Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
Holländerin scharf.
„Oh, sie sind im Moment nicht da. Magali ist mit Matti ans Meer gefahren“, erklärte sie leichthin.
„Was? Ans Meer? Aber Sie wussten doch, dass wir heute kommen.“ Lukas machte einen drohenden Schritt auf sie zu.
„Ich dachte, es wäre schön, wenn wir erst einmal unter uns plaudern könnten.“
Jetzt schnaubte Lukas wie ein Stier. Wut und Enttäuschung übermannten ihn. Das Bedürfnis, der Frau vor ihm an die Gurgel zu gehen, wurde geradezu übermächtig. „Ich glaube Ihnen kein Wort. Wo haben Sie sie hingeschafft? Die Polizei ist informiert, Sie haben keine Chance. Ihre politischen Freunde werden Sie nur bis zu einem gewissen Maß decken. Mir reicht es jetzt mir Ihren Spielchen. Ich rufe jetzt die Polizei.“ Lukas hielt sein Handy bereits in der Hand.
„Meine Güte, warum denn gleich so theatralisch, mein Lieber. Sie stehen doch nicht auf der Kanzel. Da geht wohl der ehemalige Priester mit Ihnen durch. Ich sagte Ihnen doch, die beiden sind am Meer, irgendwo am Icària Strand. Wir können gerne gleich hinfahren.“
„Nicht nötig. Ich bin da!“, erklang plötzlich Magalis Stimme. Lukas entging nicht die Überraschung, die sich auf dem Gesicht der Holländerin abmalte. Offensichtlich hatte ihr Magali einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er erkannte seine Frau kaum wieder, wie sie leicht gebräunt im weißen Sommerkleid in der Tür stand.
„Wo ist Matti?“ Er versuchte, hinter seiner Frau im Halbdunkel der Wohnhalle etwas zu erkennen.“
„Ich habe ihn mit einer Angestellten nach oben geschickt. Wir Erwachsenen sollten zunächst einige Dinge untereinander klären.“ Sie ging auf Lukas zu, um ihn zur Begrüßung zu umarmen. Er wich vor ihr zurück. Magali maß ihn mit traurigen Augen.
„Warum bist du schon wieder da?“, mischte sich die van Kampen ein.
Lukas entging weder das vertraute Du, noch der vorwurfsvolle Ton, der in der Stimme der Holländerin mitschwang. Es war eine Vertrautheit zwischen seiner Frau und ihrer angeblichen Entführerin, die ihn irritierte und alle seine Befürchtungen bestätigte. Lukas wusste nicht zu sagen, welches Gefühl in ihm überwog. Die Erleichterung darüber, dass ihm Magali gesund gegenüberstand, oder die Enttäuschung über ihren Verrat.
„Ich bin sehr gespannt auf deine Erklärung “, sagte er schneidend. „Du hast exakt zwei Minuten, dann will ich meinen Sohn sehen.“
Magali nickte. Sie wandte sich an seine Begleiter: „Jules, Mr Fonton, würden Sie uns drei bitte kurz alleine lassen?“ Fonton sah Lukas fragend an. Dieser nickte.
In diesem Moment erschien Consuela würdevoll wie eine Königin und stellte ein Tablett auf dem Tisch ab. Ihr Blick glitt zu Magali und lächelte ihr mit einer Wärme zu, die Lukas diesem schwarzen Drachen niemals zugetraut hätte. Noch ein Indiz dafür, dass Magali an diesem Ort alles andere als eine Gefangene war!
Jules warf derweil einen sehnsuchtsvollen Blick auf die einladend mit Zitronenscheiben dekorierte Karaffe mit Eiswasser. Widerstrebend folgte er Fonton, der Magalis Bitte bereits nachgekommen war und in Richtung Park davon schlenderte. Jules hatte sich mit Fonton bereits mit einem Blick darauf verständigt, dass sie von dort aus das Geschehen auf der Terrasse besser im Auge behalten konnten, als wenn sie ins Haus zurückgekehrt wären.
„Ich höre!“ Lukas weigerte sich weiter, sich zu setzen. Er hatte sich mit verschränkten Armen vor Magali aufgebaut und sah sie an wie ein Inquisitor, der ein Geständnis erwartete.
Consuela breitete ein Tischtuch aus und füllte die Wassergläser. Bevor sie sie herumreichen konnte, winkte sie die van Kampen herrisch hinaus. Lukas bemerkte dabei den hasserfüllten Blick, mit dem Consuela ihre Herrin bedachte, und wunderte sich. Die Spanierin gab ihm Rätsel auf. Unterdessen sah ihn Magali flehentlich an und sagte: „Die Erklärung ist einfach, Lukas, sie …“
„Um Gottes Willen, was tun Sie denn da?“, unterbrach Lukas sie und starrte ungläubig auf einen Punkt hinter Magalis Schulter. Magali fuhr herum und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Die Spanierin war zurückgekehrt. Mit zitternden Händen hielt sie eine Pistole umklammert und zielte aus kaum drei Metern Entfernung auf Lukas.
„Nein, Consuela! Bist du verrückt geworden? Nimm sofort die Waffe herunter“, rief Magali schreckensbleich.
„Du wirst mein Lämmchen nicht weiter unglücklich machen!“, schrie sie.
Lukas konnte hören, wie Jules und Fonton hinter ihm
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