Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
verließen sie die Maschine. Kaschinski saß bereits wieder am Steuer und brauste los, sobald sie eingestiegen waren. Unbehelligt erreichten sie die Schnellstraße Richtung Innenstadt.
„Ich habe leider Ihr Spesenkonto ein wenig belasten müssen“, meldete sich Kaschinski zu Wort. „Dafür haben wir uns den Zwischenstopp bei der Ankunftskontrolle gespart.“
Nach zehn Minuten stoppte der Söldner auf dem Parkplatz einer kleinen Tapa-Bar. „Briefen Sie mich“, sagte er knapp.
„Es geht zum Anwesen einer Carlotta van Kampen.“
„Ah, die Diamantenwitwe. Hab von ihr gehört. Harter Brocken und stinkreich.“
„Ich habe mir schon den Plan ihrer Villa im Stadtteil Bonanova besorgt“, erklärte Jules. „Prägen Sie ihn sich ein und überprüfen Sie ihn auf etwaige Schwachpunkte. Ich möchte mich vor Ort zunächst gründlich umsehen und die Umgebung erkunden. Was haben Sie uns mitgebracht?“, erkundigte er sich weiter.
„Sie werden zufrieden sein“, meinte Kaschinski, während er den Plan checkte. „Bonanova ist eine vornehme Adresse. Villen mit riesigen Parks. Unmöglich, jeden Quadratzentimeter zu überwachen. Gut für uns. Fahren wir.“
Innerhalb von zehn Minuten erreichten sie den Passeig de la Bonanova. Eine zwei Meter hohe Natursteinmauer umgab das schlossähnliche Anwesen der Holländerin.
Sie fuhren zweimal an der Villa vorbei. Geschützt durch die Mauer und einen dicht bepflanzten Park mit hohen Bäumen, vornehmlich Pinien und Zypressen, war, bis auf einen Teil des roten Daches und einen kleinen quadratischen Turm, nichts von der Villa zu sehen. Sie wendeten am Ende der Straße und konzentrierten nun ihr Augenmerk auf das geschlossene, schmiedeeiserne Tor der Einfahrt.
Ein kleiner roter Pick-up, auf dessen Ladefläche ein dichtes Blumenmeer wogte, näherte sich der Einfahrt. Der Fahrer drückte einen Knopf an einer das Tor flankierenden Steinsäule. Oben auf der Säule war eine Kamera angebracht, während in der Säule selbst ein Bildschirm eingebaut war. Die Flügel des Tores schwangen auf und der Blumenwagen fuhr hindurch.
Jules bat Kaschinski auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu halten. Unmittelbar hinter dem Tor konnten sie links ein Torhäuschen ausmachen. Eine Schranke hinderte das Fahrzeug daran, weiterzufahren. Ein Wächter in Uniform stand daneben. Der Mann warf einen kurzen Blick auf den Fahrer, grinste breit, öffnete die Schranke per Knopfdruck und winkte den Gärtner durch. Vor dem offenen Tor tauchte eben ein weiterer Lieferant in einem weißen Kastenwagen auf. Diesmal handelte es sich um ein Catering-Unternehmen, wie unschwer an der Reklame, einem tanzenden Hummer mit Kochmütze, zu erkennen war.
„Da herrscht reger Betrieb. Und ziemlich gut bewacht ist das Ganze auch“, meinte Kaschinski.
„Ja, sieht so aus, als würde die van Kampen heute eine große Party schmeißen.“ Jules dachte kurz nach, dann sagte er: „Vorhin ist mir am Anfang der Straße ein kleines Hotel aufgefallen. Es hat nicht viele Stockwerke, aber wenn wir ein Zimmer in der letzten Etage nehmen, könnten wir von dort vermutlich einen Blick in den Park und auf das Anwesen werfen.“
In dem kleinen, exklusiven und vor allem sündhaft teuren Landhaushotel gab es im vierten und letzten Stock noch eine freie Penthouse-Suite. Eine Nacht kostete so viel, wie Lukas im ganzen Monat als Lehrer verdiente. Dafür verfügte das Penthouse über einen eigenen Aufzug, mit dem sie von der Tiefgarage direkt in ihre Suite gelangen konnten. Ein Vorteil, wenn man es wie Kaschinski vorzog, sein Gepäck selbst in die Suite zu schaffen, bevor sich ein Hotelpage über Umfang und Gewicht wunderte und womöglich ein Auge riskierte.
Kaum angekommen, prüfte Jules den Ausblick vom Panoramafenster. Zufrieden registrierte er, dass die Suite über eine riesige Terrasse verfügte, die auf der einen Seite zum Van- Kampen-Anwesen blickte. Er zog sein Hochleistungsfernglas hervor, betrat die Terrasse und nahm die Villa ins Visier. Zwar konnte er weder Einfahrt noch Haupteingang überblicken, da diese nach Westen hin ausgerichtet waren, dafür hatte er eine ausgezeichnete Sicht auf Terrasse und Garten - was mindestens genauso viel wert war, da sich hier die meisten Aktivitäten abzuspielen schienen.
Mitarbeiter des Catering-Services liefen in langen weißen Schürzen umher und schleppten Tische, Stühle und Geschirr heran, während ein älterer Herr in altmodischer Livree die hektische Schar mit der Grandezza eines
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