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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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tatsächlich zu dem Namenstausch überreden können.
    Linda, eigentlich Wirtschaftsjournalistin und auf die New Economy spezialisiert, war ihrem Mann, einem hochrangigen Marine, nach Bagdad gefolgt. Seit 2003 recherchierte sie die Hintergründe des Zusammenbruchs der Nasdaq. Lindas Überzeugung war, dass die Nasdaq-Werte von einem geheimen Konsortium gepusht worden waren. Auf dem Höhepunkt hatten die Mitglieder alles verkauft, selbst Milliarden angehäuft, während Millionen Kleinanleger ihr Geld verloren hatten. Linda und sie waren 2012 erstmalig auf eine Spur gestoßen, die direkt nach Washington geführt hatte. Linda hatte ihr sofort nachgehen wollen. Kurz darauf hatte sie von ihrer Schwangerschaft erfahren und war nicht in den Irak zurückgekehrt.
    Rabea war deshalb auf die Idee gekommen, ihren Platz einzunehmen. Sie hatte Jules nach einigem Hin und Her überreden können, das Foto auszutauschen. Der Rest war ein Kinderspiel gewesen. Der amerikanische Verbindungsoffizier hatte sie mit offenen Armen empfangen und nur einen flüchtigen Blick auf ihre Papiere geworfen.
    Bei ihrer Verhaftung vor zwei Jahren war ihr Coup noch kein Thema gewesen. Während der drei Monate, die Rabea im Militärgefängnis verbracht hatte, hatte sie damit gerechnet, dass man sie damit konfrontieren würde. Nichts dergleichen war geschehen. Sie hatte sich immer darüber gewundert. Aber wie hatte es die DIA jetzt, mit knapp zwei Jahren Verspätung, doch noch herausgefunden? Durch Linda mit Sicherheit nicht, sie hätte sich damit selbst belastet. Sie hatten vereinbart, dass, sollte es je herauskommen, sie, Rabea, es auf ihre Kappe nehmen und behaupten würde, die entsprechenden Papiere von Linda gestohlen zu haben.
    Immerhin wusste sie jetzt, woher der Wind wehte. Um ihre Beunruhigung zu verbergen, flüchtete sie sich ins Saloppe : „ Ach, Sie sind Amerikaner? Kompliment, Ihr Deutsch ist perfekt. Spricht Ihr Kollege auch Deutsch?“ Gleichzeitig wog Rabea ab, über wie viele Informationen ihr Gegenüber tatsächlich verfügte. Je nachdem konnten ihre Taktik und sogar ihr Überleben davon abhängen.
    „Miss Rosenthal, lassen Sie die Spielchen. Antworten Sie nur auf meine Fragen.“
    An diesem Punkt trat der Blonde mit dem Dunklen zum ersten Mal in Blickkontakt. Die beiden Männer wechselten die Plätze.
    Rabeas grüne Augen wurden eine Spur schmaler. Was kam jetzt? Guter Agent, böser Agent?
    Der zweite Agent setzte sich kerzengerade auf den Stuhl, richtete die Akte in einem exakten Rechteck vor sich aus und wiederholte die gestellten Fragen Wort für Wort. Er sprach ebenso gut Deutsch wie sein Kompagnon, mit einem leicht schwäbischen Akzent. Rabea tippte auf ein Studium in Stuttgart.
    Nachdem er geendet hatte, lehnte sich Rabea erneut zurück. Sie musterte die beiden von oben bis unten: „Ihr seht zwar gut aus, aber an eurem Charme solltet ihr noch arbeiten. Anders klappt das nicht, mich zur Zusammenarbeit zu bewegen.“ Rabea wich den Fragen weiter aus und provozierte die Agenten absichtlich. Sie wollte sehen, wie weit sie bei ihnen gehen konnte.
    Nicht ein Muskel zuckte im Gesicht des Olivfarbenen. „Uns sind Ihre Neigungen durchaus bekannt. Wir wissen, dass Sie eine besondere Vorliebe für junge Priester hegen.“ Die subtile Andeutung ihrer früheren Liebesbeziehung zu Lukas von Stetten sollte ihr wohl signalisieren, dass ihr Gegner seine Hausaufgaben gemacht hatte.
    Der Blonde lehnte sich nun mit dem Rücken zu seinem Partner neben sie an den Tisch: „Miss Rosenthal, wir wissen, dass Sie Angst haben. In das Band an Ihrem Handgelenk ist ein Pulsfrequenzmesser eingebaut. Beantworten Sie einfach unsere Fragen, umso früher können wir das hier beenden.“
    Rabea riss die Augen auf: „Was Sie nicht sagen! Tut mir ehrlich leid, wenn ich Ihnen Ihren Feierabend versaue“, erwiderte sie. Ihre Stimme wurde um einen Ton schärfer: „Korrigieren Sie mich, wenn ich etwas falsch interpretiert haben sollte. Aber meines Wissens bin ich keiner freundlichen Einladung zu einem Plausch in Ihre gemütlichen Räumlichkeiten gefolgt. Lassen Sie also die Psychokacke! Sie hätten genauso Angst, wenn man Sie mitten in der Nacht aus Ihrer Wohnung entführt, unter Drogen gesetzt und mit unbekanntem Ziel verschleppt hätte. Was ist mit meiner Katze?“
    Der Blonde schüttelte irritiert den Kopf. „Wir wissen nichts von einer Katze.“
    „Die Katze, die vermutlich jetzt allein in meiner Wohnung in Tanger sitzt und demnächst tot sein wird, weil sich

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