Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
Frau war mit ihrer Mutter ins Krankenhaus gefahren und eben erst zurückgekehrt. Lukas war mit Fonton in der Villa zurückgeblieben, um sich den Fragen der Polizei zu stellen. Noch vor dem Eintreffen von Krankenwagen und Polizei hatte Lukas Jules gebeten, irgendetwas mit Matti zu unternehmen, egal was, Hauptsache, sein Sohn verschwand aus der Villa und bekam nicht mit, was mit seiner Großmutter geschehen war.
Allein der Gedanke, dass die verhasste Holländerin Mattis Großmutter war, verursachte Lukas beinahe physische Schmerzen. Er konnte es immer noch nicht fassen.
„Sie ist gestorben.“ Magali zögerte kurz, dann trat sie näher. „Wir sollten miteinander sprechen, Lukas“, sagte sie leise. „Je früher desto besser. Um Mattis Willen.“
Lukas wusste, dass er ihr in irgendeiner Form sein Mitgefühl hätte ausdrücken sollen - immerhin war sie Magalis Mutter gewesen, aber er brachte die Worte nicht über die Lippen. Wut und Enttäuschung hielten ihn gefangen. Er wandte sich nicht vom Fenster ab, sondern drehte seiner Frau weiter den Rücken zu. Brüsk erwiderte er jetzt: „Was gibt es da noch groß zu bereden? Du bist eine Betrügerin und hast mein Vertrauen jahrelang missbraucht, Magali. Herrgott, wenn ich daran denke, dass du die Tochter dieser Mörderin bist!“ Er spuckte die Worte förmlich aus. „Geh, geh um sie trauern. Ich habe kein Gebet für sie übrig.“
Magali starrte auf Lukas' Rücken. Seine Weigerung, sie anzusehen, verletzte sie mehr als seine Worte. Sie machte eine Bewegung, als wollte sie gehen, doch sie überlegte es sich anders. Nein, sie würde sich nicht auf diese Weise von ihm abweisen lassen. Sie musste das jetzt und hier mit ihm klären, sonst würden sie sich immer weiter voneinander entfernen. Sie straffte sich: „Du hast jedes Recht, auf mich wütend zu sein, Lukas“, begann sie. „Aber du musst mir glauben, dass ich dich niemals vorsätzlich belogen habe. Meinst du denn, es ist für mich all die Jahre einfach gewesen? Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie es ist, ihre Tochter zu sein? Du solltest dir meine Geschichte wenigstens anhören. Wir waren immerhin zwei Jahre verheiratet und wir haben einen Sohn. Bitte hör mich an. Um seinetwillen.“
„Ach ja? Plötzlich geht es dir um ihn? Vielleicht hättest du früher an ihn denken sollen, bevor du ihn in deine schmutzigen Machenschaften hineingezogen hast. Und jetzt benutzt du unseren Sohn als Vorwand, damit ich mir noch mehr von deinen Lügen anhöre?“ Lukas merkte selbst, wie bitter sich seine Worte anhörten. Die Enttäuschung über Magalis Verrat fraß sich wie ein böses Geschwür durch seinen Körper. Ihm war auch bewusst, dass er sich kindisch benahm und er sich besser beruhigen sollte. Weil Magali Recht hatte. Sie mussten reden. Besser, sie klärten diese Angelegenheit rasch und brachten es hinter sich. Umso früher konnte er seinen Sohn nehmen, diesen Ort hinter sich lassen und nach Hause fliegen. Magali konnte gerne gleich in der Villa bleiben. Schien ihr jetzt ja sowieso zu gehören.
Er wandte sich ihr endlich zu. Zum ersten Mal, seit er sie auf der Terrasse wiedergetroffen hatte, sah er sie richtig an: „Also gut. Sag, was du zu sagen hast, aber danach werden sich unsere Wege trennen. Ich werde mich scheiden lassen. Ohne Vertrauen sehe ich keine Basis für ein weiteres Zusammenleben. Matti bleibt selbstverständlich bei mir. Bei deinem Vorleben und dem, was du getan hast, wird kein Richter dir das Sorgerecht übertragen“, ergänzte er hart. Mit dem letzten Satz hatte er Magali absichtlich treffen wollen. Und er hatte Erfolg damit. Allerdings anders, als er gedacht hatte.
Magali schoss das Blut ins Gesicht. „Soweit bist du also schon? Du verdammter selbstgerechter Priester! Was weißt du schon über mein Leben?“, schrie sie ihn an.
„Ich weiß, dass du mich von Anfang an nach Strich und Faden belogen und benutzt hast. Du bist die Komplizin deiner Mutter! Du hast meinen Sohn in Gefahr gebracht und dieser Mörderin geholfen, ihn zu entführen! Du bist genauso wie sie, skrupellos und berechnend“, schrie er zurück.
Beide hielten inne und starrten sich verstört an, von der Heftigkeit ihrer Reaktionen selbst überrascht.
Magali kehrte ihm kurz den Rücken zu, um die Tränen zurückzudrängen, die ihr in die Augen gestiegen waren. Sie holte tief Luft und wandte sich wieder um:
„Okay“, meinte sie. „So führt das zu nichts. Vielleicht sollten wir uns beide beruhigen. Ich werde dir
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