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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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Blüten zu treiben.
    Selten hatten sich seine Überlegungen derart im Kreis gedreht, ohne einen Zipfel Logik zu erhaschen. Er hoffte nur, dass die Auflösung für seinen Freund nicht zu hart werden würde. Lukas hatte wirklich ruhigere Gewässer verdient und sollte seinen Sohn in Frieden großziehen können.
    Sie hatten den Passeig de la Bonanova erreicht. Das Tor zur Van-Kampen-Villa öffnete sich lautlos vor ihnen. Die Schranke ebenso. Der Wagen fuhr knirschend über den Kiesweg und kam am Rondell mit dem Brunnen zum Stehen. Das Taxi mit Fontons Männern folgte ihnen nach.
    Niemand erwartete sie vor der Tür und auch sonst war weit und breit keine menschliche Seele zu sehen. Die Villa lag wie ausgestorben in der gleißenden Mittagssonne.
    Ihr Fahrer stieg aus, um ihnen die Türen zu öffnen, aber die drei Männer waren schneller. Fonton befahl seinen beiden Männern, sich auf dem Grundstück umzusehen. Lukas strebte bereits ungeduldig zur Eingangstür. Er fand keine Glocke, nur einen bronzenen Türklopfer. Energisch hämmerte er damit gegen die Tür. Hinter ihm fuhr der Chauffeur vom Hof.
    Eine Weile tat sich gar nichts. Dann schwang unendlich langsam das Portal zur Seite und Lukas fand sich einer hageren, vollkommen in Schwarz gekleideten Dame gegenüber. Ihr dunkles Haar, in das sich nur wenige graue Strähnen verirrt hatten, war streng aus dem Gesicht gekämmt und zu einem festen Knoten im Nacken gesteckt. Sie überragte Lukas um einige Zentimeter und sah ihn an, als käme ihm nicht mehr Bedeutung zu als einem Käfer, den man mit dem Fuß zerquetschen konnte.
    „Buenos díaz, Señora. Wir möchten zu Señora van Kampen“, sagte er jetzt.
    „Ich weiß“, erwiderte sie auf Deutsch, drehte sich um und ließ ihn vor der Tür stehen.
    „Puh, die hat Haare auf den Zähnen. Ein Blick wie Eissplitter. Bei der Señora versagen deine blauen Augen, mein Lieber.“ Jules war neben ihn getreten und sah der Frau nach, wie sie die weitläufige Halle durchquerte, ohne sich weiter um die drei Ankömmlinge zu kümmern.
    „Das heißt dann ja wohl, wir sollen ihr folgen“, meinte Jules und setzte sich in Bewegung. Ihr Weg führte sie quer durchs Haus auf eine kleine Terrasse.
    Dort erwarteten sie ein leerer Tisch, sechs Stühle und glühende Hitze. Weder Schirm noch Markise, die Schatten spendeten. Die Señora deutete mit einer unwirschen Handbewegung auf die Stühle, dann verschwand sie wortlos im Haus.
    „Na, die spanische Gastfreundlichkeit lässt neuerdings sehr zu wünschen übrig. Jetzt fühle ich mich irgendwie, als hätte uns die schwarze Madonna in der Wüste ausgesetzt. Ich habe da drinnen eine Bar erspäht. Wer hat noch Durst?“, meinte Jules und sprang schon wieder auf.
    Lukas hatte sich gar nicht erst gesetzt. „Was soll das?“, meinte er aufgebracht. „Ist das ein Geisterhaus? Wo sind Magali und Matti? Und wo ist die van Kampen?“
    „Sie ist hier.“
    Lukas fuhr herum. Da stand sie. Die Holländerin hatte sich wenig verändert, sie wirkte lediglich ein ganzes Stück schlanker als noch vor zwei Jahren. Das Essen im Exil scheint ihr nicht sonderlich geschmeckt zu haben, dachte Lukas gehässig. Der beinahe tödliche Hass, den er beim Anblick dieser Frau verspürte, erschreckte ihn.
    „Wo sind mein Sohn und meine Frau?“, fuhr er sie an.
    „Wo ist das Jesus-Evangelium?“, fragte die van Kampen lässig zurück, während sie auf einen Stuhl zuschlenderte und sich setzte.
    Lukas starrte sie sprachlos an. „Das ist jetzt nicht Ihr Ernst. Sie wissen genau, dass ich es nicht habe. Weil Sie es in Rom gestohlen haben!“ Er machte einen drohenden Schritt auf sie zu.
    „Schon gut, kommen Sie wieder von Ihrem hohen Ross herunter. Wut und Hitze vertragen sich nicht. Sie sind zu jung für einen Schlaganfall. Buenos díaz, die Herren“, sie nickte Fonton und Jules zu, wobei ihr Blick jeweils eine Sekunde zu lange auf den Männern ruhte. Er glich mehr einer Lage-Einschätzung. „Consuela!“, schrie sie plötzlich laut. Die schwarze Señora erschien fast sofort.
    „Wo bleibt deine Gastfreundschaft? Erfrischungen für die Herren, rapido.“ Die schwarze Frau schnaubte wie ein Stier und durchbohrte Lukas erneut mit ihrem Blick. Dann ging sie mit langen Schritten davon, um das Befohlene zu holen.
    Die Holländerin war aufgestanden und hatte auf einen Knopf neben dem Fenster gedrückt. Eine schattenspendende Markise fuhr aus.
    „Wo ist meine Familie, ich will sie sofort sehen“, beharrte Lukas und musterte die

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