Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
Vom Netzwerk:
Lukas. Sie hatte sie wirklich nicht, glaub mir. Sie selbst war von der fixen Idee besessen, dass du sie an dich genommen hattest, Lukas. Sie hat mich damit unter Druck gesetzt. Sie drohte mir, unser kleines Familienglück , wie sie es nannte, auffliegen zu lassen. Um Zeit zu gewinnen, habe ich ihr gesagt, was sie hören wollte. Und hier mache ich mir selbst die schlimmsten Vorwürfe, Lukas. Damals hätte ich es dir sagen müssen, aber ich hatte Angst davor, dich gleich wieder zu verlieren. Wir waren ja eigentlich nur durch Matti zusammengekommen. Mir war bewusst, dass du mich aus der Pflicht heraus geheiratet hattest.“ Magali hielt inne. Sie starrte auf den kleinen blauen Plüschelefanten in ihren Händen, den sie seit geraumer Zeit knetete. Dann hob sie den Kopf und suchte Lukas Augen. „Ich war schwach, weil ich dich liebte, Lukas, und ich wollte dich nicht verlieren.“ Sie hielt weiter seinen Blick gefangen. „Du machtest nie einen Hehl daraus, wie sehr du meine Mutter hasst. Ich fürchtete mich davor, dass sich dieser Hass auf mich übertragen könnte. Lügen stehen auf schwachen Beinen. Mir war klar, dass ich meine Mutter nicht mehr lange hinhalten konnte. Spätestens nach dem Einbruch in eure Villa und dem tragischen Tod von Frau Gabler wusste ich, dass meine Zeit ablief. Jeden Tag kam ich mir mehr wie ein Zug vor, der auf einen Abgrund zurast. Doch irgendwie konnte ich nicht mehr zurück. Das ist die Wahrheit und die kannst du mir gerne zum Vorwurf machen. Du weißt selbst, wie viele dumme, verrückte und unverzeihliche Dinge man tut, nur um der Liebe Willen.“
    Lukas sah sie nur an. Er wusste, dass sie auf Rabea anspielte. Weil sie damals den Brief unterschlagen hatte, hatte er erst von Matti erfahren, als dieser bereits sechs Jahre alt gewesen war. Und doch hatte er ihr auch das verziehen, wie so vieles zuvor. Magali hatte Rabeas Tat nie erwähnt, oder ihm einen Vorwurf daraus gemacht - obwohl sie sich die letzten zwei Jahre wie seine zweite Wahl vorgekommen sein musste. Ehrlicherweise war es ja auch so gewesen, wie er sich eingestand. Verlegen senkte er seinen Blick.
    Magali fuhr in ihrer Erklärung fort: „Fast zwei Jahre ist es mir gelungen, mir meine Mutter vom Leib zu halten. Aber jetzt, da sie wieder in das Licht der Öffentlichkeit zurückkehren konnte, hat sie nicht länger warten wollen. Sie drohte mir damit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, aber nie im Traum habe ich dabei an eine Entführung gedacht. Letzten Donnerstag, drei Tage vor dem Picknick im Park, tauchte sie plötzlich erstmalig persönlich bei mir vor dem Kindergarten auf. Bisher hatten wir nur Botschaften durch einen Mittelsmann ausgetauscht. Der Haftbefehl, der sie am freien Reisen gehindert hatte, war aufgehoben worden. Sie machte mir nochmals massiv Druck. Sie wollte ihren Enkel kennenlernen, den sie nur von Aufnahmen her kannte. Um sie auf Abstand zu halten, habe ich ihr gesagt, dass wir am Sonntag bei schönem Wetter ein Picknick im Park planen würden und ihr angeboten, dass sie Matti von weitem beobachten könnte, wenn sie wollte. Sie hat sofort eingewilligt, fast zu schnell. Anfangs war ich erleichtert, dass ich nochmals Zeit gewonnen hatte. Dann überkam mich ein merkwürdiges Gefühl, wie eine stille Warnung, dass ich mein Glück zu lange herausgefordert habe. Ich wusste, dass ich mit dir reden musste, Lukas. Zuvor aber wollte ich mich meiner Mutter stellen und sagte ihr zu, ich würde am Montag mit ihr nach Barcelona reisen. Aus diesem Grund habe ich noch in der Nacht zum Freitag den Brief für dich geschrieben. Am nächsten Morgen habe ich Lucie angerufen und ihr gesagt, wo ich ihn versteckt habe. Leider hatte ich Recht, ich hatte zu lange gewartet und Mutter hatte längst unsere Entführung geplant. Um Mattis Willen habe ich zunächst kooperiert.
    Mutter hat uns am Flughafen München erwartet. Sie hat sich Matti sofort als seine Großmutter vorgestellt und schenkte ihm einen Hundewelpen. Matti war begeistert! Vor Matti konnte ich Mutter keine Szene machen, aber als ich mich weigerte, in das Flugzeug zu steigen, hat sie mir gedroht. Sie sagte, dass jemand dich im Auge hätte und ich dich sicher unversehrt zurückhaben wolle. Das war der Augenblick, in dem ich endgültig begriff, warum du sie immer als Monster bezeichnet hast, Lukas. Meine Mutter ist kein Stück besser gewesen als das Monster, das sie gezeugt hat. Jetzt weißt du alles. Egal, wie du über mich urteilst, vergiss dabei nicht, dass ich unseren Sohn

Weitere Kostenlose Bücher