Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
Mann dabei nicht versehentlich erstickte.
Die van Kampen kam nun mit schnellen Schritten auf Magali und Matti zu.
„Verdammt“, entfuhr es Magali leise. „Ich muss gehen. Hinter dem Teich ist ein kleines Häuschen. Warte da auf mich. Ich versuche so schnell wie möglich dorthin zu kommen. Richte Lucie unbedingt aus, dass ich mein Armband verloren habe.“ Sie ließ den Hund sein, lief zu Matti und nahm ihn fest an die Hand. Dann eilte sie der Frau entgegen.
Zum Glück sprang der kleine Hund weiter hinter ihren Sandaletten her und war nicht länger an den interessanten Gerüchen im Gebüsch interessiert.
Jules sah ihnen nach, bis sie im Haus verschwunden waren. Er fragte sich, was hier vorging. Das Entführungsopfer wirkte gefasst und hatte sich in kürzester Zeit von einer adretten jungen Frau in einen mondänen Vamp verwandelt. Auch der kleine Matti ließ kein Anzeichen eines Entführungstraumas erkennen. Was hatte Magali eben gesagt? Dass sie das alleine regeln konnte? Was hatte sie damit gemeint? Er musste darüber in Ruhe nachdenken, jetzt war nicht die Zeit für voreilige Schlüsse. Aber selten in seinem Leben war er derart überrascht und ratlos gewesen. Zunächst gab er Kaschinski das Zeichen, Lukas loszulassen.
Dieser schnellte wie ein Pfeil auf seinen Freund zu, seine Faust schoss vor. Jules wich dem Schlag geschickt aus. „Du Schuft! Wir hätten die beiden sofort befreien können.“ Lukas war außer sich.
„Beruhige dich“, sagte Jules. „Das wäre wegen Matti viel zu gefährlich gewesen. Hier ist alles mit Wachleuten verseucht. Siehst du einige der Kellner hier? Ihre Jacken sind unter dem Arm ausgebeult, sie tragen eindeutig Waffen. Willst du eine Schießerei riskieren? Wir warten auf die Gäste, das erhöht unsere Chancen. Kaschinski und ich werden uns unter sie mischen und alles auskundschaften. Vergiss nicht, du solltest die van Kampen erst ansprechen, wenn die Party in vollem Gange ist. Je mehr Zeugen, umso besser.“
„Warum hast du Magali belogen und gesagt, ich wäre nicht hier?“, Lukas war immer noch stinksauer auf Jules.
„Instinkt. Sie will dich nicht hier haben.“
„Was soll das heißen?“
„Sie will nicht, dass du auf die Holländerin triffst. Sie glaubt, dass du hier in Gefahr bist.
„Das ist doch egal, Matti und sie sind in Gefahr.“
Jules ging nicht weiter darauf ein: „Warum soll ich Lucie von Magali ausrichten, sie hätte ihr Armband verloren? Ist das ein Code?“
„Du und deine Codes. Du bist doch der Fachmann“, giftete Lukas. Kaschinski schob sich nun in sein Blickfeld. Lukas' Wut erfasste auch ihn: „Und Sie sollten nicht vergessen, wer Sie bezahlt, verstanden?“, fuhr er ihn an. „Wenn Sie mich noch einmal daran hindern, meinen Sohn …“
„Ruhe. Es kommt jemand“, unterbrach er ihn brüsk.
Einer der Kellner-Wächter hatte sich genähert. Er ging so dicht an ihnen vorüber, dass sie sein Rasierwasser riechen konnten. Er hatte sie nicht bemerkt und entfernte sich in Richtung des kleinen Teiches, um eine Zigarette zu rauchen. Jules überdachte seinen Plan neu. Seit er Magali gesprochen hatte, fragte er sich, aus welchen Grund sie unbedingt verhindern wollte, dass Lukas auf die van Kampen traf?
Mit Beginn der Dämmerung füllte sich der Rasen mit flanierenden Gästen. Die Damen trugen elegante Kleider und teuren Schmuck, die Herren Smokings. Einige ältere Damen schmückten kunstvolle Spitzen-Mantillas.
Später brandete Applaus auf, als ein Mann in der prunkvollen Tracht eines Toreros, umringt von einer Armada von Begleitern, auf der Bildfläche erschien. Jules sah mit Genugtuung, dass er einen Tross an Medienvertretern hinter sich herschleppte. Blitzlichter flammten überall auf.
Sehr gut , überlegte Jules. Diese Aufmerksamkeit kam ihm entgegen.
Der Torero verneigte sich mit großer Geste vor den applaudierenden Gästen. Dann eilte er mit ausgebreiteten Armen auf Carlotta van Kampen zu, die ihn als glanzvolle Gastgeberin auf der Terrasse empfing. Sie reichte ihm die Hand, er beugte sich darüber und küsste sie galant. Zur Rechten der Holländerin stand Magali und wurde nun dem Torero vorgestellt. Magali neigte elegant den Kopf und ihre Diamanten funkelten im Schein der Fackeln. Sie reichte dem berühmten Gast ihre schmale Hand. Der Mann schien von ihr völlig hingerissen zu sein.
Lukas hatte die ganze Szene vom Rande des kleinen Zypressenwäldchens aus gut mitverfolgen können. Jules konnte förmlich fühlen, wie sich sein Freund
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