Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
die Kameras und starrte danach den beiden Männern auf den Schritt.
Der Blonde wandte sich nun von ihr ab und hob dabei seine Hand in einer typischen Geste an sein Ohr. Rabea kannte sie gut von ihrer eigenen Tätigkeit als Fernsehjournalistin. Sie vermutete, dass er ein Mikro darin hatte und eben eine Anweisung erhielt.
Das Mindeste womit Rabea bei ihrer Aktion gerechnet hatte, war, dass sie sich damit eine Ohrfeige einhandeln würde. Stattdessen traten die Agenten den geordneten Rückzug an und verschwanden durch die Tür.
Merkwürdig. Jetzt warRabea verblüfft. Ihr erster Eindruck hatte sie also nicht getäuscht. Die beiden Männer waren tatsächlich weniger hartgesotten, als sie vorgaben zu sein. Besonders der Blonde hatte etwas an sich, das sie herausforderte und neugierig machte. Rabea rief ihnen noch ein „Feiglinge“ hinterher. Dann zog sie sich in aller Ruhe Jeans und ein T-Shirt über.
Keiner spielte so gut auf der Klaviatur der Männer wie Rabea.
Kapitel 9
London und Washington, D.C.
Die beiden Agenten wurden umgehend in den Videokonferenzraum zitiert. Ihr Vorgesetzter, Director Clayton, der das Desaster seiner Männer auf dem Bildschirm mitverfolgt hatte, empfing sie gereizt: „Was sollte das sein? Ein Verhör? Eher das Paradelehrstück, wie man sich die Regie bei einem Verhör aus der Hand nehmen lässt. Ich sollte die Aufnahmen hier ins DIA-Hauptquartier in Washington schicken, damit unsere Rekruten lernen, wie man es nicht macht. Verdammt, McKenzie, Crow, Sie haben sich angestellt wie die letzten geilen Trottel“, brüllte er zuletzt. Das Gesicht des Directors hatte sich dunkelrot verfärbt.
Plötzlich kam ein weiterer Mann ins Bild. Ausgerechnet Muller! Die beiden Agenten in London sahen sich an und stöhnten innerlich auf.
Der stellvertretende Director Rupert Muller war bis an den Rand mit Häme angefüllt, als er jetzt süffisant bemerkte: „Ihr Plan, die Frau einzuschüchtern, ist dann ja wohl gründlich in die Hose gegangen - wenn ich mir das kleine Wortspiel erlauben darf.“ Er grinste anzüglich.
„Sir, wenn ich Sie daran erinnern darf, wir sind strikt gegen diese Vorgehensweise gewesen. Wir hätten auf Kooperation gesetzt und nicht auf Entführung und Drogen. Sie, Sir, haben die illegale Operation in Tanger befohlen“, verteidigte sich der Blonde gegenüber Muller.“
„Mit Recht! Wir haben gerade live erlebt, wie sie Sie voll bei den Eiern hatte, McKenzie. Ich habe Sie gewarnt, das Weib ist höllisch intelligent. Und nicht so dämlich wie Sie! Die ist Ihnen tausendfach überlegen. Egal, wie wenig Sie ihr sagen, es wird immer zu viel sein. Ich will wissen, was sie weiß und ihr nicht erzählen, was wir wissen. Wenn Sie zu blöd sind, die Frau zum Reden zu bringen, sollten Sie besser jemand anderem die Arbeit überlassen. Sie sind hier fehl am Platz, das habe ich gleich am ersten Tag gesehen. Wenn es nach mir ginge, hätten Sie zwei Armleuchter den Auftrag niemals übernehmen dürfen!“ Mullers Gesicht nahm nun den ganzen Bildschirm ein. Sein Hass lag spürbar im Raum und überbrückte mühelos den Atlantik.
McKenzie hatte keinen Schimmer, was er dem Typen getan haben konnte, der erst vor wenigen Wochen in die Zentrale nach Washington versetzt worden war und seitdem keine Gelegenheit ausließ, um ihn beim geringsten Anlass ans Bein zu pissen.
„Das reicht jetzt, Muller“, griff Director Clayton ein.
Sein Stellvertreter erkannte, dass es besser war, sich für den Moment zurückzuhalten. Es fiel ihm nicht schwer, sich zu gedulden. Seine Zeit würde bald kommen. Sehr bald.
Mit seinem Plan, die Frau gewaltsam aus ihrer Wohnung in Tanger zu entführen und nach London bringen zu lassen, hatte er seine Kompetenzen weit überschritten. Er hatte Clayton nicht informiert, da dieser niemals einem derartigen Verstoß gegen die Gesetze von gleich mehreren Staaten zugestimmt hätte. Der Mann war Old school , dachte er verächtlich . Er hinkte der Zeit und den Entwicklungen zu sehr hinterher.
Clayton hatte wie ein Berserker getobt, sobald er von Mullers Alleingang erfahren hatte. Er hatte Muller angewiesen, die Aktion sofort zu stoppen und ihn dann suspendiert.
Ein Anruf aus dem Pentagon hatte Clayton dann innerhalb einer Stunde zurückgepfiffen. Muller war wieder eingesetzt worden und Clayton hatte die Anweisung erhalten, dass die Aktion zu Ende geführt werden sollte, was hieß, dass die Gefangene in London durch DIA-Agenten befragt werden
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