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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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Wer sollte sie noch daran hindern? Damit würde sie der durch fortlaufende Skandale geschwächten Staatskirche einen irreparablen Schaden zufügen. Sämtliche Kirchenkritiker würden bestätigt werden. Vor allem aber wären viele Gläubige von der Kirche enttäuscht, Kirchenaustritte wären die Folge. Überall kann man lesen, wie sehr die Kirche und ihre Gemeinden klamm sind. Sie verkaufen ja schon ihre Gotteshäuser! Für den Kirchenstaat ist es daher eine Frage des Überlebens, die Veröffentlichung der Schriftrolle zu verhindern. Darum behaupte ich, sie haben in die Entführung investiert. Es wäre für sie eine Investition in die Zukunft. Wie schon gesagt: Der Zweck heiligt die Mittel. Wenn es ums Überleben geht, stirbt die Moral.“
    Lukas war zunehmend blasser geworden. Es war für ihn unfassbar, dass diese furchtbare Frau, die gemordet und gefoltert hatte und so schuldig wie Kain war, dass es dieser Frau ermöglicht werden sollte, ihr früheres Leben wieder aufzunehmen. Das Mörderweib sollte sich erneut in der Öffentlichkeit produzieren und als Philanthropin und Mäzenin präsentieren dürfen? Dass die Information über ihre Rehabilitation der Wahrheit entsprach, glaubte er Jules sofort. Lukas wurde schlecht. Obwohl Vergebung eines der Fundamente war, auf der der christliche Glauben ruhte, wusste er, dass er dieser Frau niemals würde vergeben können.
    „Ja, die Wahrheit ist hart“, sagte Jules, „aber jetzt ist keine Zeit für Weltschmerz, Lukas. Wir haben eine Aufgabe zu erledigen und ich benötige dabei deine volle Unterstützung.“
    Lukas nickte: „Schon gut, Jules. Es war einfach ein Schock zu viel für diesen Tag. Wie sieht dein Plan aus? Was machen wir, wenn wir in Barcelona gelandet sind?“
    „Eines nach dem anderen. Ihr habt doch bestimmt irgendwelche Vorräte an Bord, oder? Ich könnte jetzt etwas Essbares vertragen.“
    Vom Co-Piloten zum Steward degradiert, stöberte Lukas in dem kleinen Kühlschrank, der von einem Air-Catering Unternehmen regelmäßig aufgefüllt wurde. Bepackt mit zwei Flaschen Wasser, Sandwiches und Schokoladenriegeln kehrte er ins Cockpit zurück.
    Jules musste wirklich hungrig gewesen sein, denn er verdrückte alles im Alleingang. Danach prüfte er erneut die Instrumente und anschließend seine Uhr: „Noch ungefähr eine Stunde bis zur Landung. Ich versuche mal, Kaschinski zu erreichen.“
    „Ja?“ Der angeheuerte Söldner war sofort am Apparat.
    „Lafitte. Wo sind Sie?“
    „Ich lande in zwanzig Minuten.“
    „Nicht schlecht. Wie haben Sie das so schnell geschafft?“, wunderte sich Jules.
    „Ich reite mein eigenes kleines Mädchen.“
    „Gut. Konnten Sie etwas arrangieren?“
    „Ja, mein Kontaktmann erwartet mich und bringt das gewünschte Spielzeug mit. Mir wurde geflüstert, Sie hatten Schwierigkeiten beim Abflug?“ Der Mann war wirklich gut informiert.
    „Ja.“
    „Wie ist der Plan?“
    „Ich habe bei der Flugsicherung als Zielflughafen Valencia angegeben, täusche aber eine Notlandung in Barcelona vor.“
    „Gut, das verschafft uns ein paar Minuten, bevor die Blaskapelle losmarschiert. Ich hole Sie ab.“
    „Danke.“ Er legte auf.
    „Vertraust du ihm?“, fragte Lukas aus einem Impuls heraus.
    „Selbstverständlich nicht. Ich traue grundsätzlich niemandem aus der Branche. Aber er ist professionell und solange wir ihn bezahlen, macht er für Geld alles. Seine Loyalität ist käuflich. Mehr verlange ich nicht. Apropos Geld. Er kostet dich eintausend pro Tag, plus Spesen. Pfund, keine Euro“, informierte ihn Jules.
    Lukas hatte wegen der Bezahlung nicht mit der Wimper gezuckt. Geld war im Augenblick seine geringste Sorge. Dann fiel ihm etwas ein, dass er Jules schon vorher hatte fragen wollen: „Warum hast du deinen Freund am Telefon gefragt, ob dieser Kaschinski Felderfahrung hat? Was soll das bedeuten?“
    „Nahkampfausbildung, und die Bereitschaft zu töten“, erwiderte Jules einfach. „Eines sollte dir bewusst sein, Lukas. Das wird kein Spaziergang werden und ich nehme dich nur mit, weil ich weiß, dass du genügend Mumm in den Knochen hast, wenn es darauf ankommt. Aber du darfst keinen Augenblick zögerlich sein, sondern musst dir immer vor Augen halten, dass es hier um das Leben deiner Familie geht. Christliche Grundgedanken können wir bei der Sache nicht gebrauchen.“
    Lukas ging nicht darauf ein, ihn beschäftigte noch mehr: „Was ich nicht recht verstehe, ist, warum du so überzeugt davon bist, dass die Spur der Entführer nach

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