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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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gestohlen worden ...
    Kaum zwanzig Minuten später stand der Rabbi vor der Tür. „Schön, dich zu sehen, Großvater Rosenthal“, empfing ihn Lucie mit einer herzlichen Umarmung.
    „Die Freude ist ganz die meine. Lass dich anschauen, mein liebes Kind. Schön wie immer. Du erinnerst mich an einen strahlenden Morgen über dem Berge Sinai.“
    „Und du bist so poetisch wie immer“, lachte Lucie. „Komm, gib mir deine Joppe und dann setzen wir uns in die Küche. Dein Kräutertee ist gleich bereit.“ Und zu den Hunden: „Nein, ihr beiden Irrwische. Lasst den Rabbi sich doch erst einmal in Ruhe setzen.“
    Es blieb beim vergeblichen Versuch, sie zu bändigen. Lucie ließ sie in den kleinen Garten hinaus.
    „Ah, Kamille, mit einer Note Ingwer.“ Der alte Rabbi nahm einen Schluck aus seiner dampfenden Tasse.
    Lucie folgte seinem Beispiel und musterte ihn dann. Sie spürte seine Anspannung deutlich. Dabei verbreitete er sonst mehr Ruhe als Buddha persönlich. Trotzdem machte er keine Anstalten, das Gespräch zu eröffnen.
    Sie wartete. Er wartete.
    „Wo sind denn alle?“, erkundigte sich ihr Besuch zunächst.
    „Familienausflug“, erwiderte sie knapp.
    „Aha.“ Nun war es an ihm, ihr einen forschenden Blick zuzuwerfen. „Nun denn, Lucie Kind. Ich denke, wir haben beide etwas zu erzählen. Wer fängt an?“, sagte der Alte nach einer Weile.
    „Ich fange an.“ Lucie stellte ihre Tasse ab. „Weißt du, das wirklich Merkwürdige ist, dass mir jemand vor zwei Tagen fast genau das Gleiche erzählt hat wie du.“
    „Wer?“, fragte der Rabbi, äußerlich die Ruhe selbst, doch die Art, wie seine Finger die Tasse umklammerten, verriet ihn.
    „Magali. Sie rief mich vor zwei Tagen auf dem Handy an und erzählte mir, dass sie das Gefühl hatte, dass jemand in ihrem Haus gewesen sei. Sie vermisste nichts und alles sah so aus wie immer. Sie war trotzdem davon überzeugt gewesen. Ich habe Magali gefragt, was Lukas dazu meinen würde. Sie hat geantwortet, dass sie ihm lieber nichts davon erzählt hatte. Am Ende hat Magali auf deine Linie eingeschwenkt und gemeint, es könnte auch an ihrer Schwangerschaft liegen und sie würde deshalb vielleicht schon Gespenster sehen und ich sollte das Ganze schnell wieder vergessen. Ende. Ich fand das schon komisch, weißt du.“
    „Ach? Magali bekommt ein Kind?“, freute sich der alte Rabbi für sie.
    „Oh.“ Lucie schlug sich erschrocken mit der Hand auf den Mund. „Das hätte ich gar nicht sagen dürfen. Magali hat mich extra darum gebeten. Bitte verrat mich nicht. Lukas weiß es selbst noch nicht. Magali wollte erst ganz sicher gehen.“
    „Ich werde dich bestimmt nicht verraten, mein Kind“, schmunzelte ihr Gegenüber. „Und ich freue mich sehr für Lukas. Nach allem, was er durchgemacht hat. Ein Kind birgt so viel Hoffnung in sich.“
    Eine Weile saß er da, als wäre er in seinen Gedanken ganz weit fort. Lucie respektierte sein Schweigen. Irgendwann meinte er ernst: „Komische Diebe, die nichts stehlen. Sehr seltsam. Hat man je zuvor etwas Ähnliches gehört?“, murmelte er jetzt. „Hm, wenn Magali und ich uns nicht beide täuschen, dann ist hier etwas höchst Beunruhigendes im Gange. Und in die Villa Eurer Eltern ist ja auch erst eingebrochen worden. Wenn ich an die arme Frau Gabler denke.“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Und wenn es dieselben Leute waren? Aber was könnten sie bei uns suchen? Nein, wir brauchen Jules. Wo steckt er nur?“ Den letzten Satz hatte er mehr zu sich selbst gesprochen, als hätte er Lucies Anwesenheit vergessen. Nachdenklich versenkte er seine lange Nase in die Tasse. Sorge und Traurigkeit zogen über sein faltiges Gesicht.
    Lucie fasste einen schnellen Entschluss. „Ich kann für dich das Rätsel um Jules' Unerreichbarkeit lösen. Heute ist nämlich etwas ganz Furchtbares geschehen: Magali und Matti sind entführt worden. Die Entführer haben sich inzwischen bei Lukas gemeldet. Aber anstatt Lösegeld fordern sie von Lukas die Herausgabe der Schriftrollen des ermordeten Jesuitengenerals. Scheinbar gehen die Entführer davon aus, dass Lukas sie weiterhin in seinem Besitz hat. Dabei sind die Dokumente damals in Rom verschwunden. Das bedeutet, dass Lukas unmöglich die Forderung der Entführer erfüllen kann. Weder hat er die Dokumente noch weiß er, wo sie sein könnten. Lukas und Jules sind unterwegs, um die Angelegenheit zu regeln.“
    Der Rabbi war bei ihren Worten ganz grau im Gesicht geworden: „Mein Gott, Kind, was für ein

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