Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
sollte.
Clayton hatte sofort seine Leute nach London in Marsch gesetzt, um zu retten, was zu retten war. Muller hatte es so arrangiert, dass die Frau in einer Dependance des MI6 befragt werden konnte.
Es war ein glücklicher Zufall, dass Clayton den Leiter des MI6 von früher kannte. Ein Anruf von Clayton, und McKenzie und Crow hatten die Frau von Mullers Agenten übernehmen können.
Die ganze Angelegenheit ging Clayton gegen den Strich. Mullers Alleingang hatte ihn bereits irritiert. Doch der Anruf, der ihn zwang, den Mann wieder einzusetzen, gab ihm vollständig Rätsel auf. Clayton konnte sich nicht erklären, was für ein Spiel das Pentagon hier mit ihm trieb. Sein Instinkt signalisierte ihm Gefahr.
Muller hatte behauptet, dass er einen anonymen Tipp erhalten habe, dass sich die Frau, die sich für die ermordete Linda Farraday ausgegeben hatte, in Tanger versteckt hielt. Und dass die CIA ebenfalls an ihr interessiert wäre. Darauf jedenfalls verwettete er seinen Arsch.
Ein Klopfen war zu hören und Clayton verschwand kurz aus dem Bild. Die beiden Agenten in London hörten ihn fragen:
„Was gibt es denn so Dringendes, Sally?“ Sally war Claytons langjährige Sekretärin. Von der Antwort bekamen McKenzie und Crow nichts mit, aber Direktor Claytons derber Fluch war deutlich zu hören. Dieser wandte sich wieder dem Bildschirm zu: „Dieser Hurensohn Grant Robertson ist soeben vorgefahren.“
Die beiden Agenten im fernen London sahen sich an. Grant Robertson? Der Deputy Director der CIA?
„Jetzt wird's richtig lustig“, murmelte Crow.
„Ich vermute“, fuhr Clayton fort, „dass er inzwischen weiß, wer ihm bei seiner Aktion dazwischengefunkt hat. Ha, er wird meinen Kopf fordern! Ihr müsst die Frau da sofort raus schaffen. Ab sofort seid ihr auf euch allein gestellt. Offiziell muss ich mich von der Aktion distanzieren. McKenzie, Crow, ihr seid suspendiert. Und haltet verdammt noch mal eure Schwänze unter Kontrolle! Ende.“ Der Bildschirm wurde schwarz.
Kapitel 10
Washington, D.C.
Es war kein Zufall, dass der CIA-Mann Robertson bei der DIA auftauchte und den Director sprechen wollte. Es bestätigte Mullers Aussage, dass auch die CIA an der jungen Frau interessiert war.
Clayton konnte den CIA-Mann nicht ausstehen. Er war Robertson bereits zu Beginn seiner Karriere beim FBI bei einer illegalen Aktion auf die Füße getreten. Die Abneigung beruhte daher auf voller Gegenseitigkeit.
Doch Clayton war vorbereitet. Nachdem vor einigen Wochen sein langjähriger Freund, Deputy Director Henry Friedenberger, grundlos abgelöst worden war, hatte er Nachforschungen über diesen Muller angestellt. Dabei war er bei seinen Recherchen auf eine interessante Verknüpfung gestoßen: Muller und Robertson hatten beide dieselbe Universität in Columbia besucht - zwar verschiedene Fakultäten -, doch sie gehörten der gleichen Studentenverbindung an. Leider hatte Clayton ihnen in jüngster Zeit keinen direkten Kontakt nachweisen können, dazu waren beide Männer wohl zu vorsichtig und zu schlau.
Clayton wusste jedoch, dass hier etwas ganz gewaltig stank und es war mit Sicherheit nicht seine Havanna. Es war nicht auszuschließen, dass die CIA sich der DIA in Tanger bedient haben könnte, um sich selbst nicht die Hände schmutzig machen zu müssen. Wäre nicht das erste Mal, dass die CIA ihre Drecksarbeit anderen überließ, um danach für sich die Sahne abzuschöpfen. Arbeiteten Muller und Robertson heimlich zusammen? Da stellte sich vor allem die Frage nach dem Warum. Was lief hinter seinem Rücken zwischen der CIA und dem DIA?
Er bemerkte, dass Muller ihn beobachtete. Clayton wandte sich von ihm ab und griff nach seiner Havanna. Er gönnte sich einen tiefen Zug. Was für ein verdammter Scheißtag! Seine Frau hatte ihn am Morgen wegen der Hochzeitsvorbereitungen ihrer Tochter bereits in den Wahnsinn - und ohne Frühstück - aus dem Haus getrieben. Dann war da sein verdammtes Knie, das wieder höllisch schmerzte. Er hatte kaum geschlafen, aber an eine Operation war nicht zu denken. Es gab zu viel Arbeit, die erledigt werden musste. Und jetzt musste er sich auch noch mit diesen verfluchten Mistkerlen Muller und Robertson, herumschlagen, die zusammen irgendeine konspirative Scheiße auskungelten, während seine zuverlässigsten Männer, McKenzie und Crow, in die Basic-Instinct-Falle getappt waren. Wirklich, ein verdammter Scheißtag! Und dabei war er noch lange nicht zu Ende.
„Ich hätte eine Idee!“,
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