sie in den nächsten Wochen – vielleicht auch Monaten – nicht erreichbar sein werden. Klar?«
    Miller nickte und gab Leon die Wagenschlüssel. Leon reichte sie an einen der beiden anderen Männer weiter, und der steckte sie ein und verließ wortlos den Kellerraum.
    »Morgen vormittag fahren wir Sie nach Bayreuth, wo Sie den SS-Führer treffen werden. Sein Name ist Alfred Oster. Sie werden eine Zeitlang bei ihm wohnen, das läßt sich einrichten. Jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Es wird Zeit, daß ich mir Gedanken darüber mache, wo wir eine neue Identität für Sie hernehmen.«
    Er stand auf und ging. Bald darauf kehrte Motti mit einem halben Dutzend warmer Decken und einem voll beladenen Teller zurück. Miller aß kaltes Huhn und Kartoffelsalat und fragte sich, worauf er sich da eingelassen hatte.
    Weit weg im Norden, im Bremer Zentralkrankenhaus, machte ein Krankenpfleger in den frühen Morgenstunden den üblichen Kontrollgang durch seine Station. Das letzte Bett am äußersten Ende des Krankensaals war durch einen Wandschirm von den übrigen Betten abgeschirmt.
    Der Krankenpfleger, ein Mann mittleren Alters namens Hartstein, trat hinter den Wandschiim und schaute nachdem Patienten. Er lag ganz ruhig da, über seinem Kopf brannte das schwache Nachtlicht, das bei allen Schwerkranken bis zum Anbruch des Tages eingeschaltet blieb. Der Krankenpfleger tastete nach dem Puls des Patienten. Es war kein Puls mehr da. Er blickte auf das ausgezehrte Gesicht des an Krebs verstorbenen Patienten hinunter, und etwas, was der vor drei Tagen im Delirium gesagt hatte, veranlaßte ihn, den Arm des Toten unter der Decke hervorzuziehen. In der Achselhöhle war eine Nummer in die Haut tätowiert. Es war die Blutgruppenbezeichnung des Toten – ein sicherer Beweis dafür, daß er der SS angehört hatte.
    Krankenpfleger Hartstein zog dem Toten die Decke über das Gesicht und warf einen Blick in die Nachttischschublade. Dort lagen seit seiner Einlieferung die persönlichen Habseligkeiten des Patienten, der auf der Straße zusammengebrochen war. Hartstein nahm den Führerschein heraus. Innen war das Photo eines fast 39jährigen Mannes, der am 18.   Juni 1925 geboren war. Er hieß Rolf Günther Kolb.
    Der Krankenpfleger steckte den Führerschein in seine Kitteltasche und ging zum diensttuenden Arzt, um den Tod seines Patienten zu melden.

Kapitel 10
    Peter Miller schrieb die Briefe an seine Mutter und an Sigi unter Mottis wachsamen Augen. Gegen halb elf hatte er auch den zweiten beendet. Sein Gepäck war aus dem Hotel abgeholt worden, die Rechnung hatte man beglichen, und kurz vor zwölf starteten Motti und er mit dem gleichen Fahrer, der am Abend zuvor am Steuer gesessen hatte, in Richtung Bayreuth.
    Der Instinkt des Reporters ließ ihn einen Blick auf das Nummernschild des blauen Opels werfen. Am vorangegangenen Abend war es ein Mercedes gewesen. Motti hatte seinen Blick bemerkt und gelächelt.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Es ist ein Leihwagen, und wir haben ihn unter falschem Namen gemietet.«
    »Immerhin ganz tröstlich zu wissen, daß man unter Fachleuten ist«, bemerkte Miller.
    Motti zuckte mit den Achseln.
    »Das müssen wir schon sein. Es ist die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben, wenn man es gegen die ODESSA aufnimmt.«
    In der Garage war Platz für zwei Wagen; Millers Jaguar stand auf dem zweiten Platz. Der Schnee der vorangegangenen Nacht war unter den Rädern zu Pfützen geschmolzen, und die schlanke schwarze Karosserie glänzte im elektrischen Licht.
    Miller setzte sich hinten in den Opel und bekam sofort wieder die Socke über den Kopf gestreift. Als der Wagen die Garage verließ, drückte man ihn auf den Boden. Er blieb unten, bis sie eine Reihe von Straßenzügen hinter sich gebracht hatten. Motti befreite ihn erst auf der Autobahn nach Nürnberg von der Socke.
    Miller registrierte jetzt, daß über Nacht noch mehr Schnee gefallen war; er überzog die bayerisch-fränkische

Weitere Kostenlose Bücher